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Die Architektenkammer Baden-Württemberg trauert um Arno Lederer. Der Architekt und Hochschullehrer starb 75-jährig nach kurzer, schwerer Krankheit. „Arno Lederer war einer der starken Charakterköpfe in Baden-Württemberg und einer der großen Architekten in Deutschland“, würdigt Kammerpräsident Markus Müller. „Die Verwobenheit von Architektur in Geschichte und städtebaulichen Kontext war seine gestalterische Prägung. Alte Materialien und neues Denken gingen jedoch stets auf beeindruckende Weise zusammen, weshalb seine Entwürfe niemals rückwärtsgewandt, sondern ausgesprochen zukunftsorientiert waren. Beliebig waren seine Bauten nie. Arno Lederer war Kollegen oft ein herausfordernder Gesprächspartner. Wenn er unbequeme Debatten anstieß, und Position bezog gegen die Moderne, forderte er Begründungen ein und ließ nie locker. Dabei begründete er selbst mit großer Kompetenz und Leidenschaft jede formale Entscheidung, gab Einblicke in seine Denkweise – stets eloquent, einfallsreich und überzeugend. Zahlreiche Publikationen, zuletzt der Essayband 'Drinnen ist anders als draußen. Architektur lesen‘, der am 14. Januar schon in seiner Abwesenheit vorgestellt wurde, lieferten den eindrücklichen Beweis: Arno Lederer war ein Intellektueller der Architektur. Ein charakterstarker Berufsstandvertreter, der Menschen für seine Positionen einnehmen konnte. Als Hochschullehrer förderte und prägte er junge Menschen nachhaltig – gerade auch durch seine Sicht auf Architektur als res publica. Für seine Überzeugungen nahm er Reibungen in Kauf, ließ gleichzeitig den Gesprächsfaden nie abreißen, auch den zur AKBW nicht. Obwohl ohne offizielle Ämter in der Kammer, nahm er jahrzehntelang Einfluss und war regelmäßiger Gast im Haus der Architektinnen und Architekten."
In Baden-Württembergs Städten findet sich eine Vielzahl markanter Gebäude des Büros Lederer Ragnarsdóttir Oei (LRO), die die Handschrift Arno Lederers tragen. Die Architektenkammer Baden-Württemberg zeichnete einige mit ihrem Siegel „Beispielhaftes Bauen“ aus, die wir Ihnen vorstellen wollen, zusammen mit Kernaussagen in den Entwurfsbegründungen, die die Herangehensweise und die dahinter liegende Philosophie verdeutlichen:
„Der wesentliche Gedanke unserer Planung beruht auf der Frage, welche Art von Gebäude in Bezug auf Plastizität und Materialisierung der Stadt an dieser Stelle den besten Mehrwert bringen könnte. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite nach Norden steht ein bemerkenswert wuchtiger Baukörper aus dem sechzehnten Jahrhundert, der ‚Neue Bau‘ genannt. (…) Diesem geschichtsträchtigen Ort dachten wir einen Baukörper gegenüberzustellen, der gemeinsam mit dem ‚Neuen Bau‘ den Eingang in die Neue Straße bildet. (…) Aufgrund unserer Erfahrung mit gebrauchten Ziegeln konnten wir den Bauherrn von den Vorteilen des alten Steins überzeugen. Nicht nur wegen der Übereinstimmung mit den historischen Fassaden, sondern auch, weil die Wiederverwendung abgebrochenen Baumaterials ein wichtiges Thema in der Nachhaltigkeit und Berücksichtigung von Stoffkreisläufen darstellt. Insofern kommen hier zwei Themen zusammen: das des Stadtbildes, an dem wir weiterbauen dürfen, wie auch das der Nachhaltigkeit selbst. Auch denken wir, dass auf diese Weise eine harmonische Übereinstimmung mit dem historischen Bestand möglich ist, ohne dessen Formenapparat nachzuahmen oder zu imitieren."
„Eigentlich handelt es sich um einen Gemischtwarenladen. Unter einem Dach versammeln sich Geschichte, moderne Kunst, Touristeninformation und ein Café und dies in einem baulichen Komplex, der Alt- und Neubau auf engem Raum miteinander verbindet. Und doch macht das Ganze einen Sinn. Wie in einer lebendigen Stadt, in deren Kultur, vor allem der Baukultur, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander ein Ganzes sind und damit das „Bild der Stadt“ ausmachen, soll das Triptychon der Zeiten baulich und inhaltlich zu einem Ganzen verschmelzen. (…) Gute Architektur kann nur gelingen, wenn alle am Bau Beteiligten mit Lust und Freude bei der Sache sind. Man kann im Fall von Ludwigsburg sagen, dass dies der Fall war, insbesondere im Zusammenwirken von Stadt, Nutzer, Museumsgestalter und Architekten. Von diesem positiven und engagierten Vorgang profitieren insbesondere Bauten, die man nicht zwangsweise besuchen muss, sondern die, wie das bei Kulturbauten dieser Art der Fall ist, aus Interesse und Lust besucht werden. So wie man sich das von der Stadt als einen spannenden Ort von Geschichte, Gegenwart und Zukunft wünscht. Dem MIK fällt, so sehen wir es, dabei die Rolle zu, das in einem Haus widerzuspiegeln, was die Stadt im Großen ist und sein will."
„Ein Gebäude ist immer nur Teil eines Ganzen: Teil der Landschaft, Teil der Stadt, in der es steht. Und so begreifen wir die Aufgabe, die uns zugefallen ist, nicht als eine, die sich allein auf das Gebäude bezieht, das es zu bauen gilt, sondern als einen Beitrag zur Stadt und der näheren Umgebung, in der es steht. Ein altes Sprichwort sagt, Kirche, Rathaus und Schule gehören zu den besonderen Bauten, die für die Stadt prägend sind. Ihnen hat man also zugesprochen, sich dem Duktus und der Ordnung der „normalen“ Häuser der Bürgerstadt nicht unterordnen zu müssen. (…) Die äußere Erscheinung des Gebäudes ist nun durch das Mauerwerk aus hellen Ziegeln geprägt. Wir glauben damit dem Charakter des innenstädtischen Ensembles, als dem historischen Nukleus des Viertels gerecht zu werden. Gemauerte Fassaden kommen uns auf den ersten Blick vertraut vor. Uns interessiert dabei nicht, ob sich für den Besucher zuerst die Frage stellt, ob das Gebäude neu oder alt aussieht. Wichtiger ist die Selbstverständlichkeit, durch die es auf den ersten Blick als Teil der Stadt wahrgenommen wird. Vertraut und dennoch neu: in dieser Balance sehen wir die Fassaden, so wie diese Eigenschaft auch die Innenräume prägen soll. Deshalb sind Decken, Wände und Böden aus Materialien, die wir nicht nur gewohnt sind, sondern die auch durch ihre Fügung den handwerklichen Charakter ausmachen."
„Als Entwurfsgrundlage diente uns der barocke Lageplan, in dem die Dominanz des Kirchengrundrisses vorgesehen ist, da so ein Spannungsfeld zur kleinteilig gestalteten Umgebung entsteht. Mit diesem Ansatz begegnen wir dem uneinheitlichen räumlichen Stückwerk, welches der Abriss der Kirche St. Joseph Ende des 18. Jahrhunderts hinterlassen hatte. Vom neuen Ensemble soll eine ähnliche Klarheit ausgehen, wie wir sie in den Plänen von 1774 und 1659 vorgefunden haben, dazu orientiert sich der zentrale Baukörper mit seinem Volumen an der St. Josephskirche. Seine Südfassade erinnert an die Komposition des plastisch geformten Kirchenbaus. (…) Der Umgang mit der Geschichte wird an vielen Stellen deutlich. So auch bei der Wiederherstellung des historischen Eingangsportals des Palais zur Königstraße, durch das Einsetzen der noch erhaltenen Originaltüren. Bei der Materialwahl wurde Wert auf die enge Beziehung von Dauerhaftigkeit und Nachhaltigkeit gelegt. Hauptsächlich wurden Beton, Ziegelstein, Holz, Kupfer und Naturstein verwendet. Auch in der vorgehängten Fassade aus Sichtmauerwerk des Neubaus ist durch Beimischen von Altziegeln wieder ein Verweis auf den geschichtlichen Kontext des Ortes zu erkennen."