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Foto: Florian Thierer
Alleestraße 1289547 Gerstetten
Wie der Titel des Projekts bereits verrät, handelt es sich um die erste Turnhalle in Gerstetten aus dem Jahre 1912, in der Generationen von Gerstetter Bürgern Turnunterricht, Vereinsturnen, und zuletzt Tischtennis ausgeübt haben. In der aber auch Kriegsflüchtlinge untergebracht waren und Essensmarken ausgegeben wurden. Also ein im Ort fest verwurzeltes, Historien- und erinnerungsbehaftetes Gebäude. Aufgrund des hohen Sanierungsbedarfs entschloss sich der Sportverein Gerstetten, das Gebäude zu veräußern. Nach mehreren Interessenten, Abrissplänen unterschiedlichen Nutzungsvorschlägen etc., fand sich letztlich das Ehepaar Gerstner/Thierer als Käufer, mit der Absicht das Gebäude zu erhalten und als Wohnraum für ihre Familie und Räumlichkeiten für das seit 2000 bestehende Architekturbüro umzunutzen.
Die Gemeinde unterstützte dieses Vorhaben und nahm das Vorhaben in das bestehende Sanierungsgebiet mit auf. Unter anderem dadurch war es möglich, den angestrebten Erhalt der teilweise sehr maroden Bausubstanz zu schaffen. Absicht war, die Historie des Gebäudes fühlbar zu machen: nach außen als Baustein der alten und gewachsenen dörflichen Struktur, nach innen durch das Freilegen der Fachwerkkonstruktion und des Holztragwerks. Die äußeren Abmessungen blieben erhalten, um die Wiedererkennbarkeit zu gewährleisten. Die ursprünglichen Fensteröffnungen wurden wiederhergestellt. Ein neues Kleid aus anthrazitfarbenem Fassadennetz verhüllt den Bau, ohne die Proportionen zu ändern.
Der ursprünglich offene Hallenraum wurde mit zwei Zwischenebenen aus Brettstapeldecken versehen, um die erforderlichen Flächen unterzubringen. Der Innenausbau und die Treppen vom Erd- in das Obergeschoss sind aus Siebdruckplatten gefertigt. Ein industriell gefertigtes Material, das normalerweise im Betonschalungs- und Fahrzeugbau seine Anwendung findet. Die Treppen in das Dachgeschoss sind aus rohem Gitterrost gefertigt, um Tageslicht durchdringen zu lassen und die ursprüngliche Höhe des Raumes erlebbar zu machen. Weil das Gebäude nicht unterkellert ist, wurden die Trennwände als beidseitig nutzbare Schrankmöbel ausgebildet, um den nötigen Stauraum zu schaffen.
Der unbehandelte Baustoff Stahl, aber hauptsächlich der ebenso unbehandelte Werkstoff Holz gibt dem Gebäude seinen Ausdruck. So finden neben Zellulosedämmung, Holzfaserdämmstoffen, Holzwerkstoffplatten, Decken aus Brettstapel, Trockenestrichelementen aus Karton, Fenster aus Holz nur wenige nicht ökologische Baustoffe Verwendung. Im Außenbereich an den Fensterleibungen, dem Gebäudesockel und den Außenanlagen kam Corten-Stahl zum Einsatz.
Überhaupt war der Bauherrschaft und den Architekten wichtig, die Materialen als solche, in ihrer rohen Form, Oberfläche und Farbe wirken zu lassen. Die Ausfachungen der Fachwerkwand wurden mit Kalkputz verschlämmt. Die Zwischenwände sind mit einer Kalkglätte versehen. Die Fußböden aus Korklinoleum bilden den Untergrund für ein angenehmes Barfußgefühl.
Im Außenbereich wurde das Bestandsgebäude durch einen freistehenden Anbau für Carport und Lagerraum ergänzt. Die Bodenplatte des einstigen Anbaus für Umkleiden und Duschen – einst später an den Bestand angefügt und jetzt entfernt – dient als Untergrund für ein Holzdeck, das über die gesamte Gebäudelänge führt. Der Zugang zum Gebäude und das Erdgeschoss sind barrierefrei gestaltet.
Grundstücksfläche: 446 m²Wohnfläche: 188 m²Bürofläche: 108 m²Nutzfläche: 307 m²Bruttogrundfläche: 422 m²Bruttorauminhalt: 1.194 m³Endenergiebedarf: 35,4 kWh/(m²a)Effizienzhaus 55 (EnEV 2013)
Baukonstruktion:Fachwerkwände Bestand, innen sichtbar; Stahlkonstruktion tragend, sichtbarBrettstapeldecken, TrockenbauwändeInnenausbau und Treppen aus Siebdruckplatten sowie GitterrosttreppenHinterlüftete Fassade: Holzrahmen mit Zellulosedämmung und Holzfaserplatten, Fassadenbekleidung aus FassadennetzAufdachdämmung aus Zellulose und HolzfaserAluminium-StehfalzdeckungHolz-Alufenster nach außen öffnend mit Sonnenschutzverglasung
Haustechnik:Brennwertgerät: ErdgasSolarthermische Fassadenkollektoren zur Warmwasserbereitung und HeizungsunterstützungKontrollierte Wohnraumlüftung mit WärmerückgewinnungFußbodenheizungLED-Licht
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.