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Dürrstraße 2370193 Stuttgart
Gegensätze ziehen sich an
Schlicht, klar und doch voller Atmosphäre – natürliche Materialien und Sichtbeton gehen in diesem Haus in Stuttgarts Halbhöhenlage eine besondere Symbiose ein.
Fast scheint der Kubus über Stuttgarts Talkessel zu schweben: Hoch über der Straße trägt ein zurückgesetztes Gartengeschoss die zwei oberen, überkragenden Ebenen. Die Fassade des Baukörpers wird durch große Verglasungen nach Süden und Westen geöffnet – die anderen Seiten sind geschlossener, nur schmale Fensterbänder bieten gezielte Ausblicke, aber kaum Einblick. Wärme – ein Wort, das man nicht zwingend mit Beton in Verbindung bringt. Aber das Sichtbetonhaus in begehrter Halbhöhenlage strahlt Wärme aus. Der Ton von eloxiertem bronzefarbenem Alu, aus dem die Fensterprofile, der Sonnenschutz und das Garagentor mit Lochblech-Optik sowie die Außentüren hergestellt sind, reflektiert auf den hellen, teilweise sandgestrahlten Sichtbeton und setzt warme Akzente.
Über mehrere Ebenen verteilen sich die Lebensräume der dreiköpfigen Familie. Das Garagengeschoss auf Straßenniveau bildet die Basis. Von dieser Ebene aus fährt ein Aufzug alle Wohnetagen barrierefrei an. Wer fit ist oder bleiben will, steigt von der Straße die vielen Stufen bis zur Eingangsebene hoch – hier im Erdgeschoss kocht, isst und wohnt die Familie, mit einem grandiosen Blick auf die Stadt und die sie umgebende Natur. Der Funktionskern, der Aufzug und Vorratsraum umschließt, gliedert den offenen Raum. Auf der östlichen Seite liegen die Küche und der Essbereich mit großem Esstisch, das Wohnen orientiert sich nach Westen. Von dort gelangt man ebenerdig auf die direkt anschließende Terrassenfläche. Im Geschoss darüber befinden sich Schlafzimmer, Ankleiden, Bad und der offene Arbeitsraum. In diesem Bereich verbinden ein Luftraum und die zweigeschossige Verglasung die beiden Ebenen. Der außen liegende Sonnenschutz, der oft nur eine kleine Nebenrolle spielt, ist hier prägendes gestalterisches Element: Nach oben geklappt, funktionieren die gefalteten Metallsegmente, die die stringente Ordnung der Fassade kontrastieren, wie ein konstruktiver Sonnenschutz. Geschlossen schafft das Lochblechmuster bei starker Sonneneinstrahlung wunderbare Lichtstimmungen in den Räumen. Der Sohn bewohnt eine eigene Etage - das in den Steilhang geschobene Gartengeschoss. Daneben finden ein Fitnessraum und das Gästezimmer Platz, alle mit direktem Zugang zur Gartenebene und zum etwas tiefer liegenden Pool.
Wie außen sind auch innen nur wenige Materialien und Farben verwendet worden. Decken und einige Wände zeigen sich in Sichtbeton, ansonsten sind die Wände sehr glatt verputzt und weiß gestrichen. Der Funktionskern setzt sich kontrastreich mit seinem satt braunen Anstrich ab und korrespondiert mit dem gebürsteten Eichenholz der raumhohen Küchenmöbel. Auch die Böden sind aus warmtonigen Materialien: auf der Wohnebene offenporiger Oberdorlaer Muschelkalk, im Obergeschoss geräucherte Eiche, deren Dunkelbraun auf die in gebrochenem weiß gestrichenen Wände reflektiert. Passend dazu schlichte, elegante Möbelklassiker, wobei die Einbaumöbel und die Küche nach Entwürfen der Bauherren vom Schreiner angefertigt wurden. Lichtakzente setzen die kleinen Deckendownlights, dazu indirekte Beleuchtung und einige Sonderleuchten, die die Materialien durch gezielte Lichtführung inszenieren. Nicht nur der pointiert eingesetzten asiatischen Möbelstücke wegen durchweht die Räume ein Hauch fernöstlicher Gelassenheit – eine meditative Ruhe, die besonders durch den Zusammenklang ausgesuchter Materialien und Farben, fein dosierter Braun- und Erdtöne und der klaren, aufs Wesentliche reduzierten Architektur entsteht.
Verteilt sich das Leben innen auf drei Etagen plus Garagengeschoss, wurden außen fünf terrassierte Ebenen aus dem steilen Hang geformt, jeweils mit Stützmauern aus Sichtbeton gehalten. Auch im Außenbereich kam Thüringer Oberdorlaer Muschelkalk zum Einsatz, wodurch sich die Übergänge von drinnen nach draußen fließend gestalten. Die unterschiedlichen Terrassen schaffen atmosphärische Rückzugsorte und Treffpunkte, je nach Situation und Laune.
Doch Bauen am Steilhang verheißt nicht nur weite Blicke. Die Gründung kann, wie auch in diesem Fall, äußerst problematisch und aufwendig sein. So musste eine Rutschscholle am Abgleiten gehindert und wegen des steilen Hanges mit geländegängigem Bagger eine Zwischenaushub-Ebene für die teilweise sehr tief reichenden Streifenfundamente geschaffen werden. Die tragen nicht nur das Haus, sondern stützen auch das Gelände ab.
Neben der Stabilität kommt auch die Wärme aus der Erde. Das Gebäude wird ausschließlich mit einer außentemperaturgesteuerten Wärmepumpe beheizt. Dazu wurden vier Erdsonden mit je 160 Metern Tiefe gebohrt, um die Erdwärme nutzen zu können. Das macht die Bewohner unabhängig von Öl und Gas, nur etwas Strom zum Antrieb der Wärmepumpe ist nötig. Diese versorgt die Fußbodenheizung, den Trinkwasserspeicher sowie die Bauteilaktivierung. Das heißt, in den Decken fließt warmes Wasser durch Kunststoffröhren, dadurch wird die Gebäudemasse als Übertragungs- und Speichermasse thermisch aktiviert und so zur Temperaturregelung genutzt. Im Sommer werden zur Kühlung des Hauses sowohl die Bauteilaktivierung als auch die Fußbodenheizung mit kaltem Wasser aus den Erdsonden durchströmt. Die Solaranlage auf dem Dach dient dazu, das Wasser des Pools aufzuheizen und die Temperatur zu halten.
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.