Historische Kelter Ötisheim, Sanierung, Restaurierung, Umbau
Schönenberger Straße 13
75443 Ötisheim
weinbrenner.single.arabzadeh. ArchitektenWerkgemeinschaft, Nürtingen, Projektleitung: Frank Hihn, Wolfgang Kalbantner
Gemeinde Ötisheim, vertreten durch Bürgermeister Werner Henle
2010
Die "Historische Kelter" aus dem Jahr 1701 liegt inmitten des alten Ortskerns von Ötisheim oberhalb der Wehrkirche und dem Pfleghof, am Scheitelpunkt der steil ansteigenden Schönenberger Straße. Durch die exponierte Lage und ihre talwärts gerichtete Schaufassade von rund 15 m Höhe erhält die Kelter eine besondere Bedeutung für das Ortsbild. Die Kelter ist Kulturdenkmal besonderer Bedeutung gemäß § 28 Denkmalschutzgesetz.
Mit ihren Abmessungen von ca. 13 m Breite und 27 m Länge ist sie das größte Bauwerk innerhalb der alten Ortsgrenzen und bedeckt eine Grundfläche von rund 350 qm. Das gesamte Erdgeschoss wird durch eine ebenerdige dreischiffige Kelterhalle von gut 5 m Höhe eingenommen. Über die Jahrhunderte wurde hier mit mehreren Kelterbäumen Trauben und Obst gepresst. Das Obergeschoss des Gebäudes diente zur Lagerung von Tabak, Getreide und landwirtschaftlichen Gerätschaften.
Das Konzept der Umnutzung der Kelter liegt im Erhalt ihrer großräumigen Struktur, d.h. die vorgenommene Umnutzung bedeutet nicht Umbau, sondern Integration neuer, zeitgemäßer Nutzungen in ein durch ihre historische Funktion als Kelter und Speicher geprägtes Gebäude. Die aus der Historie der Kelter entwickelte Aura, ihre Gebrauchsspuren und der natürliche Alterungsprozess sind wichtiger Bestandteil des Material- und Gestaltungskonzeptes. Die für den Einbau der neuen Nutzung notwendigen Materialien werden der alten Bausubstanz ablesbar gegenübergestellt. Erforderliche Reparaturen an der historischen Substanz bleiben sichtbar und werden einem Ersatz grundsätzlich vorgezogen.
In der Zeit von 2005 bis 2010 wurde das Gebäude umfassend saniert. Dabei wurde allergrößter Wert darauf gelegt, dass das für die Kelter Ötisheim besonders charakteristische beidseitige Sichtfachwerk unverändert erhalten bleibt. Die technische und bauliche Umsetzung dieser Vorgaben waren eine große Herausforderung an die Architekten und Fachplaner. Immerhin mussten in dem 300 Jahre alten Gebäude neue Nutzungen und Standards des 21. Jahrhunderts realisiert werden.
Zugunsten der hochwertigen historischen Räume und der wertvollen Nutzflächen im Erdgeschoss und Dachgeschoss wurden Nebenräume, Technikbereiche und die Vorwärmküche in einer neu erstellten Teilunterkellerung an der nördlichen Hangseite mit ebenerdigem Zugang untergebracht. Alle Geschosse sind behindertengerecht über einen neuen Aufzug in filigraner Stahl/Glas-Konstruktion erschlossen. Der Außenbereich wurde sympathisch mit einfachen Mitteln gestaltet. Mittelpunkt ist der neu angelegte Kelterplatz mit direkter Verbindung zur Kelterhalle.
Heute bietet die restaurierte "Historische Kelter" mit den zwei großen Festsälen vielfältige Nutzungsmöglichkeiten in herausragendem historischem Ambiente und ist bereits jetzt eine gefragte Adresse für Ötisheim und die weitere Umgebung.
BGF: 2.100 m²
BRI: 4.700 m³
Baukosten: 4 Mio. Euro
Bearbeitung: Leistungsphasen 1-9
Fertigstellung: September 2006