Hochschule Pforzheim, Fakultät für Gestaltung
Holzgartenstraße 36
75175 Pforzheim
MGF Architekten GmbH, Armin Günster, Hartmut Fuchs, Josef Hämmerl, Jan Kliebe, Stuttgart, Projektleiter: Armin Günster, Landschaftsarchitekten: Neher Landschaftsarchitektur, Sindelfingen
Vermögen und Bau Baden-Württemberg Amt Pforzheim
2010
Aufgabe
Die Fakultät für Gestaltung der Hochschule Pforzheim ist im Jugendstilgebäude aus dem Jahr 1911 der ehemaligen Großherzoglichen Kunstgewerbeschule in der Holzgartenstraße 36 untergebracht. Der dreiflügeligen Anlage fehlte am Ostflügel der gebaute Abschluss. Gegenstand des Neubaus ist die Erweiterung des bestehenden Gebäudes mit der Zielsetzung, einzelne Fachbereiche wieder in der Holzgartenstraße unterzubringen. Im besonderen werden größere stützenfreie Flächen für Seminare und einen Hörsaal benötigt, die in dieser Form im Bestand nicht vorhanden sind.
Kontext
Das denkmalgeschützte Gebäude ist seit jeher als Schule für Gestaltung genutzt worden. Der Bau weist eine detaillierte und geschmückte Fassade aus Naturstein und Putzflächen auf. Die Fensterflächen der Ateliers orientieren sich hauptsächlich nach Norden und sind als zweischalige filigrane und feingliedrige Stahlkonstruktion ausgeführt. Diesem Ensemble wird mit der Erweiterung der u-förmigen Anlage der räumliche und bauliche Abschluss geschaffen. Die Silhouette der Hochschule für Gestaltung erhält durch den Hochpunkt des Ergänzungsbaus an der südwestlichen Ecke einen markanten Gegenpol zum Eingangsportal. Der Bestand wird mit einem klaren, orthogonalen Baukörper ergänzt, der sich mit seiner gestalterischen Zurückhaltung harmonisch in diesen Rahmen einfügt. Dadurch umschließt die Blockrandbebauung den attraktiven nach Süden orientierten Hof. Diese Freifläche nutzt die hier angeordnete Cafeteria und ist zugleich die Aufenthaltsfläche für die Studierenden.
Organisation, Geometrie
Der aufragende sechsgeschossige Erweiterungsbaukörper wird durch ein zurückgesetztes Treppenhaus mit dem Bestand verknüpft. Jedes Stockwerk erhält somit am Ende des Flures einen großen, flexibel nutzbaren Raum. Dieser Raum ist auf drei Seiten massiv umschlossen und hat eine komplett offene Seite zum Hof. Innenräumlich wird der Blick zur grünen Mitte des Gebäudekomplexes gelenkt und nach außen erfolgt eine gewisse Abschirmung zum Straßenraum. Geometrisch bezieht sich die Hüllflächenstruktur des Neubaus auf das Gesamtensemble und stärkt die Beziehung zum Innenhof.
Neben dem Hörsaal im Erdgeschoss stehen der Fakultät fünf großflächige Seminar- und Arbeitsräume für flexible Nutzungen zur Verfügung. Das oberste Geschoss wird durch eine Galerie in einen zusammenhängenden Raum erweitert. Die Belichtung der Verbindungstreppe des Galeriegeschosses erfolgt durch Oberlichter.
Der Hörsaal im Erdgeschoss ist unmittelbar dem Hofeingang zugeordnet. Die Seminar- und Arbeitsräume liegen an den Fluren des Altbaues. Die klare Gebäudestruktur ermöglicht eine einfache Installationsführung und einen wirtschaftlichen Gebäudebetrieb. Hörsaal und Seminarräume sind mit modernster Medientechnik ausgestattet.
Konstruktion, Gestaltung
Massive Stahlbetonwände- und decken bilden stützenfreie, ca. 145 qm große Räume. Die Fassade zum begrünten Innenhof ist vollständig verglast. Die Außenseiten des Gebäudes sind überwiegend geschlossen und mit einer Natursteinverkleidung versehen. Die zurückhaltende Gestaltung ist klar und präzise umrissen. Die Anzahl der verwendeten Materialien ist innen und außen auf ein Minimum reduziert. Dadurch wurde eine neutrale Umgebung geschaffen, die den Studierenden Raum bietet, kreative Ideen für die verschiedenen Design Studiengänge der Hochschule zu entwickeln.
Steinfassade
Die Straßenfassaden sind mit Naturstein verkleidet, der sich haptisch und optisch am Bestand orientiert. Zur Karlstraße ist die Fassade als Lochfassade mit Kastenfenstern ausgeführt. Innen sind je Geschoss zwei Fensterreihen angeordnet. Die manuell öffenbaren Aluminiumfenster dienen der natürlichen Lüftung. Außen sind mittig drehbare und arretierbare Einscheibenverglasungen mit filigranen Stahlrahmen eingebaut. Im Erdgeschoss und in der obersten Ebene sind keine Fenster angeordnet. Dadurch wird ein Sockel- und ein Attikabereich ausgebildet, der die steinerne Fläche gliedert und mit der komplett geschlossenen Fassade zur Sophienstraße zu einer Einheit verschmelzen lässt.
Hoffassade
Die nach Westen orientierte, voll verglaste Hoffassade ist mit einem vorgestellten Balkon als zweite Schicht ausgeführt. Dieses Schaufenster zum Hof betont die Beziehung der Seminarräume nach außen. Als feiner Screen ist ein Metallgewebe vorgehängt. Die Ebenen der Balkonkonstruktion variieren die Zahl der Geschossdecken. Um die Belichtung des Erdgeschossraums zu verbessern, ist an der Decke keine Balkonebene vorgesehen. Es zeigt sich ein Spiel der Ebenen. Im Gegensatz zu der rückwärtigen Lochfassade ist hier eine Pfosten-Riegelfassade in einer Mischkonstruktion aus Aluminium- und Stahlelementen mit einer lichten Raumhöhe von ca. 4,30 m ausgeführt. Je zwei symmetrisch angeordnete Fenstertüren dienen der Lüftung und der Erschließung der Balkonzone. Im obersten Geschoss ist aufgrund des sommerlichen Wärmeschutzes ein Isolierglas mit im Zwischenraum angeordneten Lamellen eingebaut. In den übrigen Räumen ist ein innenliegender Sonnen- und Blendschutz ausreichend. Dieser dient auch der Verdunkelung für Multimediaanwendungen.
MGF Architekten |||| Günster, Fuchs, Hämmerl, Kliebe
Mitarbeit: Josef Hämmerl, Martina Schlude, Max Haug, Erich Berger
Tragwerksplanung: SLP Ingenieurbüro, Karlsruhe
HLSE: Fischer Husmann Ingenieurbüro, Pforzheim
Baugrunduntersuchung: Ingenieurgruppe Geotechnik, Kirchzarten
Steinfassade: Lauster Steinbau GmbH, Stuttgart
Stahl- und Glasfassade: Woschko Winlite GmbH, Weinsberg
Gesamtbaukosten: 3,1 Mio. Euro
Bauzeit: 10/2008 – 07/2010
Nutzfläche: ca. 950 m²
BGF: 1220 m²
Umbauter Raum: ca. 6000 cbm