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Die Architektenkammer Baden-Württemberg vergibt 2023 den ARCHITEKTINNENPREIS akbw. Die Auslobung ist gestartet, im Oktober soll die neue Auszeichnung vergeben werden. Es ist nicht der erste „Frauen-Preis“, aber der erste, der eine bewusst regionale Maßstabsebene wählt – wo die Entwurfswerke der Architektinnen und Stadtplanerinnen entstehen und wirken.
„Der Preis ist überfällig, um Kolleginnen aller Fachrichtungen in Baden-Württemberg, ihre Werke und ihre Innovationskraft sichtbar zu machen“, sagt Netzwerk-Initiatorin Odile Laufner. Als Freie Architektin hat sie mit ihrem 1988 gegründeten Büro zahlreiche Wettbewerbe bestritten und war als Preisrichterin tätig. Laufner kennt die Gepflogenheiten und Realitäten. Dem Netzwerk gehe es nicht um einen „Sonderpreis“ für Frauen, sondern darum, den Scheinwerfer in die Schatten der öffentlichen Aufmerksamkeit zu richten.
Nicht zufällig nannte das Deutsche Architekturmuseum Frauen in der Architektur „hidden figures“. Das Copyright ihrer Planungsanteile oder gar die Entwürfe selbst bleiben – oder blieben jedenfalls lange Zeit – oft im Verborgenen. „Die Idee, einen Architektinnenpreis ins Leben zu rufen, ist gut und relevant. Es ist auch fein, dass nicht nur architektonische Werke, sondern auch Ansätze eingereicht werden können“, lobt die Jurorin Mikala Samsøe mit Professur für Entwerfen und Gestalten an der Hochschule Augsburg. Mirjam Schnapper, im AKBW-Landesvorstand als Vertreterin der AiP/SiP, betont die Aktualität der Themen Diversität und Gleichstellung für den Berufsstand. „Der ARCHITEKTINNENPREIS akbw schafft Sichtbarkeit von Planerinnen aller Fachrichtungen, deren Einfluss auf die gebaute Umwelt schließlich ebenso wichtig ist wie der männlicher Kollegen. Perspektivisch wünsche ich mir, dass Frauenquoten oder Architektinnenpreise zeitnah der Vergangenheit angehören und das Thema Gleichstellung ganz selbstverständlich in unserem gesellschaftlichen und beruflichen Alltag gelebt wird“, so die Architektin und Innenarchitektin Schnapper.
Das Netzwerk Architektinnen in der Kammer hat nicht nur die Umbenennung in „Haus der Architektinnen und Architekten“ vorangetrieben. Es sieht sich in seinem Engagement bestätigt durch zahlreiche Aktivitäten unter dem Rubrum „women in architecture“ in den letzten Jahren. 2017 zeigte das DAM in Frankfurt die Ausstellung „Wenn Frauen bauen – 100 Jahre Berufsgeschichte“. Seit diesem Jahr wird der, u. a. von der Tübinger Kunsthistorikerin Dr. Ursula Schwitalla initiierte, international ausgerichtete „divia award“ vergeben. Das Guggenheim-Museum in New York widmete gerade – wie im vorigen Jahr bereits das Kunstmuseum Stuttgart – einer Frau eine Retrospektive, die die Architektenkammer Baden-Württemberg seit einem Jahr als Namenspatin ihres größten Seminarsaales auserkoren hat: Gertrud Louise Goldschmidt, genannt Gego. Die Bonatz-Schülerin floh vor der Nazidiktatur nach Venezuela, versuchte sich zunächst als Architektin, etablierte sich dann aber als Künstlerin. Erst postum wird ihr weltweite Reputation zuteil für ihre Objektkunst, die ohne das geschulte Raumdenken der Architektin undenkbar wäre. Ein zweiter Saal im Haus der Architektinnen und Architekten ist nach Herta Maria Witzemann, Innenarchitektin und Professorin, benannt, die sich in den 1950er bis 1970er Jahren zwar erfolgreich auf dem Auftragsmarkt behauptete, deren Name und damit deren geistige Leistung in Berichten über Projekte wie den Landtag von Baden-Württemberg, den Bonner Kanzlerbungalow oder den Stuttgarter Fernsehturm, aber häufig nur in wenigen Sätzen erwähnt wird – neben oder, meist, nach allen Architekten, Bauleitern, Hausherren und Bauherren.
In einer sich demokratisch und aufgeklärt definierenden Gesellschaft sollte es nicht nur ein selbstverständliches Recht von Frauen sein, als Architekturschaffende an Gestaltung und Entwicklung der gebauten Umwelt beteiligt zu sein, so Laufner. Der baukulturelle und konzeptionelle Beitrag von Frauen in Architektur und Stadtplanung müsse auch anerkannt werden. 9.000 von gut 26.000 AKBW-Mitgliedern sind weiblich. Mit dem ARCHITEKTINNENPREIS akbw will die Kammer ein Zeichen in die Bevölkerung, aber ebenso in die eigenen Reihen senden. Laufner fragt: „Wie wird es aussehen, wenn es wirklich gleichberechtigte Rahmenbedingungen und eine gleichberechtigte Gestaltung geben wird? Wir sind sehr neugierig, die möglicherweise etwas anderen Blicke auf Architektur und Stadtplanung zu sehen.“
Wir bieten Kolleginnen aller Fachrichtungen ein Forum zur Klärung genderspezifischer Fragestellungen innerhalb der Kammerstruktur.
Hier geht es zur Auslobung ARCHITEKTINNENPREIS akbw
Tel: 0711 / 2196-113
architektinnen@akbw.de