Rathaus Neuler
Hauptstraße 15
73491 Neuler
Atelier Wolfshof Architekten Martin Bühler, Norbert König Weinstadt
Gemeinde Neuler, Bürgermeister Manfred Fischer
2007
Standort
Die Ortsmitte von Neuler wird wesentlich durch die städtebauliche Dominante der barocken Pfarrkirche mit westlicher Schaufassade und seitlichem Turm geprägt. An der Chorseite des Kirchenlanghauses definiert der langgestreckte Baukörper des neuen Rathauses eine zwischen den öffentlichen Gebäuden liegende, angemessene Freifläche. Dieser Platz bildet das Entrée zum neuen Rathaus und ist zentraler Aktionsraum für vielfältige öffentliche Events und dörfliches Leben. Jedes Jahr im Februar treffen sich hier die Narren zum großen Faschingsumzug.
Wege
im Bereich der Klingenstraße/K3236 wird der Fahrverkehr durch Reduzierung der Fahrspurbreite entschleunigt und die Straßenproportion auf ein angemessenes Maß verringert. Das ortsinterne Gassen- und Wegenetz mit seinen fußläufigen Verbindungen zu den öffentlichen Ankerpunkten Kirche und Rathaus werden zentral über Rampe, Freitreppe und Platz gebündelt. Zugleich wird der vorhandene Höhenunterschied des Geländes rollstuhlgerecht bewältigt.
Leben im öffentlichen Raum
Die Vitalität der Ortsmitte wird gesteigert, indem klare öffentliche Räume geschaffen werden mit differenzierter Ausprägung und hoher Aufenthaltsqualität. Ein Dorfplatz vor Rathaus und Kirche entsteht als identitätsstiftende Mitte in Neuler.
Das Rathaus
Hülle und Volumen sind entwickelt aus dem ortsüblichen Bauernhaustypus des Langhauses. Während die Straßenräume des Ortes geprägt sind von introvertierten, allseitig umschlossenen Volumina der kargen Bauernhäuser der Ostalb, gibt das neue Rathaus den "öffentlichen Teil" seines Innenlebens preis. Die zum Dorfplatz hin orientierte Halle mit "Narrenkanzlei" und inneren Erschließungswegen wird durch die transparente Glasfassade Teil des öffentlichen Raumes. In gleichem Maße wird das Leben auf dem Platz und die ortsprägende Pfarrkirche im Innenraum des Rathauses präsent.
Konstruktion und Materialwahl
Das Langhaus stellt sich auf der Ostseite als weißer Putzkörper mit wohlproportionierter Lochfassade dar. Die westliche, der Öffentlichkeit zugewandte Seite, ist großflächig verglast. Alle wesentlichen Tragteile bleiben sichtbar: Stützen und Dachtragwerk aus Stahl. Fassadenteile werden in Kontrast zu weißem Putz und Glas in dunklem Eisenglimmer gehalten. Im Innenraum stellen schlichte, weiße Wände die Zonierung in flexibel variierbare Funktionseinheiten her. Türen und Fenster aus Ahorn schaffen eine warme Note in den jeweiligen Arbeitsbereichen. Eine durchgängige Verlegung von dunkelgrauem Naturstein in der Halle lässt die Böden mit dem Außenbereich verschmelzen.
Gebäudestruktur und Energiehaushalt
Eine Überhitzung der Eingangshalle im Sommer wird durch das weit auskragende Dach der zum Platz hin vorgelagerten Loggia weitgehend vermieden. Bei tiefstehender Sonne im Winter unterstützen die solaren Wärmegewinne die Temperierung des Korridors und bilden so einen Wärmepuffer nach außen. Alle Arbeitsbereiche und der Sitzungssaal werden darüber hinaus durch die eingebaute Betonkernaktivierung in Verbindung mit einer Sole-Wärmepumpe je nach Jahreszeit effizient gekühlt oder beheizt.
Projektbeteiligte
Statik: Ingenieurbüro Rieger, Ellwangen
HLSE: HHS Schindler Consult, Stuttgart
Außenanlagen: Fuchs und Partner, Beratende Ingenieure, Ellwangen
Bauphysik: Bayer Bauingenieursgesellschaft, Fellbach
Geologe: Zeiser Büro für Ingenieurgeologie, Ellwangen