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Die Architektenkammer hat außer dem Führen der Architektenliste, dem Kultur- und Lobbying-Auftrag auch Dienstleistungen für die Mitglieder zu erbringen. Neben den Beratungsangeboten in den Geschäftsbereichen Recht und Wettbewerb sowie Architektur und Medien bietet sie mit finanzieller Unterstützung des Wirtschaftsministeriums Baden-Württemberg seit vielen Jahren Büroberatungen für die freiberuflich und die baugewerblich tätigen Architekten und Stadtplaner sowie für Existenzgründer an. Dank zahlreicher Nachfragen ist der zur Verfügung stehende Etat alljährlich spätestens im September ausgeschöpft. Zur Überbrückung wurde 2006 erstmals die Veranstaltung Plan B konzipiert und mit großem Erfolg durchgeführt. Am 5. November 2007 stand Plan B_2 im Haus der Architekten auf dem Programm und viele Mitglieder folgten der Einladung der Architektenkammer, um sich über notwendige Zukunftsstrategien für den Berufsstand zu informieren.
Marke Architekt
Nach der Begrüßung durch Vizepräsident Dr.-Ing. Eckart Rosenberger wurde dem Berufsstand im ersten Veranstaltungsblock zunächst – szenisch dargestellt von Manuele Pilloni – der Spiegel vorgehalten: Architekten und Stadtplaner präsentieren ihre Planungen leider viel zu oft entweder zu leise, zu schlecht vorbereitet, zu langsam, zu blumig, im Fachchinesisch oder schwafelnd... Der erste Referent Thomas Elser von der Stuttgarter Werbeagentur Bruce B. empfahl den anwesenden Architekten und Stadtplanern, sich als „Marke“ zu etablieren, um sich von den Mitwerbern abzusetzen. Dabei dürfe man aber nicht den Fehler begehen, so Elser, vom Sender (also von sich selbst) auszugehen, sondern vielmehr müsse man sich Gedanken machen, wie die eigene Botschaft beim potentiellen Bauherren und Kunden ankomme. In dem sich anschließenden Workshop gab er Tipps für den Weg zur eigenen Marke. Parallel verriet Dorothea Jirosch-Wingert, Referentin der Frauenkolleg GmbH in Stuttgart, wie man „Tacheles redet“. Laut dem amerikanischen Psychologen Albert Mehrabian gehen 55 % der Wirkung von Menschen von ihrer Körpersprache aus, 38 % von ihrer Sprechweise und nur 7 % von ihrem Inhalt. Dementsprechend gab Jirosch-Wingert Empfehlungen zur Haltung, Gestik, Mimik und zu Stimme und Sprache.
Der Architekt/Stadtplaner als Unternehmer
Der zweite Veranstaltungsblock war der Thematik „Architekt/Stadtplaner als Unternehmer“ gewidmet. Unternehmer zu sein, sei keine Schande, so Präsident Wolfgang Riehle in seinem Statement. Im Gegenteil – er riet allen zu mehr unternehmerischem Denken und Handeln. Dieser Meinung schloss sich auch Vizepräsidentin Eva Schlechtendahl an. Sie informierte über den aktuellen Stand der HOAI-Verhandlungen auf höchster Ebene.
Für das unternehmerische Denken und Handeln müsse man neue Wege erkennen, mahnte Prof. Dr. Rolf Neddermann, Freier Architekt in Remshalden und Professor für Planungs- und Baumanagement an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung Konstanz. Er fragte die Teilnehmer, ob sie arbeiten würden, um zu leben oder leben, um zu arbeiten. Sein Ziel sei es, mit wenig Arbeit möglichst viel zu verdienen, doch die Realität ließe dies nicht so ohne weiteres zu. Die Zahl 13 nehme da für ihn eine besondere Rolle ein: Ein freier Architekt habe (in der Regel) 13 Tage im Jahr Urlaub, arbeite 13 Stunden pro Tag, fahre ein 13 Jahre altes Auto und verdiene 13 Euro in der Stunde. „Hat er dafür 13 Semester Architektur studiert?“ Im Vortrag und anschließenden Workshop zeigte Neddermann anhand einfacher Rechenbeispiele, wie Architekten und Stadtplaner darauf achten können, wirtschaftlich zu arbeiten. Parallel gab Reinhardt Grossmann, Gassmann + Grossmann Baumanagement GmbH, Tipps für das richtige Verhandeln, zu dem man Fingerspitzengefühl und viel Geduld brauche. Er riet zäh und ruhig zu bleiben, in der Regel spiele die Zeit für einen. Auch der richtige Zeitpunkt sei für den Erfolg einer Verhandlung entscheidend. Für Nachtragsverhandlungen eigne sich zum Beispiel der späte Vormittag (kurz vor dem Mittagessen). Zuhören, Nachfragen, Wiederholen und Zusammenfassen waren weitere Ratschläge Grossmanns.
Über das Netzwerken
Im dritten und letzten Block ging es um den kollegialen Umgang und das Netzwerken. Sebastian Sage, freier Architekt und Stadtplaner sowie Mediator, berichtete von sinnvollen Konfliktlösungen und wie jeder sein Gesicht wahre. Schließlich treffe man sich immer zweimal, zitierte er die dazu passende schwäbische Redensart. Als bekennender „Netzwerker“ leitete Präsident Wolfgang Riehle in die abschließende Diskussion über. Dazu lud er die Architekten Michael Duffner, Frank Hovenbitzer, Gerold Müller, Ernesto Preiser und Peter Schanz auf das Podium, die ihr im Juli mit Jürgen Moser und dem Landschaftsarchitekten Christian Burkhard am Hochrhein gegründetes „Netzwerk Architektur + Management“ (NA+M) vorstellten. Impuls dafür sei die Veranstaltung „Plan B“ im vergangenen Jahr gewesen, sagten die fünf Netzwerker vom Hochrhein. Viele kleine Büros haben es insbesondere bei Wettbewerben und den zunehmenden VOF-Verfahren schwer, sich gegen die Konkurrenz der großen zu behaupten. Durch die bewährte Zusammenarbeit bei der ehrenamtlichen Tätigkeit in Kammergruppe und BDA-Kreisgruppe motiviert, haben sie sich zusammengesetzt und beschlossen, die Vorteile eines Netzwerkes für sich zu nutzen. Sieben Büros verfügen zusammen über mehr Erfahrung und größere Potentiale als ein einzelnes, dazu wurden in Fachingenieuren, Geologen u. a. Konsortialpartner gefunden. Mit dem Netzwerk können sie auch städtebauliche Leistungen anbieten und in der Projektentwicklung und dem Projektmanagement tätig werden. Auch wollen sie künftig im Ausland agieren und lobten die Leistungen von NAX, dem Netzwerk Architekturexport der Bundesarchitektenkammer, deren Mitglied sie geworden sind.
Zu klären galt es, welche Gesellschaftsform gewählt wird, wo der Sitz der Gesellschaft ist, wer die Geschäftsführung übernimmt und wie viel jeder bereit ist, an Zeit und Geld zu investieren, um NA+M auf einen guten Weg zu bringen. Dazu haben sie sich professionell beraten lassen und dann eine GbR mit Satzung gegründet. Aufträge sollen jeweils projektbezogen von Arbeitsgemeinschaften abgewickelt werden. Jährlich wählen sie sich einen Sprecher und Entscheidungen werden immer einstimmig getroffen. Ein großes gegenseitiges Vertrauen bildet die Basis. Die sieben Architekten vom Hochrhein, die sich auch schon mal „Komplizen“ nennen, haben in der Kürze der Zeit zwar noch keinen Auftrag für das Netzwerk akquiriert, aber in jedem Fall mehr öffentliche Wahrnehmung erfahren.
In seinem Fazit riet Wolfgang Riehle allen Architektinnen und Architekten, Stadtplanerinnen und Stadtplanern in Kollegen nicht immer nur den Konkurrenten zu sehen, sondern die Vorteile der Zusammenarbeit zu erkennen. Der klassische Weg als Architekt tätig zu sein, funktioniere heute nicht mehr. Plan B sei daher keine Wertung sondern Motivation. Der von den Teilnehmern bestätigte Erfolg veranlasse die Architektenkammer, so Riehle, im Herbst 2008 die Mitglieder zu Plan B_3 einzuladen. Bis dahin wünschte er allen erfolgreich zu bleiben bzw. zu werden und empfahl zu guter Letzt, um schneller zu neuen Erkenntnissen zu gelangen, die entsprechenden IFBau-Seminare.
Plan B_2-Vorträge als Download (ca. 4,5 MB)
Tel: 0711 / 2196-140
carmen.mundorff@akbw.de