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Foto: Planstatt Senner
Marktplatz | Rathausstraße78532 Tuttlingen
Tiefbauarbeiten: Breinlinger Ingenieure Hoch- und Tiefbau GmbH, Tuttlingen
Nach über 30 Jahren war es Zeit für neue Ideen. Es waren nicht nur die brüchigen Porphyr-Platten in der Fußgängerzone. Es gab auch gestalterische und funktionale Defizite. Die Zahl der Aufenthaltsbereiche war zu gering, es fehlten Spielmöglichkeiten für Kinder, die Beleuchtung war zu schwach, und auch die Bezüge zur Umgebung, beispielsweise zur Donau, waren kaum spürbar. Die Stadtverwaltung und der Gemeinderat beschlossen daher, nicht nur die im Laufe der Zeit entstandenen Schäden zu beseitigen, sondern den Bereich der Fußgängerzone sowie die angrenzenden Räume komplett neu zu gestalten. Außerdem sollte die Fußgängerzone erweitert werden: Teile der Bahnhof-, der Rathaus- und der Oberen Hauptstraße, die bislang nur verkehrsberuhigt waren, sollten auch Teil der Fußgängerzone werden. Dies erforderte auch ein neues Verkehrskonzept für Teile der Innenstadt.
Schnell war klar, dass dies ein Projekt wird, das sich über drei Jahre erstrecken wird. Besonderer Wert wurde dabei auf den Dialog mit der Bürgerschaft und der angrenzenden Geschäftsleute gelegt. Für die Bürgerbeteiligung wurde ein Modell gebaut, um die Planungsideen besser zu veranschaulichen.Ziel war es, dem öffentlichen Raum im Stadtzentrum eine höhere Qualität zu geben. Dadurch sollte auch die „Marke Tuttlingen“ nach außen und innen positiv aufgewertet werden:
Die GrundlagenDie mittelalterliche Stadt Tuttlingen erhielt nach dem verheerenden Brand von 1803 eine völlig neue Gestalt nach den Plänen von Carl Leonhard von Uber. Die quadratische Stadt mit zentralem Platz und „kariertem“ Stadtgrundriss entstand. Spätere Stadterweiterungen griffen dieses Raster auf, so dass es bis heute große Teile der Innenstadt prägt. Die erste große Zäsur war die Einweihung der ersten Fußgängerzone im Jahr 1986, als der Verkehr aus den zentralen Straßen verschwand. Im nun neu entwickelten Rahmenplan wurden die Stadträume eingehend analysiert und die historischen Spuren herausgearbeitet. Der bestehende Pyramidenbrunnen auf dem Marktplatz und die Lindenbäume sollten in die neue Gestaltung integriert werden.
Der neue StadtbodenWichtigstes Gestaltungselement ist der neue „Stadtboden“. Ein warmer, ocker- bis rötlich-farbiger Stadtboden aus exakt verlegten Natursteinen. Er sorgt für bescheidene Exklusivität und hohen Gehkomfort. Die Gestaltungskomposition strahlt in die vier ankommenden Fußgängerachsen aus. Diese wurden mit einem hellen Granitpflaster aufgehellt. Mit Blick auf die intensive Nutzung des Marktplatzes, auch durch Fahrzeuge, wurde ein römischer Verband ausgewählt, da hier die Fugen richtungslos und somit haltbarer sind.
BarrierefreiheitEin wichtiges Ziel war, größtmögliche Barrierefreiheit zu schaffen. Dies geschah zum einen durch taktile Elemente im Boden, zum anderen durch eine neue Höhenplanung. Durch sie konnten viele Stufen entfallen. Vor dem Ärztehaus und der Apotheke am Marktplatz entstand eine Rampenanlage, um den deutlichen Höhenunterschied barrierefrei zu überwinden.
BäumeDas Baumkonzept wurde leicht überarbeitet. So wurden an wenigen Stellen Bäume entfernt, um mehr Licht und Raum zu schaffen. Das Konzept sah außerdem neue Baumpaare vor, welche den Alleen-Charakter aufrechterhalten. Vor der Kirche und dem Rathaus wurden durch das neue Baumkonzept die bisher im Sommer zugewachsenen historischen Fassaden freigestellt, um die Gebäude besser zu betonen. Der kegelförmige Schnitt der Linden blieb erhalten.
ErweiterungDurch die Erweiterung der Gestaltung bis zur Weimarstraße wurde die Fußgängerzone leicht vergrößert. In diesem Zuge wurde auch die Überquerungsmöglichkeit und Anbindung zum Rathaussteg verbessert. Der Markplatz wurde neu geordnet, so dass mehr Platz für den Markt und für Feste entstand.
SitzgelegenheitenDie speziell für Tuttlingen entwickelten Sitzbänke aus dunklem Granit heben die hohe Qualität der Neugestaltung hervor. Als Ergänzung bieten Holzliegen, eine Ruhemöglichkeit und mobile Stühle mehr Flexibilität in der Nutzung des Marktplatzes. Wichtig war eine durchgängige und einheitliche Gestaltungspräsenz.
BeleuchtungDie Beleuchtung wurde komplett erneuert und überwiegend durch an Seilen hängenden Leuchten ersetzt. Die Eingangsbereiche wurden mit kreisförmigen Leuchten betont. Insgesamt ist die neue Fußgängerzone deutlich heller und sicherer. Beleuchtete Lindendächer und Wasserfontänen sorgen zusätzlich für eine besondere Atmosphäre.Als mögliche Erweiterung gibt es die Idee, über den gesamten Platz ein temporäres, koloriertes Netz zu spannen, das nachts beleuchtet wird und den Marktplatz so in einen Wolkenhimmel verwandelt.
Kunst und WasserVorhandene Kunstwerke wurden teilweise versetzt und neu inszeniert. Vor allem der Pyramidenbrunnen ist weiterhin Mittelpunkt des Marktplatzes. Ergänzt wurde er um ein zentrales Fontänenfeld. Es bietet die Möglichkeit, das Wasser neu zu erleben und schafft einen Bezug zur nahe gelegenen Donau.
Tim Kaysers, Planstatt Senner
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