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Foto: Nils Kochem
Christophstraße 2388662 Überlingen
Baukosten (300+400er): ca. 1,2 Mio. EUR Flächen: BGF: ca. 480 m² , BRI: ca. 3.326 m²
Die ursprünglich als einschiffige, im neogotischen Stil erbaute Auferstehungskirche befindet sich in zentraler, innenstädtischer Lage Überlingens unweit des Seeufers. Nach der Errichtung haben eine Vielzahl von An- und Umbauten immer wieder zu Änderungen der inneren und äußeren Gestaltung sowie der Raumwirkung geführt, was nach und nach den Charakter des Gebäudes verunklärt und schließlich gänzlich uneindeutig gemacht hat. Insbesondere das im Jahr 1903 erbaute Seitenschiff führte zu einer räumlichen Dysbalance in der Ausrichtung des Hauptschiffs. Die letzte Umgestaltung des Innenraums in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war schließlich Zeuge einer gänzlich neuen Interpretation des Bestands. Profilierungen und historische Einbauten wurden abgeschlagen oder überformt. Dunkle und schallweiche Oberflächen prägten den dumpfen und drückend dunkel wirkenden Innenraum. Das äußere Erscheinungsbild wirkte schnell austauschbar eintönig.
Ziel der Initiative zur Umgestaltung und Sanierung der Auferstehungskirche zum Anfang des 21. Jahrhunderts war, die Kirche für die Zukunft zu rüsten: Die Nutzung des Sakralraums sollte an aktuelle Anforderungen angepasst werden, ein Raum für Musik und Gemeinschaft geschaffen werden. Die Kirche sollte barrierefrei und der energetische Standard verbessert werden. Nicht zuletzt war die Aufgabe im Architektenwettbewerb mit einer Umgestaltung im Rahmen der Sanierung auch die Außenwirkung und Präsenz der Kirche als Gebäude und Institution im Stadtraum zu schärfen. Es galt für das vielfach umgestaltete Gebäude eine gültige Fassung zu extrahieren und dem Gebäude einen einprägsamen Charakter zu verleihen. Dabei sollte insgesamt besonders auf die schwierige Situation der Hanglage reagiert werden, durch die zwischen Platz und Kirche ein Höhenversprung von ursprünglich zwei Metern bestand.
Um zusätzliche Fläche für die neuen funktionellen Anforderungen zu erzeugen wurde die bestehende Platzfassade abgebrochen und das Langhaus längs Richtung Bodensee verlängert. Das neue Portal, dessen Gestaltung tradierte Charakteristika von Kirchenportalen aufgreift und diese in eine zeitgenössische Architektursprache transformiert, setzt einen deutlichen städtebaulichen Akzent. Es hebt die Auferstehungskirche als Teil des Lebens in Überlingen hervor und integriert sie stärker in das religiöse und kulturelle Bild der Stadt. Es spannt in drei Dimensionen und mehrfach verkrümmt zwischen der archetypischen Silhouette der Kirche und dem eingezogenen gotischen Bogen auf. Die so entstehende Giebelwand ist durch den verspringenden Steinverband und die gläsernen Einsätze nobilitiert und wirkt auf dem städtischen Vorplatz durch diese Geste erhaben und dennoch einladend. Auch im Innenraum wird der Charakter der Fassade durch die Durchbrüche als Interpretation eines großen Portalfensters wahrnehmbar. Die Erweiterung in Längsrichtung schafft im Innenraum Platz für einen Vorraum, der sowohl Treffpunkt für Gläubige als auch als Erschließung für das barrierefreie WC, den Aufzug und den Zugang zur Empore dient.
Bei der Sanierung und Gestaltung des Innenraums wurde besonderer Wert auf die Vereinheitlichung der unterschiedlichen Einflüsse der letzten Umbauten gelegt, um ein schlüssiges Gesamtbild zu erzeugen. Daher wurden insbesondere alte Profilierungen, etwa am oberen Wandanschluss und am Chorbogen wieder freigelegt oder nachgebildet. Als besonderes Artefakt wurde die alte Kanzel aus ihrer Verkleidung aus Rabitz befreit und aufwendig restauriert. Bei den Oberflächen wurde sich an bauzeitlichen Vorbildern orientiert.
Die bestehende Empore im Langhaus wurde in den Anbau erweitert. Durch steiler ansteigende Reihen konnten die Sichtlinien in den Altarraum deutlich verbessert werden und erlauben nun von allen Plätzen eine Teilnahme am Gottesdienst. Die Empore im Seitenschiff wurde dagegen zurückgebaut, um hier Platz für eine neue Orgel und Aufstellflächen für Chor und Orchester zu schaffen.
Die Gemeinde Überlingen verfügt über eine eigene Kantorei und nutzt die Kirche oft und gerne für musikalische Darbietungen und Konzerte. Auf diese Zwecke hin wurde insbesondere die Akustik des Hauses konzipiert. Der Bereich vor der Orgel ist flexibel bestuhlt, sodass der Chor bei Proben, Konzerten und Gottesdiensten variabel positioniert werden kann. Durch diese Konzentration des Gottesdienstes auf das Hauptschiff entsteht ein Gegenüber von Gemeinde und Altarraum mit einer klaren Ausrichtung, welche durch den Klangraum des Seitenschiffs flankiert wird.
Im Zuge der Sanierung wurden, soweit verträglich, auch energetische Standards verbessert. Der neue Anbau ist selbstverständlich nach den gängigen Vorschriften der EnEV erstellt worden. Das bestehende Gebäude erhielt unter Einbeziehung erhaltenswerter Bauteile ein neues Dach mit Cellulosedämmung. Das elektrische Netz wurde erneuert und die Beleuchtung vollständig auf LED umgestellt. Die alte Ölheizung wurde gegen eine moderne Gasbrennwerttherme mit Wärmerückgewinnung getauscht. Für die Warmlufteinbringung wurden die alten Hypokaustenkanäle in der Bodenplatte weitergenutzt.
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.