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Natürlich muss man etwas Neues machen!" Matthias Hahn, lange Jahre Stuttgarter Baubürgermeister, ist sicher, dass es nicht reicht, das am Anfang seiner Amtszeit entstandene Stadtentwicklungskonzept STEK ein wenig zu überarbeiten. Um dieses Planwerk und darum, wie man heute daran anknüpfen könnte, ging es am 12. März 2019 beim Auftakt einer vierteiligen Veranstaltungsreihe.
Ziel sei ein knapper, klarer Leitfaden gewesen, der die übergreifenden Ziele der Stadtentwicklung auch räumlich verortet. Vom Gemeinderat wurde das Konzept nie beschlossen. Die Angst davor, sich auf etwas festzulegen, war zu groß. Dr. Detlev Kron, damals wie heute Leiter des Planungsamts, zeigte in seinem Referat immerhin, dass sich Vieles davon in den späteren Stadtteilentwicklungs- und Rahmenplänen wieder findet. Das STEK wurde Ende 2004 als "Entwurf" vorgelegt, 2005 in einem öffentlichen"Dialog" erörtert und 2006 zu einer"Strategie" verdichtet.
Heute würde man das so nicht mehr machen, meinte Achim Weiher, damals federführend auf Seiten des Planungsamts: Der Dialog mit der Stadtgesellschaft müsse den gesamten Prozess begleiten, und er müsse anschließend weitergeführt werden. Prof. Franz Pesch, dessen Büro das STEK erarbeitet hatte, forderte am Ende des Abends dazu auf, Zukunftsthemen mutig aufzugreifen um nicht im Klein-Klein von Einzelprojekten und Besitzstandswahrung zu verharren.
Gemeinsames Positionspapier für einen nachhaltigen Dialog zur Stadtentwicklung in Stuttgart.
Mit diesem Stoßseufzer wurde zwei Wochen später zur "Philosophierkantine" in die Mensa Holzgartenstraße geladen. Das innovative Veranstaltungsformat und der interessante, im öffentlichen Bewusstsein kaum präsente Ort waren selbst ein Versuch, wie der Dialog mit der Stadtgesellschaft über so komplexe Themen wie Stadtentwicklung funktionieren könnte.
Anna Bernegg und Oliver Seidel, die mit ihren jungen Büros "Urban Catalists" und "Cityförster" erfolgreich neue Wege beim Planen großer städtebaulicher Zusammenhängen gehen, waren zu Impulsvorträgen eingeladen. Am Beispiel von Darmstadt, Freiburg und Würzburg schilderten sie, wie man der verbreiteten Haltung "Bauen ja, aber nicht bei mir!" begegnen kann: Beginnt man mit Räumen, die allgemein als defizitär empfunden werden, und zeigt, dass sie sich durch Bauen tatsächlich verbessern lassen, kann geduldige Kommunikation psychologische Sperren und Denkverbote überwinden. Dritte Rednerin war Elke aus dem Moore, Direktorin der Akademie Schloss Solitude und zuvor viele Jahre für die Ausstellungen der IfA-Galerie und den deutschen Pavillon der Kunstbiennale Venedig verantwortlich. Sie berichtete über die verstörende Kommerzialisierung des öffentlichen Raumes in vielen Teilen der Welt, auf der anderen Seite über die wachsende Bedeutung von "Communs", offenen, gemeinschaftlich genutzten Orten, Räumen und Einrichtungen. Wie viele kulturaffine Bürger empfindet sie die Stadtautobahn durch das Zentrum von Stuttgart als "klaffende Wunde" und wünschte sich unter großem Applaus eine "radikal autofreie Stadt". Zwischen den Impulsvorträgen konnten die Teilnehmer bei Suppe und Wein in übersichtlichen Tischrunden ihre eigenen Vorstellungen und Ideen diskutieren. Viele Besucher waren hellauf begeistert und forderten, das Format "Philosophierkantine" fortzuführen.
Ein ziemlich politischer Abend mit den Sprechern der Fraktionen und Gruppierungen des Gemeinderates brachte so Manchen zurück auf den Boden des kommunalpolitischen Alltags. Von fast allen Diskutanten wurde anerkannt, wie wichtig das Denken in großen räumlichen und zeitlichen Zusammenhängen ist. Ausgetauscht wurden dann aber doch die hinlänglich bekannten Positionen zu Wohnungsbau, Außenentwicklung und Mobilität.In der Diskussion, die Christian Holl so engagiert und souverän moderierte wie bereits die vorangegangenen Veranstaltungen, zeigte sich immerhin ein weitgehender Konsens darüber, dass Stadtentwicklung über Markungsgrenzen hinweg gedacht werden müsse und ohne Zusammenarbeit auf Augenhöhe nicht funktionieren könne.
Diese große Frage haben wir Bürgermeister Peter Pätzold für seinen Vortrag am 15. Mai gestellt. Die Antwort erfahren wir erst nach Redaktionsschluss. Mittel für Fortschreibung oder Erneuerung des Stadtentwicklungskonzeptes sind vom Planungsamt bereits beantragt. Die Initiative Stadtentwicklungsdialog fordert neben ausreichender personeller Kapazität einen Ort, an dem die permanente Debatte über Stadtentwicklung geführt und sichtbar wird. Nach der Sommerpause wollen wir das Thema in einem gemeinsamen Workshop mit den neu gewählten Gemeinderäten vertiefen.
Reg.-Baumeisterin Judith Zängle-KochArchitektin