Weingut Keller
Badbergstraße 44
79235 Vogtsburg-Oberbergen
geis & brantner, Michael Geis, Ulrich Brantner, Johannes Klorer, Freiburg
Weingut Franz Keller, Vogtsburg-Oberbergen
2013
"Wir haben das Weingut in den Löss versenkt"
Die Verschmelzung von Gebäude und Natur bei optimaler Nutzung der Gravitation für die Weinbereitung waren die entscheidenden Grundlagen des Entwurfs zum Neubau des Weingutes Franz Keller in Oberbergen.
Im Einklang mit den Terrassen des Kaiserstuhls verbindet sich das Gebäude mit der Landschaft. Mit dem Konzept der drei Ebenen, welche gegeneinander versetzt sind, scheint das Gebäude mit der Umgebung zu verschmelzen und greift so gleichzeitig die für den Kaiserstuhl typische und prägende Terrassenlandschaft auf. Der harmonische Übergang von Natur und Gebäude besticht durch seine Selbstverständlichkeit. Sämtliche Dachflächen sind mit einem Wiesensaatgut vom benachbarten Badberg begrünt, welches eigens aus dem Naturschutzgebiet gewonnen wurde. So eingepasst in die einzigartige Kulturlandschaft bietet das Weingut gleichzeitig interessante Einblicke in die Produktionsabläufe und einen einzigartigen Panoramablick von der Terrasse des Weingutrestaurants "Kellerwirtschaft" - Kaiserstuhl zum Anfassen.
Mit dem Eingraben des Weingutes in die Erde entsteht das Energiekonzept von selbst durch die Natur. Die nach Norden ausgerichtete Lage des Grundstücks begünstigt diesen Effekt. Die natürliche Isolation des Erdreiches sorgt für ein gleich bleibendes Klima und die gewünschte konstante Temperatur, die zur Entwicklung und Lagerung des Weines optimale Voraussetzungen bietet. Dies ist die eigentliche entwurfsspezifische Grundlage für das energiebewusste und nachhaltige Konzept. Natürlich erfordert der komplexe Produktionsprozess in einem modernen Weingut eine umfangreiche TGA- und Steuerungstechnik zur Weinbereitung mit Wärme- und Kälteinstallationen für die Prozesssteuerung der unterschiedlichsten Weinbereitungsstufen. Eine besondere Herausforderung war hierbei die Aufgabe, in den Produktionsprozess ein exklusives Restaurant zu integrieren, von welchem aus man die gesamte Weinherstellung hautnah miterleben kann. Darüber hinaus werden die Produktionsflächen, welche lediglich für ca. zwei Monate im Jahr zur Weinbereitung genutzt werden, in der verbleibenden Zeit als multifunktionelle Eventlächen mit allen hierzu notwendigen Anforderungen und Einrichtungen genutzt. Die besondere Herausforderung an die Versorgung der technischen Einrichtungen für die unterschiedlichsten Nutzungsanforderungen wurde durch den Bau eines 160 m langen Installationsganges entlang des gesamten Gebäudes gelöst. Auf eine Höhe von bis zu 20 m kann durch diesen Versorgungsgang nahezu jede Stelle des Gebäudes erreicht werden, um die dort notwendigen technischen Versorgungen sicherstellen zu können. Gleichzeitig überträgt dieser Gang das gleich bleibende Klima des angrenzenden Berginnern in die Lagerräume des Weingutes.
Die Integration dieser technischen Einrichtungen in das sensible Entwurfskonzept des Gebäudes war nur in einer besonderen Kooperation zwischen den verschiedenen Ingenieurdisziplinen und den Architekten möglich. Herausfordernd waren auch die konstruktiven Anforderungen mit möglichst großen Spannweiten, enormen Lastannahmen für die Decken, welche mit Bauteilaktivierungen und integrierten Lüftungssystemen ausgestattet sind. Zur Sicherung des Bergrückens an den der Baukörper im Kreisbogen mit einem Radius von 225 m angelehnt ist, wurden 57 Bohrpfähle sowie 1.400 m² rückverankerte Verbauwand erstellt.
Im Rahmen einer Generalplanung waren die Leistungen von insgesamt 20 Fachdisziplinen am Projekt zu integrieren.
Nur dadurch gelang es, das gesamte Volumen des Neubaus mit über 25 Tsd. Kubikmeter umbauten Raumes in den Löss zu versenken.
Freiburg, 14.01.2013
Michael Geis