Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Veranstaltungsort für Ihre Tagung, Seminare, Produktpräsentation oder Pressekonferenz.
Foto: Daniel Vieser . Architekturfotografie
Glücksteinallee 4168163 Mannheim
Abgeschottet, zugewuchert, die Tore und Fenster mit Stahlplatten verschweißt – verschlossen und verlassen lag der Lokschuppen jahrzehntelang am Straßenrand hinter dem Bahnhof. Ein Relikt aus längst vergangenen Tagen, in denen Lokomotiven rußschwarz waren und der Bahnverkehr ICE-frei. Ein Industriebau von 1870 im denkmalgeschützten Dornröschenschlaf – wert, wachgeküsst zu werden: in den Fensterbögen facettenreiche Sprossenfenster aus Stahl. Hinter der Sandsteinfassade ein filigranes Tragwerk aus Holz. Schmiedeofen, Absauganlagen, Lüftungsschächte, Industrieleuchten und vieles mehr.
HistorieDer Lokschuppen stammt aus den Anfangstagen der Mannheimer Eisenbahngeschichte. Ursprünglich wurden hier auf drei Ständen mit 50 Meter Länge Dampflokomotiven gewartet. Gleise führten durch die langgezogene Halle. Die gemauerten Längsgruben, von denen aus die Wartungsarbeiten von unten durchgeführt werden konnten, sind heute noch erkennbar. Für die Ein- und Ausfahrt der Loks wurden die großen Stahltore an den Giebelseiten geöffnet.Der Bau war eine der ersten Gebäude im seinerseits weitgehend noch unbebauten Stadtteil Lindenhof, wo derzeit der Aufbau des Glückstein-Quartiers in vollem Gange ist. So übernahm er damals, neben seiner technischen Rolle auch ganz alltägliche Funktionen für die rasch steigende Zahl der Einwohner des jungen Viertels. Da es noch keine Wasserversorgung gab, mussten die Lindenhofer Bürger ihr Trinkwasser einmal in der Woche am Brunnen im Lokschuppen holen.Die Stadt bezeichnet den Erhalt der Lokschuppen als ein wichtiges Projekt für das Glückstein-Quartier. Immerhin gehören Lokschuppen und Betriebswerkstatt zu den ältesten Teilen des Mannheimer Hauptbahnhofs.
Die Idee: Architekturbüro, Büro und Kreativraum als New-Work ProjektDie Vorgehensweise: Gebrauchsspuren schützen statt beseitigen. Reinigen statt lackieren, Inszenieren statt abreißen.Wo früher drei Lokomotiven nebeneinander gewartet wurden, ist heute Platz für unsere Raum-Forschung und Raum-Entwicklung. Eine Kreativwerkstatt im denkmalgeschützten Industriebau.Alte Sandsteinmauern, original Stahltore, Sprossenfenster, Einfachverglasung, Holzkonstruktion.Anstrich: die Spuren der Vergangenheit sind geblieben – nicht als „spielerische Zitate“, sondern als raumprägende Elemente.Arbeitsplätze und Meeting-Zones sind als offener Working-Space harmonisch und spannungsvoll eingebettet in das industrielle Umfeld. Durch innovative Akustiklösungen und eine flächige Verglasung der Fensternischen ist eine ruhige, konzentrierte Raumatmosphäre entstanden. Die transparente Giebelgestaltung taucht den gesamten Raum in ein natürliches Licht, ohne zu blenden.
Lange lag das gesamte Gelände brach, die alten Gebäude waren ungenutzt und schienen dem Verfall preisgegeben. Bürger hatten dafür gekämpft, dass die alten Gebäude unter Denkmalschutz gestellt werden.Die neuen Eigentümer und Investoren entwickelten ein passendes Umbau- und Nutzungskonzept, das dem Bezirksbeirat Lindenhof und interessierten Bürgern anschließend vorgestellt wurde.Die Erwerbergemeinschaft aus den Investoren Dirk Kuchenbuch, Martin Köster und Architekt Matthias Jarcke, die Bahngebäude aus rotem Sandstein 2014 von der Stadt erwarben, hauchten mit ihren Ideen den ehemaligen Bahngebäuden neues Leben ein. Nach Treffen mit Bürgern und mehreren Ortsbegehungen reiften verschiedene Pläne und Ideen. So sollte unter anderem ein Restaurant mit vorgelagertem Außenbereich entstehen, für die erforderlichen Parkplätze wurde unter dem Platz eine Tiefgarage vorgesehen und eingeplant.
Erhalt der BausubstanzFensterDie historischen Fenster auf der Nordseite in Richtung Bundesstraße und Bahnlinie wurden renoviert, die Metallsprossen ergänzt und neu verkittet, die alte Verglasung wurde erhalten und wo nötig ergänzt. Auf die Innenseite der Außenwände wurden neue Fenster als Festverglasung aufgebracht. Diese nehmen sich in ihrer Gestaltung zurück und rahmen die alten historischen Sprossenfenster. Zu Hofseite wurden die Fenster in die wieder hergestellten Fensteröffnungen gesetzt.
SandsteinfassadeDie historische Sandsteinfassade des Lokschuppens wurde von außen vorsichtig mit Wasserdampf gereinigt. Dadurch konnten die Spuren der alten Nutzung erhalten bleiben und gleichzeitig der ursprüngliche Charakter wieder heraus gearbeitet werden. Auf der Südseite wurden im Bereich des abgerissenen Anbaus die historischen Fensteröffnungen wieder freigelegt.
ToreDie historischen Tore wurden als ein zentrales Element des Lokschuppens aufwendig saniert. Die mit Stahlplatten verkleideten Fensteröffnungen wurden wieder freigelegt und neu verglast.Dach und HolzkonstruktionDie historische Holzkonstruktion wurde gereinigt und aus statischen Gründen im Bereich der Stützen und Auflager verstärkt.
DachverglasungDie historische Dachverglasung wurde ergänzt und in seiner Größe und Format belassen. Durch die angemessene Lichtlenkung im Inneren des Gebäudes ist ein blendfreies Arbeiten möglich.
Das Gebäude wurde in seiner äußeren Gestalt erhalten, behutsam saniert und die Spuren der Geschichte sichtbar gemacht.
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.
Tel: 0711 / 2196-140
carmen.mundorff@akbw.de
Tel: 0711 / 2196-117
maren.kletzin@akbw.de
Tel: 0711 / 2196-144
petra.knobloch@akbw.de
Tel: 0711 2196-150
isabel.pulz@akbw.de