Beispielhaftes Bauen

Die Umnutzung der Joffre Kaserne zu einem Wohnquartier gelingt durch die Transformation der denkmalgeschützten Mannschaftsgebäude beispielhaft. Diese schotten den Bahnlärm ab und bilden das Rückgrat für das neue Quartier. Mit behutsamen und gut proportionierten Um- und Einbauten sowie Balkonen und Wintergärten wurden moderne Wohnungen geschaffen. Die dabei entstandene Schichtung wird als angenehm zum öffentlichen Raum empfunden. Abgestimmte, feine Details werden im Duktus des Additiven entwickelt. So dienen z. B. sichtbare Stoffscreens an den Fenstern der Verschattung, wodurch die ursprüngliche Fenster-/Fassadenproportion erhalten bleibt. Auch die Farbgebung differenziert zwischen Alt und Neu: Der ursprüngliche Baukörper bleibt lesbar. Die Einbettung in das Freiraumkonzept zeigt eine Quartiersbildung mit Adressbildung und nachbarschaftlichen Strukturen. Insgesamt ein starker Beitrag zum Thema „Graue Energie“.

Das barocke Rastatt wird architektonisch bis heute von seiner bewegten Militärgeschichte geprägt. Eine der historischen Kasernenanlagen ist die denkmalgeschützte Joffre Kaserne aus dem 19. Jahrhundert, die seit dem Abzug der französischen Streitkräfte in den 1990er Jahren leer steht. Nun wird das Areal Schritt für Schritt für neue Nutzungen bereit gemacht: Drei ehemalige Mannschaftsgebäude am westlichen Rand des Areals, die parallel zu einer Bahntrasse liegen, wurden denkmalgerecht saniert und zu modernen Wohnbauten umgestaltet. Entstanden sind lichtdurchflutete, teilweise barrierefreie Wohnungen von ein bis vier Zimmern.

Vorgesetzte Balkone und Wintergärten schaffen Licht und Luft: In Stahlbauweise mit Glaselementen geometrisch klar konstruiert, fügen sie sich dem schnörkellosen Altbaubestand selbstbewusst an, präsent und zurückhaltend zugleich. Zwei neue, leicht zurückgesetzte Verbindungsstücke fungieren als Bindeglieder und schützen gegen den Schall vorbeifahrender Züge. Die Altbauten im KfW Effizienzhaus-Standard bieten großzügige Raumhöhen von bis zu drei Metern. Durch wenige, bewusst gesetzte Eingriffe in den Bestand blieb die massive historische Struktur weitestgehend erhalten; so wurden etwa sanitäre Anlagen und Küchenbereiche in der ehemaligen Flurzone in der Gebäudemitte angeordnet und die alten Treppenhäuser lediglich mit Aufzügen ausgestattet.

Der ehemalige Kasernenhof wird zu einer Grünfläche mit Spielplatz, der die Mannschaftsgebäude und die gegenüber neu entstandenen Wohnbauten verbindet. Parkmöglichkeiten finden die Bewohner:innen sowohl an der Straßenseite als auch an der Bahnseite.

Wohneinheiten gesamt: 112
BGF: 15.550 m²
BRI: 55.660 m³
Baubeginn: 2018
Fertigstellung: 2020
LPH: 1-6