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Foto: Olivier Pol Michel, MOI TOI
G4, 468159 Mannheim
Haustechnikplanung: Kohl & FrechThermodynamisches Modell: Balck & PartnerBeratend: Johannes Striffler, Architekt
Wie die Trinitatiskirche zum EinTanzHaus wurde Eine Kirche, in der nicht gebetet, sondern getanzt wird? In Mannheim pflegt man seit 2017 einen außergewöhnlichen Umgang mit einem denkmalgeschützten Kirchenbau. Fast 15 Jahre lang wurde die Trinitatiskirche nicht mehr regelmäßig genutzt, dann entstanden Pläne zur Wiederbelebung der bemerkenswerten Architektur: 2015 schrieb die Evangelische Kirche Mannheim gemeinsam mit der Stadt Mannheim einen Wettbewerb aus, um neue Konzepte für das von Architekt Helmut Striffler geplante Gebäude in der Innenstadt zu finden. Gesucht wurden innovative Ideen zur Nutzung des im Stil des Brutalismus erbauten Gotteshauses. Unter 28 Bewerbungen aus dem In- und Ausland setzte sich der EinTanzHaus e.V. durch. Aus künstlerischer Eigeninitiative heraus wurde der Verein kurz zuvor gegründet, um freischaffenden Tänzer*innen neue Möglichkeiten zum Proben und Produzieren zu erschließen. Das Konzept: Aus der Synergie von sakraler Kirchenarchitektur und zeitgenössischem Tanz sollte eine kulturelle Plattform und deutschlandweit einmalige Spielstätte entstehen.
Transformation in Rekordzeit Gemeinsam bewiesen die Evangelische Kirche Mannheim und das EinTanzHaus die kreative Triebkraft dieses Projekts, denn zwischen dem Wettbewerbsgewinn und der Eröffnung des Hauses lagen nur 15 Monate. Die Planung begann direkt nach dem Wettbewerb. Die Transformation von der Kirche zum Theater erfolgte schließlich in nur vier Monaten Umbauzeit. Die für die Nutzung erforderliche haustechnische Ertüchtigung und die denkmalschutzrechtliche Umsetzung wurden durch die Projektsteuerung der Bauabteilung der Evang. Kircheverwaltung Mannheim durchgeführt. Bauleitung und Planung erfolgte durch Architektin Susanne Fischer-Tsaklakidis und die auf Denkmalschutz spezialisierte Architektin Sonja Behrens. Zudem wurde das Projekt intensiv von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, dem Landesdenkmalamt für Denkmapflege, der Evang. Landeskirche Baden und dem Sohn des Erbauers selbst, Herrn Johannes Striffler, unterstützt. Die Nutzungsänderung hin zur Spielstätte für zeitgenössischen Tanz mit allen dafür nötigen Einbauten verantworteten die Künstler*innen Daria Holme und Éric Trottier.
Die Mannheimer Architektin Mireille Goehring unterstützte das Initiatorenteam für den Theaterbereich. Sie erinnert sich gut an das ungewöhnliche Projekt: „In der Planungsphase haben wir mit einer großen Gruppe Projektbeteiligter zusammengearbeitet und mussten verschiedene Disziplinen wie Bauphysik und Denkmalsanierung zusammenbringen. Dabei trafen nicht nur unterschiedliche Planungswelten, sondern auch branchenabhängige Bestimmungen aufeinander: Es ging darum, Brandschutzanforderungen und Anforderungen an eine Versammlungsstätte mit Denkmalschutz in Einklang zu bringen. Das ist im Detail gar nicht so einfach. Aber wir haben schnell gemerkt, dass wir hier etwas Einmaliges erschaffen können und immer gute Lösungen gefunden.“
Ein Theater entsteht in einem Kirchenraum Von der Kirche wurde die Bespielung des Raums zunächst als fünfjährige Zwischennutzung geplant. Dementsprechend prägend war die Idee des Temporären für die Gestaltung des Theaterraums. Im Zentrum standen möglichst behutsame bauliche Veränderungen sowie Einbauten, die nach Ablauf der Nutzung spurenlos rückmontierbar sind. So besteht die Zuschauertribüne aus Bühnenelementen, die problemlos auf-, ab- und umgebaut werden können. Im Altarbereich – der neuen Hinterseite der Bühne – wurden Garderobe und Fundus mit Leichtbauwänden errichtet. Die Prinzipalstücke des Altars sowie das Taufbecken bleiben dem Kirchenraum erhalten und sind wegen des Proben- und Spielbetriebs durch Einhausungen geschützt. Geradezu symbolisch für die Verschmelzung von Alt und Neu ist der Umgang mit den originalen Holzkirchenbänken. Sie dienen dem Theater als Bestuhlung für Tribüne und Foyer. Für eine Spielstätte eher untypisch kann der Raum nicht vollkommen verdunkelt werden. Doch die zahllosen bunten Glasfenster nach den Entwürfen des Künstlers Emil Kiess verleihen dem Haus seine besondere Atmosphäre, indem sie zu jeder Tages- und Jahreszeit eine andere, einprägsame Lichtstimmung erzeugen. Das EinTanzHaus hat sich nicht nur aus Denkmalschutzgründen für die Erhaltung der besonderen Lichtsituation entschieden, deren Aura bis heute die künstlerischen Neuproduktionen der Spielstätte prägt.
Im Zentrum: Eine moderne Bühne für zeitgenössischen Tanz Im Kircheninnenraum von einst setzt die Spielstätte heute eigene Akzente, denn sein Zentrum ist die Bühne. Die ursprüngliche Erschließung des Raumes über die Mittelachse und die zentrale Ausrichtung mit Fokus auf den Altar wurde zugunsten einer mittig im Kirchenraum platzierten 196 m² großen Bühne aufgehoben. Die Zuschauerränge bilden den Abschluss der Bühne. Die Podesterie ist so großzügig geplant, dass man von jedem Platz aus eine perfekte Sicht auf die gesamte Spielfläche hat. Auch beim Umbau selbst traf Tradition auf Moderne: Unter dem Tanzboden wurde eine moderne Fußbodenheizung verlegt. Die aufwendig eingebaute Ton- und Lichttechnik wird von der Empore aus gesteuert. Das EinTanzHaus arbeitet zu 80 Prozent mit LED-Beleuchtung und setzt sich auf diese Weise für nachhaltige Energiekonzepte im Kulturbetrieb ein.
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.