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Um den CO2-Ausstoß bis ins Jahr 2020 um 40 Prozent zu verringern, hat die Bundesregierung ein integriertes Energie- und Klimaschutzprogramm beschlossen. Eckpunkte darin sind die Energieeinsparverordnung, das CO2-Gebäudesanierungsprogramm sowie das Erneuerbare-Energien-Wärme-Gesetz – allesamt Maßnahmen, die allein den Bausektor betreffen und somit konkreten Einfluss auf die Nutzungs- und Betriebsphase eines Gebäudes nehmen.
Dieser neue Umweltgedanke wird den Baubereich stark verändern. Denn künftig will der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes von der Wiege bis zur Bahre gleichermaßen berücksichtigt sein. Ausgangspunkt ist die Planungsphase. In ihr fallen wesentliche Entscheidungen über die Qualität des Gebäudes. Die Instandhaltungs- und Modernisierungsphase, die Umnutzungs- oder Erweiterungsphase und gegen Ende der Rückbau und das Recycling vervollständigen den Kreislauf. Aspekte der Nachhaltigkeit – ökonomische wie ökologische, soziale wie kulturelle – rücken zunehmend in den Vordergrund und bringen erhöhte Anforderungen an die Planung mit sich. Und damit nicht genug: Auch die gestalterischen Aspekte, Funktion und Technik gilt es mit fachlichem Know-how zu bedienen.
Geht man bei einem Gebäude von einer Lebensdauer von 80 Jahren aus, nimmt die Betriebs- und Nutzungsphase im Gesamtkreislauf den größten und variabelsten Anteil in Anspruch. Mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit hängt deshalb viel davon ab, wie sich die Energiepreise entwickeln. Um den Bauherrn hier vor bösen Überraschungen zu schützen, legt der Architekt deshalb bereits in der Planungsphase sein besonderes Augenmerk auf die Minimierung der Lebenszykluskosten, vor allem die Erstellung und den Betrieb.
Viel Geld lässt sich sparen über eine Festlegung beim Gebäudestandard: Das sogenannte KfW-Effizienzhaus 70 verbraucht 70 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr, das KfW-Effizienzhaus 40 nur 40, das Passivhaus liegt bei 15 und das Nullenergiehaus benötigt überhaupt keine Zufuhr von Primärenergie. In Verbindung mit dem Einsatz effizienter Technik oder hausintegrierter dezentraler Anlagen – dazu gehören Solaranlagen, Wärmepumpen zur Wärmebereitstellung oder kleine Blockkraftwerke mit Kraft-Wärme-Koppelung – macht den Besitzer unabhängig von Energiepreisschwankungen.
Wirtschaftlichkeit und Ökologie stehen also in engem Zusammenhang. Doch nicht nur mit Blick auf den eigenen Geldbeutel, auch hinsichtlich der globalen Folgen empfiehlt es sich für jeden Bauherrn, einen Beitrag zur Senkung von CO2-Emissionen zu leisten.
Schon zu Beginn des Bauprozesses lenkt der Architekt oder die Architektin den Blick auf eine mögliche Flächenreduzierung und erarbeitet im Gespräch mit dem Bauherrn die Ansprüche an das künftige Wohnen. Bietet sich eventuell der Zusammenschluss zu einer Bauherrengemeinschaft an, um so Schnittmengen für eine kollektive Nutzung zu entdecken? Damit sich das Gebäude auf lange Zeit für die gleichen Personen eignet, gilt es auch soziale und kulturelle Aspekte gründlich zu erwägen. Ein Haus auf der grünen Wiese mag dem Bauinteressierten wegen den geringeren Grundstückspreisen zunächst attraktiver erscheinen. Doch wie sieht es langfristig mit dem Aufwand für Benzin aus, wenn jeder Gang zum Bäcker, Arzt oder Kino nur mit dem Auto stattfinden kann? Und welche Möglichkeiten hat ein älterer Mensch, wenn die Mobilität abnimmt, entsprechende öffentliche Infrastruktur jedoch fehlt? Der Wert einer zentrumsfernen Immobilie ist oft nicht nachhaltig. Muss sie veräußert werden, lassen sich nur selten ähnliche Kaufpreise erzielen wie bei einem entsprechenden Gebäude im innerörtlichen Raum. Auch die Vermischung von Arbeit, Wohnen und Freizeit hat Einfluss darauf, dass Bauten dauerhaft funktionieren und existieren.
Bei der konkreten Planung legt der Architekt ein besonderes Augenmerk darauf, die Grundrisse und Ausstattung flexibel zu halten. Sind die Räume ungefähr gleich groß, ist ein Tausch bei der Nutzung unproblematisch: Das frühere Kinderzimmer wird zur Bibliothek, das ehemalige Büro zum Salon – der Wohnraum passt sich den verschiedenen Altersphasen und Haushaltsgrößen an.
Ebenfalls im Sinne der Nachhaltigkeit sorgt der Architekt für ein gesundes Bauen und Wohnen. Ziel ist, mit den Ressourcen schonend umzugehen. Es beginnt bereits in der Planungsphase mit der Lage des Gebäudes auf dem Grundstück. Eine natürliche Belichtung und Besonnung sind erste gute Voraussetzungen für den Wärmeschutz sowie für die Nutzung der aktiven und passiven Solarenergie. Kurze Erschließungswege mit wasserdurchlässigem Material wie zum Beispiel Kies oder Kleinpflaster, minimieren die Oberflächenversiegelung und schützen den Boden. Das Niederschlagswasser kann auf natürliche Weise versickern und bietet sich gleichzeitig zur eigenen Wasserbewirtschaftung an.
Der Architekt berät den Bauherrn bei der Auswahl von Konstruktion und Baumaterialien. Klare Vorteile bietet die Modulbauweise oder der Einsatz vorgefertigter Teile. Hier haben sich besonders in neuester Zeit Holzbaussysteme wie die Holzrahmenbauweise bewährt. Ein hoher Vorfertigungsgrad führt zu Kosteneinsparungen, außerdem können die Elemente wiederverwendet werden. Auch bei der Wahl der Ausbaumaterialien achtet der Architekt auf Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit und darauf, dass die Baustoffe emissionsarm sind. Dazu eignen sich besonders nachwachsende Rohbaustoffe, die dem Prinzip des nachhaltigen Bauens entsprechen und die Regeneration der Ressourcen ermöglichen. Neben Holz gehören auch Materialien wie Lehm für die Putz- und Mauerarbeiten oder Hanf, Schafwolle, Zellulose und Stroh für Wärmedämmarbeiten dazu.
Zukunftsfähiges Wohnen betrifft genauso das Bauen im Bestand. Hier liegt der Hauptschwerpunkt auf der energetischen Modernisierung von Gebäuden. Bis hin zum Passivhausstandard ist die Optimierung des Energieverbrauchs bei der Altbausubstanz möglich. Bei einer hochgedämmten und luftdichten Außenhülle sorgt eine kontrollierte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung für den notwendigen Luftaustausch und die Wärmeerzeugung. Der Energieverbrauch und somit die Kosten werden reduziert, gleichzeitig verbessert sich das Wohnklima und der Wert des Gebäudes steigt.
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