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Seit der Einführung der ArchitektIN/ StadtplanerIN im Praktikum (AiP/ SiP) hat sich Einiges getan. Insbesondere hat sich deren Stellung innerhalb des Kammergefüges signifikant verändert.1999 als unter den Absolventen ungeliebte Verlegenheitslösung eingeführt, um der herrschenden Arbeits- und Perspektivlosigkeit des Nachwuchses entgegenzuwirken, hat sich der AiP/SiP mittlerweile zu einer Institution entwickelt, die nicht nur bei den Absolventen hohe Akzeptanz erfährt. Auch in die Gremien der Kammer hat die Berufsgruppe der AiP/SiP Einzug gefunden.
Spätestens seitdem 2014 mehrere Sitze in der Landesvertreterversammlung und ein Sitz im Landesvorstand für AiP/SiP geschaffen wurden, ist klar, dass es sich hierbei um eine Berufsgruppe handelt, deren Stimme vernommen wird und deren Interessen Berücksichtigung finden müssen.
Aktuelle Umfrageergebnisse zeigen, dass die AiP/SiP nicht mehr – wie vor einigen Jahren noch – mit der Institution an sich uneins sind; diese Zwischenphase unter Anleitung wird vielmehr als sinnvoll und wichtig erachtet. Gleichwohl hadern sie aber mit den Arbeitsbedingungen, die ihnen während dieser mindestens zweijährigen berufspraktischen Tätigkeit begegnen. Doch auch wenn die Ausgestaltung überwiegend nicht zufriedenstellend ist: Die Mehrheit der Absolventen ist froh, dass der AiP/SiP als Zwischenschritt zum Eintrag als ArchitektIn/StadtplanerIn angeboten wird, da viele sich durch das Hochschulstudium nicht ausreichend auf das Berufsleben und die Berufspraxis vorbereitet fühlen.Als unverhältnismäßig beurteilen sie allerdings lange Arbeitszeiten und niedriges Gehalt. Gravierender ist jedoch die Klage über mangelnde Akzeptanz seitens der Arbeitgeber für (noch!) nicht vorhandenes Praxiswissen. Im Idealfall wird letzteres während der AiP/SiP-Zeit vermittelt.Auch der Begriff ArchitektIN/StadtplanerIN im Praktikum muss als unglücklich bezeichnet werden. Denn dass man es nicht mit Praktikanten und billigen Arbeitskräfte zu tun hat, sondern mit akademisch ausgebildeten und durch ein mindestens vierjähriges Hochschulstudium qualifizierten Absolventen, die am Beginn ihrer beruflichen Karriere stehen und nun – wie jede andere Berufsgruppe auch – erste Praxiserfahrung sammeln müssen, ist klar. Diese Erkenntnis soll zukünftig auch in eine neue, noch zu findende Berufsbezeichnung einfließen. Aber diese allein sichert noch nicht die Qualität der „berufspraktischen Phase“, die jede Anwärterin und jeder Anwärter auf das Tragen der Berufsbezeichnung „ArchitektIn/ StadtplanerIn“ durchläuft.
In Anbetracht der Wichtigkeit, die der Nachwuchs für die Kammer und den gesamten Berufsstand hat, sollte es im selbstverständlichen Eigeninteresse eines jeden erfahrenen Kollegen und einer jeder erfahrenen Kollegin liegen, diese Berufsgruppe in jeglicher Hinsicht zu fördern: indem sie faire Arbeitsbedingungen schaffen und Wissen vermitteln, statt es nur einzufordern. Ein an dieser Stelle oft und gerne entgegneter Satz lautet: Bei uns war das alles noch viel schwieriger als heute und wir haben das alles alleine geschafft, die jungen Kollegen wollen heutzutage nur Sicherheit. Und auch: Die wissen nichts und wollen viel, was soll ein Arbeitgeber damit anfangen?Es darf aber nichts daran auszusetzen sein, dass man am Anfang noch nicht viel weiß! Gefordert ist daher, dass alle, die AiP/SiP einstellen, sich auch der Verantwortung bewusst sind, die sie damit für den gesamten Berufsstand übernehmen und auch für die Baukultur. Hochschulen bereiten nur unzureichend auf die Praxis vor. Im Übrigen, Praxis bekommt man nur durch Praxis. Und solange man die nicht hat, kann man vieles nicht wissen.Die Bedingungen sind anders als noch Ende der 90er Jahre, als jeder, Berichten etablierter Kollegen zufolge, einen Wettbewerb gewonnen und sich damit selbständig gemacht hat. Die Kolleginnen und Kollegen waren gezwungen, ins kalte Wasser der Praxis zu springen. Hand aufs Herz, wer hätte sich damals nicht einen Mentor gewünscht? Durch die gegenwärtigen Zugangsvoraussetzungen zu Wettbewerben ist dieser Weg die Karriereleiter aufwärts leider ohnehin keine Option mehr für die heutigen AiP/SiP.
Erforderlich ist daher ein neues Selbstverständnis für alle Beteiligten: Die Arbeitgeber müssen begreifen und akzeptieren, dass sie Mentoren für die jungen Kollegen sind. Die jungen Kollegen müssen sich dessen bewusst werden, dass sie in der derzeitigen wirtschaftlichen Lage nicht dazu gezwungen sind, sich auf Bedingungen einzulassen, die nicht dazu führen, dass sie am Ende der zweijährigen berufspraktischen Tätigkeit die bestmögliche Ausbildung in der Praxis erhalten haben.Als Lösung könnte die Einführung eines neuen Ausbildungssystems dienen, ähnlich dem Referendariat für Lehrer oder Juristen, bei dem die Kammer als feste Anlaufstelle fungiert und regelmäßige Veranstaltungen anbietet, deren Besuch von jedem Arbeitgeber gefördert und gefordert wird. Das nötige Konzept wird in 2016 von der Projektgruppe AiP/SiP ausgearbeitet.Wie auch immer die angeleitete berufspraktische Tätigkeit in Zukunft ausgestaltet werden kann und welche Gesetze oder Reformen dafür nötig sind, klar ist: Den Nachwuchs zu fördern bedeutet Qualität zu sichern.