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Foto: David Franck | Kniff Projektagentur, Philipp Kottlorz (Treppenhaus, Zimmer)
Flandernstraße 14873732 Esslingen a.N.
Der modulare Baukasten HOFFNUNGSHÄUSER ist ein System zur schnellen und qualitativ hochwertigen Planung von bezahlbarem Wohnraum. Zur Realisierung unterschiedlicher Gebäudegrößen werden dabei keine Raummodule, sondern wenige Elementmodule nach einem klaren Grundprinzip kombiniert. Ausgangspunkt für die Entwicklung war die Flüchtlingskrise, jedoch entsprechen die Gebäude dem Standard Sozialer Wohnungsbau und sind als innovativer und nachhaltiger Wohnraum durch multifunktionale Grundrisse für unterschiedliche Nutzergruppen konzipiert. Das HOFFNUNGSHAUS ESSLINGEN FLANDERNSTRASSE ist, Stand Oktober 2018, das erste von sechs realisierte Gebäuden. Fünf weitere befinden sich im Bau, acht in konkreter Planung und eine Vielzahl von Standorten in der Voruntersuchung.
Die weiche, geschwungene und positive Formensprache kontrastiert zur funktionalen und rationalen Containerarchitektur vieler temporärer Flüchtlingsunterbringungen. Sie stärkt sowohl die Identifikation der Bewohner mit ihrem neuen Zuhause als auch die Akzeptanz innerhalb der Nachbarschaft.
Das Gebäude ist als Zweispänner mit innenliegendem Treppenhaus organisiert. Ein Schlafraum hinter dem Treppenhaus fungiert als Schaltraum, wodurch geschossweise unterschiedliche Wohnungsgrößen entstehen. Zentrales Element jeder Wohnung ist eine großzügige Wohnküche. Verkehrsflächen wurden zugunsten nutzbarer Wohnfläche minimiert. Eine Minimierung tragender Innenwände ermöglicht eine einfache Modifikation des Grundrisses im Lebenszyklus für wechselnde Nutzergruppen. Den effektiv geplanten Flächen des Innenraums stehen großzügige Balkone über die komplette Längsseite des Gebäudes gegenüber. Diese sind Fortführung der Wohnküchen in den privaten Außenraum und schaffen eine vielfältig nutzbare Übergangszone zwischen privatem und öffentlichem Raum.
Eine vertikale Holzleistenfassade mit unterschiedlichen Leistenabständen strukturiert die Fassade in horizontale Bänder, welche Gebäude und Balkone kontinuierlich umspielen. Flächenbündige Blendrahmen um unregelmäßig positionierte Fenster bilden Brandriegel aus zementgebundener Spanplatte. Dieselbe Oberfläche bekleidet ebenso Balkonfassade und Treppenhaus. Innen erzeugen konstruktive Oberflächen ohne zusätzliche Ausbauschritte ein angenehm warmes Raumgefühl bei gleichzeitiger Kosteneinsparung: die Untersichten der BSP-Massivdecken und OSB-Oberflächen der Holzständerwände bleiben sichtbar, der Estrich ist lediglich klar versiegelt.
Der Einsatz von BSP-Massivdecken ermöglicht eine kostengünstige Konstruktion der großzügigen Balkone als statische Kragarme. Durch die computergestütze Fertigung lässt sich deren geschwungene Kontur wirtschaftlich umsetzen. Trotz einer niedrigen Baukosten-Obergrenze konnten des weiteren Holzfenster, eine Luftwärmepumpe und Fußbodenheizung und hochwertig geflieste Bäder realisiert werden.
Die BIM-basierte Planung und Ausführung ermöglicht, bei geringem Planungsaufwand mit Baukörpern von 12 bis 24 m Länge auf unterschiedliche städtebauliche Rahmenbedingungen zu reagieren. Durch die Vereinfachung im Baukastensystem kann die Vorfertigung standortunabhängig erfolgen und viele Module bereits auf Halde produziert werden. Eine Reduzierung des Zeitaufwands findet in der kompletten Prozesskette Architekturplanung, Arbeitsvorbereitung, Fertigung und Montage statt. Zusätzlich führen die Wiederholungen zu einer deutlichen Kostenersparnis bei den Baunebenkosten.
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.