Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Veranstaltungsort für Ihre Tagung, Seminare, Produktpräsentation oder Pressekonferenz.
Foto: Martin Maier Photography BFF
Marienplatz 588212 Ravensburg
Architektur:mlw architekten morent lutz winterkorn PartG mbB, Ravensburg;Projektteam: Oliver Lutz, Malgorzata Juras-Spiegel | Naumann + Naumann Landschaftsarchitekten, Ravensburg (Zugang West, Parkplätze) | freiraumsüd Stüber Landschaftsarchitekten, Ravensburg (Zugang Süd)
Die stadtbildprägende Evangelische Stadtkirche, mit ihrem lebhaften Dach und dem höchsten Turm in Ravensburg, wurde in mehreren Bauabschnitten saniert und umgebaut.
In Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege wurde, in Zusammenarbeit mit Restauratoren, die Außenfassade der Kirche saniert, die Natursteine gesichert, Fenster repariert, die Wände im Chor gereinigt und farblich ausgebessert sowie umfangreiche Sanierungsarbeiten des Daches durchgeführt. Aufgrund des massiven Schadens am Dachgebälk, die von einem Holz zerstörenden Pilz befallen waren, mussten tragende Balken ausgetauscht werden. Das Dach wurde dem zur Folge trockengelegt und neu gedeckt. So bietet es auch geschützten Vogel- und Tierarten einen dauerhaften neuen Wohnraum. Danach folgten weitere Schritte: Innenrenovierung, Hebebühne im Chorbereich und Einbeziehung des bisher ungenutzten Innenhofs.
Die Hauptaufgabe des Projektes lag allerdings darin, Lösungen für eine barrierefreie Erweiterung zu finden, um die Zugänge, sowie die Sakristei und sämtliche Nebenräume barrierefrei erreichbar zu machen. Die Substanz des Gebäudes sollte dabei erhalten und gesichert werden. Vor der Sanierung war die Kirche über drei Hauptzugänge erschlossen, von denen keiner barrierefrei erreichbar war. Darüber hinaus waren die Sakristei und sämtliche Nebenräume nur über eine Treppe zugänglich. Aus diesen Gegebenheiten leitete sich der Ansatz des vorliegenden Entwurfs ab, zwei Hauptzugänge und sämtliche Nebenräume auf einer Ebene barrierefrei anzuordnen. Die Besucher erreichen nun den Kirchenraum über die Zugänge im Süden und im Westen barrierefrei. In der Planung wurde eine integrative Lösung gefunden, die trotzt der Erweiterung keine Räume an die Kirche anfügt. Alle Bereiche sind nun barrierefrei erschlossen.
Zugang Süd: Um die Kirche besser erlebbar zu machen, wurde der südliche Zugang neu geordnet. Kirchenschiff und Chorraum erfahren dadurch eine signifikante Aufwertung. Der neue barrierefreie Zugang intergiert die Kirche attraktiv in das Stadtbild: im Außenbereich wurden einige Bäume neben dem Chorraum ersetzt und ein zusätzlicher Kirchplatz als barrierefreier Zugang zwischen Dekanatshaus und Kirchturm geschaffen. Es entstand ein geschützter Platz für die Gemeinde.
Zugang West: Die bisher weder in der Gestaltung noch in der Praktikabilität zufriedenstellende Parkplatz- und Zugangssituation vor dem Hauptportal auf der Westseite, wurde neu geordnet, barrierefrei erschlossen und seiner Bedeutung entsprechend aufgewertet.
Zugang Landgerichtsgang (Marienplatz):Eine gestalterische Veränderung erfährt auch der sogenannte Landgerichtsgang. Der Zugang zum Lager unter der Gesellschaftskapelle war vorher nur über den Chorraum und zwei Treppen möglich. Deshalb wurden Räume im Bereich des Landgerichtsgangs geschaffen, die ebenfalls auf Ebene des Kirchenraumes liegen und somit eine barrierefreie Erschließung erlauben. Als gestalterisches Element wurde ein Steg ausgebildet, unter dem die notwendigen Nebenräume eingeschoben sind. Somit wurde in das Bestehende eine neue Ebene eingearbeitet. Der zweigeschossige Ausbau des Erschließungsraumes ermöglichte die Einbindung der erforderlichen Toilettenanlage, Lager und einer Teeküche in die bestehende Raumhülle. Diese Nebenräume und der ebenfalls abgesenkte Innenhof sind nun vom Kirchenraum barrierefrei erreichbar. Die Fenster zum Innenhof, die sich nun als freigestellte Fenster mit Brüstungen zum Flur zeigen, werden als relevante und natürliche Belichtungsquelle unterstrichen. Dies macht die Zweigeschossigkeit des Raumes erlebbar und schafft ein neues Raumgefühl. Die Neuanordnung der Treppenanlage ermöglicht zusätzlich, dass die Gesellschaftskapelle vom Marienplatz aus barrierefrei erreichbar ist. Das obere Geschoss schließt an das Straßenniveau vom Marienplatz an und führt über eine Treppenanlage in den Kirchenraum. Schritt für Schritt entlang des Steges wird dem Kirchenbesucher so die Möglichkeit gegeben, vom Alltag zu entschleunigen und sich auf die sakrale Atmosphäre vorzubereiten.
Die beim Umbau freigelegten Wandflächen dokumentieren die unterschiedlichen Bauphasen des Landgerichtsganges und lassen dadurch die Geschichte der Stadtkirche lebendig werden, deren Baubeginn auf das Jahr 1344 zurückzuführen ist.
Weitere Schritte umfassten die Renovierung des Kircheninnenraumes; die Modernisierung der Technik in der Kirche, die Verbesserung von Beleuchtung und Akustik, das Sanieren von Wänden und Boden, sowie von Reformatorenfenstern, die Treppensanierung mit erforderlicher Absturzsicherung unter der Wahrung des Bestandschutzes. Eine neue Rampe führt jetzt zum Altarpodest und mithilfe eines scheinbar unsichtbaren Treppenhubtisches, kann der Chorraum barrierefrei erreicht werden.
Auf diese Weise wurde nicht nur die schützenswerte Substanz erhalten, sondern auch ein wesentlicher Beitrag zur Inklusion und Teilhabe aller Menschen am Kirchenleben, auch jener mit Einschränkungen, als Gestaltungsziel berücksichtigt.
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.
Tel: 0711 / 2196-140
carmen.mundorff@akbw.de
Tel: 0711 / 2196-117
maren.kletzin@akbw.de
Tel: 0711 / 2196-144
petra.knobloch@akbw.de
Tel: 0711 2196-150
isabel.pulz@akbw.de