Botanischer Garten - Sanierung der Schaugewächshäuser
Hans-Thoma-Straße 6
76131 Karlsruhe
helleckes landschaftsarchitektur, Stefan Helleckes, Karlsruhe; Projektleiterin: Maret Stoll | architekturbüro ruser + partner mbb, Veit Ruser, Stefan Nessler Karlsruhe; Projektleiter: Sebastian Wünsch, Konstantin Jerabek
Land Baden-Württemberg, vertreten durch Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Karlsruhe | Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, Zentrale Bruchsal; Denkmalkonzept: Prof. Dr. Hartmut Troll
2018
Bauzeit: 2014 – 2018
Situation
Die Karlsruher Schaugewächshäuser bilden mit den angrenzenden historischen Gebäuden im Botanischen Garten eine bauliche Einheit. Das in drei Baukörper gegliederte Gebäude besteht aus einem erhöhten Zentralbau sowie zwei seitlich anschließenden niedrigeren Glashäusern, in denen ausgewählte Pflanzen verschiedener Vegetationszonen präsentiert werden.
Historischer Kontext
Baugeschichtlich repräsentierten die von Heinrich Hübsch ab 1853 erbauten Glashäuser bis zum zweiten Weltkrieg die Tradition der höfischen Gewächshauskultur der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts. Im Rahmen der Gebäudesanierung wurde das Innere der Gewächshäuser in Anlehnung an die bauzeitliche Nutzung und Gestaltung neu interpretiert und die während des Wiederaufbaus verloren gegangene Besonderheit wieder ablesbar gemacht. Dabei stehen der Übergang vom streng Gegliederten zum organisch Geschwungenen für die bauhistorischen Strömungen im 19.Jhdt., wie sie durch Hübschs klare Formensprache und die Veränderungen unter seinen Nachfolgern Berckmüller und Dyckerhoff zum Ausdruck kamen.
Historische Brunnenfunde und die vorhandene Skulpturenausstattung wurden im Rahmen der Gestaltung neu in Wert gesetzt. Das Pflanzeninventar orientiert sich an Beschreibungen aus überlieferten historischen Quellen. Im Rahmen der Umbaumaßnahmen konnte der Eingang wieder auf die Seite des Kalthauses verlegt werden und entspricht damit der historischen Lösung, die den Gang vom Trockenen ins Feuchte und vom Kühlen ins Warme vorsah.
Sanierung Glashäuser
Die energetisch sanierte Glasfassade wurde nach historischem Vorbild gerundet ausgebildet. Im Innern konnte trotz statischer Ertüchtigung die Raumwirksamkeit der ersten Eisenkonstruktion sensibel herausgearbeitet werden. Die gestalterische Grundlage hierfür bildet ein überlieferter Gebäudeschnitt durch die Häuser, der das Erscheinungsbild zur Zeit der ersten Stahlkonstruktion aus Flusseisen zeigt. Diese zeichnerische Darstellung war auch Vorbild für die Anordnung der Wege und Fenster begleitenden Stellagen im Kalthaus.
Kalthaus
In dem ursprünglich als Kamelien- und Blumenhaus konzipierten und bis zum Umbau als Kakteenhaus genutzten Glashaus wurde die historische Kübelkultur wieder aufgenommen.
Palmenhaus
Im Palmenhaus wurden die Raumvertikale und der wintergartenartige Charakter herausgearbeitet. Die Anordnung der Pflanzflächen und die neue Verortung des Viktoria-regia-Beckens unterstreicht die Symmetrie der Gesamtanlage.
Tropenhaus
Ein geschwungenes Wegesystem unterstützt die dichte tropische Atmosphäre. Die Gesamtkomposition zeigt neben inszenierten Brunnen, Statuen und Epiphyten viele Nutzpflanzen, die in den Häusern schon im 19. Jahrhundert ausgestellt wurden.