Sanierung "Altes Feuerwehrhaus"
Fuchsstraße 21
88512 Mengen
Patrick Dorn Mengen-Ennetach
Helmut List, Mengen
2006
Realisierung: 10/2005 - 08/2006
GESCHICHTLICHER HINTERGRUND (Auszug aus dem Denkmalbuch der Stadt Mengen)
Die genaue Errichtung des einst dreigeschossigen Gebäudes ist unbekannt, die erste baugeschichtliche Nennung war im Jahr 1305. Hier wurde das Gebäude als das Haus ‘Heinrich des Wilden’ erwähnt, bis 1600 diente das Gebäude als Rathaus der Stadt Mengen.
Hohe einhälsige Renaissancesäulen tragen im Erdgeschoss einen mächtigen Unterzug aus Eiche. Die südliche Giebelwand ist Teil der Stadtmauer mit Wehrgang. Im Jahre 1790 fiel der Dachstuhl und das 3. Obergeschoss ein. 1795 wurde das 2. Obergeschoss aus Sicherheitsgründen abgebrochen. Erst im Jahr 1904 wurde das Gebäude wieder aufgebaut und diente dann als Magazin und Holzlager, später als Waag- und Feuerwehrhaus, sowie als Freibank.
AUSGANGSSITUATION
Das stark sanierungsbedürftige Gebäude befand sich im Besitz der Stadt Mengen und stand zum Verkauf. Es wurde ein Investor gesucht, um das Gebäude zu erhalten und somit vor dem völligen Zerfall und einem Abriss zu bewahren. Die Suche nach einem Investor war sehr langwierig, da es erkennbar war, dass zur Sanierung ein hoher finanzieller Aufwand erforderlich sein würde.
PLANUNGSPHASE
Bei der Genehmigungs- und Planungsphase wirkten mit:
- das Stadtbauamt Mengen
- das Landesdenkmalamt Tübingen
- die Landesentwicklungsgesellschaft LEG KG in Stuttgart
Über die gestalterischen und ausführungstechnischen Fragen wurde ein Konsens gesucht und gefunden, so dass die Baugenehmigung mit den denkmalrechtlichen Auflagen am 19.09.2005 erteilt wurde.
ZIELVORSTELLUNG
Die Zielvorstellung des Investors entwickelte sich erst im Laufe der Baumaßnahme konkreter. Die erste wichtigste Aufgabe lag darin, das desolate Gebäude statisch zu sichern.
KONSTRUKTIVE PROBLEMATIK
Erst nach dem Ausbau der vorhandenen Dielenböden und der Freilegung der Sparren an den Auflagern zeigte sich der hohe Grad der Zerstörung. Durch jahrelang eindringendes Wasser, durch Fäulnis und Frostschäden war fast kein Sparren-Balkenanschluss mehr statisch intakt. In enger Zusammenarbeit mit dem Tragwerksplaner wurden konstruktive Lösungen entwickelt und ausgeführt.
GESTALTERISCHER ANSPRUCH
Bei der Sanierung wurde größtes Augenmerk auf den Erhalt der noch vorhandenen Bausubstanz gelegt. Das komplette Holztragwerk wurde in allen Geschossen sichtbar gelassen und lediglich durch zurückhaltende Wandelemente abgetrennt. Abgegangene Hölzer wurden mit Altholz ergänzt, zum Einsatz kam bereits schon verzimmertes Eichenholz aus Abbruchobjekten. Das überputzte Fachwerk der Nordfassade wurde in Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt und dem Sanierungsträger wieder freigelegt. Das Farbkonzept umfasste alle Putz- und Holzteile im Außenbereich.
NUTZUNG NACH DER SANIERUNG
Im Erdgeschoss befindet sich ein großer Ausstellungsraum, der großteils vom Eigentümer genutzt wird. Im September 2006 stellte der Investor seine Räumlichkeiten für die Kunstausstellung des Malers Gottfried Graf zur Verfügung. Über ein Foyer erreicht man über eine moderne Treppe das 1. Obergeschoss, in welchem zwei Einheiten für Wohn- oder Büronutzung ausgebaut sind. Das 2. Obergeschoss, das sich als ein großer zeltförmiger Raum über die ganze Gebäudelänge erstreckt, bildet eine offene und exklusive Wohnform.
PROJEKTDATEN
Tragwerksplanung: Ingenieurbüro Martin Epple, Aulendorf
Sanierungsträger: LEG-KG Stuttgart
Denkmalschutz: Landesdenkmalamt
Rechtliche Beratung: Dr. Brand, Tübingen
Wohn- und Nutzfläche: 542 m²
Bruttorauminhalt: 2.423 m³
Baukosten: 490.000 Euro