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Mit dem „Plan B“ beschreitet die Architektenkammer Baden-Württemberg seit 2006 neue Wege – zum einen, um die betriebswirtschaftliche Kompetenz von Architektinnen und Architekten zu fördern, zum anderen, um umgewohnte Veranstaltungsformen zu erproben. Nach Speeddateing und Worldcafé in den vergangenen beiden Jahren bot die Kammer diesmal vier Gesprächsforen an.
Zum Auftakt diskutierten jedoch die beiden Kammergruppenvorsitzenden Dr. Alexander Beck (Schwäbisch Hall) und Jan van der Velden Volkmann (Heidelberg) über Baukultur versus Bauökonomie. Gleich zu Beginn ihres Zwiegesprächs rieten die beiden ihren Kollegen nicht nur als Verfechter der Baukultur unterwegs zu sein. Vielmehr müssten Architekten Vertrauen bilden und dieses auch nach außen transportieren. Dr. Beck empfahl, Bauherren einmal wöchentlich anzurufen, um über den positiven Baufortgang zu informieren. Auf diese Art vermittle man den Auftraggebern, dass man für sie tätig sei. Melde man sich bei ihnen nur, wenn es im Planungsprozess Probleme gäbe, entstünde ein gänzlich anderes Bild. Zeit und Verständnis für Bauherren zu haben, sei Bestandteil der Baukultur.
Van der Velden Volkmann berichtete den Zuhörern, wie in seinem Büro das Projektcontrolling gemanagt wird. Er riet, dieses einfach und für die Mitarbeiter transparent zu gestalten. Mit seinen Partnern zusammen entwickle er auch Profile für die Angestellten, um diese möglichst effizient mit ihren Talenten im Büro einzusetzen. Darüber hinaus investierten sie in Fortbildung und übten das Reden über Architektur, denn für Laien verständliche Kommunikation und gutes Auftreten trügen erheblich zum Gelingen der Bauprojekte bei. Beide Referenten waren sich einig, dass es sich lohnt ehrlich und authentisch zu bleiben. Außerdem sei es für die Büropraxis hilfreich, in Netzwerken zu agieren.
Wie man seine Netzwerke erweitert, erläuterte Kammerpräsident Wolfgang Riehle und riet, dies nicht nur unter Architekten zu tun sondern vor allem auch mit Fachingenieuren sowie mit Fachfremden. Ein Teilnehmer regte sogleich an, die Kammer möge dafür eine entsprechende Plattform schaffen. Netzwerke seien auch nützlich, um eigene Kapazitätslücken zu überbrücken oder – mit Blick auf die vielen Einzelkämpfer in Baden-Württemberg – um Büroinfrastrukturen gemeinsam und damit kosteneffizienter zu nutzen. Für kleinere Büros bieten die Treffen auf Kammergruppenebene eine gute Möglichkeit für diese Art der Kontaktpflege. Und für das Gelingen nachhaltiger Bauten sei es unerlässlich, so Riehle, dass Architekten das langgepflegte „Schubladendenken“ aufgäben und stattdessen auf Augenhöhe mit allen am Bau Beteiligten agierten. Netzwerke bedürften auch der Steuerung und des Wissens, „wann Nahtstellen zu Schnittstellen werden“.
Parallel dazu riet Rechtsanwalt Dr. Markus Bermanseder im Nachbarraum seinen Teilnehmern eindringlich, das Thema Haftung ernst zu nehmen und sich die Höhe des Selbstbehalts gut zu überlegen. Damit generierte er dann auch sogleich viele Nachfragen rund um die gesamtschuldnerische Haftung von Architekten und sonstigen Baubeteiligten. Aufgrund der komplexen Sachverhalte und der langen Projektzeiträume werden Architekten bei Mängeln häufig in die Zange genommen, denn bei den Handwerkern sei dann in der Regel die Gewährleistungsfrist längst abgelaufen. Angesprochen wurde in dem zweistündigen Forum auch das richtige Vorgehen beim Abschluss von Architektenverträgen und wie auskömmliche Honorare vereinbart werden. „Arbeiten Sie mit der HOAI und verkaufen Sie sich nicht unter Wert“, lautete Bermanseders Rat. Zudem gab er Tipps zum Inhalt von Bauverträgen und wie man am besten schriftliche Bedenken mitteilt.
Die Reutlinger Steuerberaterin Ingeborg Zeljak schwor ihre Zuhörer auf die wesentlichen ökonomischen Indikatoren im Büro ein. Existenzgründer sollten ihrer Meinung nach unbedingt rechtzeitig eine Versicherung gegen Arbeitslosigkeit abschließen. Für alle sei hingegen wichtig zu Beginn eines Projektes die Gemeinkosten sowie den erforderlichen Stundenaufwand (inklusive dem des Chefs) zu kalkulieren, aber auch die Nachkalkulation sei notwendig, um die nächsten Projekte optimieren zu können. Mit der Zeit stelle sich ihrer Erfahrung nach das richtige Gefühl für den Gesamtaufwand ein. Architekten sollten auch ihre Liquidität steuern. Sie empfahl eindringlich, diese möglichst jeden Monat zu planen. Und bei der Forderungsüberwachung riet sie jeweils zügig abzurechnen. Ein Teilnehmer brachte ein, dass er gute Erfahrung gemacht habe, den Bauherren gegenüber die Rechnungen anzukündigen.
Zum Thema Weiterbildung diskutierten die Teilnehmer vor allem über die Frage, wie sie das richtige Qualifizierungsangebot für sich finden können. Auch diejenigen, die schon eine konkrete Vorstellung hatten, suchten Rat. Sie schilderten die Befürchtung, viel Geld und Zeit zu investieren ohne zu wissen, ob sich die Weiterbildung auch wirklich lohnt. Referent Nils Hille empfahl den Teilnehmern, sämtliche Angebote vorher sorgfältig zu prüfen: Dazu zählten vor allem konkrete Nachfragen zu den Qualifikationen der Referenten und zu dem Praxisbezug des Seminars sowie die Anforderung des detaillierten Programms. Bei kosten- und zeitintensiven Seminaren sollten Interessierte vorher eine Informationsveranstaltung besuchen oder sich mit Absolventen austauschen, um das richtige Angebot für sich zu finden. Während der Weiterbildung empfehle es sich, neue Kontakte zu Dozenten und den anderen Teilnehmern zu knüpfen, mit dem Ziel ein Netzwerk zum Thema aufzubauen.
Um das in den Gesprächsforen erworbene Wissen auch in die alltägliche Praxis umzusetzen, hatte die Kammer den Motivationscoach der Leichtathletik-Nationalmannschaft für die olympischen Spiele 2012 engagiert: den ehemaligen Olympiasieger im Hürdenlauf Edgar Itt. Als Schlüssel zu einem gelungenen Leben stellte er in seinem Vortrag verschiedene Erfolgsfaktoren vor. Er selbst hatte den Rat seines Großvaters beherzt: „Bleib authentisch“, hatte dieser ihm mit auf den Weg gegeben. Mit der Vision einer Olympiateilnahme verfolgte Itt seine Ziele und trainierte hart. Mit seinen positiven Erfahrungen empfahl er den Plan B_6-Teilnehmern unbedingt bereit für Veränderungen zu sein, aber immer authentisch zu bleiben. Und er wiederholte, was zu Veranstaltungsbeginn schon die Architekten Dr. Beck und van der Velden Volkmann ihren Kollegen mit auf den Weg gegeben hatten: immer aktiv zuzuhören und bei den Menschen zu sein. „Sehen Sie Hürden nicht als Hindernis sondern als Herausforderung“, lautet das Credo von Edgar Itt. Schienen die Teilnehmer zu Beginn seines Vortrags noch skeptisch, wirkten sie am Ende durchaus überzeugt und voller Motivation.