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Reg.Nr.: 2009-2-08Aufgabe: Neubaus eines Kunsthauses für die Sammlung Selinka, sowie von Wohnungen, den Räumen einer Tanzschule und einer Tiefgarage, einschliesslich der Freianlagen auf einem innerstädtischen Gelände in Ravensburg
Auslober: Georg Reisch GmbH & Co. KG Bad Saulgau
Wettbewerbsart: nichtoffener Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: EWR/WTO
Teilnahmeberechtigung: Architekten
Teilnehmer: 14 ausgewählte Teilnehmer, 13 Arbeiten
Fachpreisrichter: Prof. Gesine Weinmiller, Berlin; Prof. Hilde Léon, Berlin; Michael Muffler, Tuttlingen (V); Stephanie Utz, Ravensburg; Rudolf Saule; Andreas Knitz, Ravensburg
Wettbewerbssumme: 22.000 Euro (zzgl. MwSt.)
Preisgericht: 02.09.2009
Die Arbeit überzeugt in der konzeptionellen Grundhaltung, sich in die kleinteilige Baustruktur der Altstadt von Ravensburg einzupassen und gleichzeitig die Sammlung Selinka als öffentliche Nutzung präsent zu zeigen. Als ein neuer Baustein in der Stadt behauptet es seine Eigenständigkeit, sowohl in der architektonischen Sprache, gerade auch der Fassade als auch in seinen Volumina. Gleichzeitig stimmt die Körnung. Die unterschiedlichen Volumina der Altstadt werden in dem neuen Museum zum Thema. Gerade im Anschluss an dem "Hexenhäusle" wird das Thema der Einbindung funktional und stadträumlich virtuos gelöst: Hier befindet sich der offene vom Straßenverkehr geschützte Vorplatz zum Eingang. Diese klare Präsenz im Äußeren wird auch in der inneren Struktur und der Wegeführung im Museum weitergeführt. Die klaren rechtwinkeligen Ausstellungsräume lassen eine flexible Bespielung zu und nutzen gut die zur Verfügung stehenden Flächen für Ausstellungen, was durch die platzsparende und funktionale Organisation der Nebenräume bedingt ist. Auch die Lage der Bibliothek ist positiv zu bewerten: separat und geschützt und doch von der Straße aus einsichtig. Die Anlieferung muss in ihrer Lage und Ausbildung geprüft werden. Die Belichtung der Ausstellungsräume ist nur über Kunstlicht vorgesehen, allerdings wären Oberlichter in dem obersten Geschoss denkbar und auch mit der gewölbten Dachstruktur kompatibel.Die Wirtschaftlichkeit des Gebäudes ist gut, verglichen mit den anderen Beiträgen, aber auch in den absoluten Zahlen, was durch die kompakte Bauweise und durch den sparsamen und effektiven Umgang mit dem gebauten Raum gewährleistet wird.
Der Gesamtbaukörper fügt sich maßstäblich gut in die Nachbarschaft ein. Insbesondere überzeugt die nachvollziehbare Gliederung in zwei Bauvolumen. Die Ecklösung mit den an der Westseite durchgehend über dem Erdgeschoß auskragenden Obergeschossen ist eine klare, selbstbewusste Lösung dieser schwierigen Situation. Dieses Selbstbewusstsein kehrt sich allerdings bei der Nachbarschaft zum Hexenhäusle um und dominiert dieses in unangenehmer Weise. Die Fassade ist mit dem Verhältnis von geschlossenen Ziegelwandflächen und verglasten Öffnungen zwar angenehm klar gegliedert. Die Größe der Einzelflächen ist aber bedenklich. Die Vielschichtigkeit der äußeren Erscheinung setzt sich im Inneren angenehm fort. Der Eingangsbereich überzeugt durch interessante Außen- und Innenraumbezüge, ist übersichtlich möbliert und wirkt dadurch einladend. Für die Besucher bieten sich aus allen Geschoßen immer wieder unterschiedliche Ausblicke in den Stadtraum. Überzeugend ist die klare Grundform der Ausstellungsflächen, die in einigen Bereichen raffiniert überspielt wird. Die Schräge der westlichen Schmalseite folgt dem Straßenverlauf und wird durch das Seitenfenster verständlich. Eine besondere räumliche Qualität erhalten die beiden oberen Ausstellungsebenen mit dem vom Dach her belichteten Luftraum. Die Funktionalität ist in allen Geschoßen gewährleistet. Die kurze Anlieferung zur Schleuse, gute Anbindung zum Depot, Anordnung und Anbindung der Toiletten an das Foyer sind übersichtlich. Im Erdgeschoss sind alle geforderten Funktionen flächenmäßig erfüllt und gut zugeordnet. Die in den Obergeschossen rechtecknahe Grundrissgliederung ist für Ausstellungszwecke gut geeignet, Seitenflächen sind gut angebunden. Die feinfühlige, räumliche Einbeziehung des Bestandes in den Außenräumen einschließlich des Eingangsvorplatzes (Plastikhof, Baum auf Nachbargrundstück, Hexenhäusle) überzeugt in hohem Maße. Der Sollwert der Kosten ist deutlich überschritten.
Der monolithartige Baukörper versucht sich durch die unterschiedliche Höhenentwicklung und Faltung der Umgebung anzupassen und gleichzeitig als eigenständiger Baukörper im Straßenraum erkennbar zu bleiben. Aus denkmalpflegerischer Sicht ist der Baukörper an sich vertretbar, jedoch im Hinblick auf seine glänzende Kupferblechhülle bestehen erhebliche Bedenken Der Baukörper erschließt sich mittig über ein Podest von der Burgstraße aus und schafft zwar einen großzügigen Foyerbereich überzeugt aber als Eingangslösung nicht. Die klare Anordnung der Treppen an den Seitenflächen der Gebäudeseiten bringt auch im Inneren die schlichte und überzeugende Sprache der Architektur zum Ausdruck. Ebenso wird dadurch eine relative Freiheit im Ausstellungskonzept ermöglicht. Die Funktionalität der Ausstellungflächen wird lediglich durch die zentrale Lage des Aufzugs beeinträchtigt. Dies wäre aber durch eine Überarbeitung der Grundrisse lösbar. Die Lage, Größe und Form der zwei Fassadenöffnungen sind formal überhöht und unnötig. Die Lichtführung durch Oberlichter im 2. OG für das 1. OG und das Einschieben des 2. OG´s als Empore schafft unterschiedliche Raumqualitäten und Höhen, die für die Ausstellungskonzeption genutzt werden kann. Die Ausbildung als Lochblech wird funktional und im Hinblick auf die Lichtempfindlichkeit der Kunstwerke in Frage gestellt. Die LKW-Anlieferung in die Schleuse für den Ausstellungsbereich ist überprüfungsbedürftig. Die podestartige Ausbildung des Eingangsbereiches wird über eine Außentreppe von der Burgstraße aus beidseitig erschlossen. Dies ermöglicht die Ausbildung eines Vorbereichs abgehoben von der vielbefahrenen Burgstraße. Die Freiflächen des Nachbargebäudes (Ravensburger Spielemuseum) mit einem Sommercafe werden nicht erschlossen. Hier wäre ein Ausgang mit Treppe jederzeit möglich. Die wirtschaftlichen Werte liegen im oberen Bereich. Der in der Auslobung vorgegebene Kostenrahmen ist deutlich überschritten.
Dem Verfasser gelingt mit der Setzung eines gegliederten Baukörpers eine sehr differenzierte Erweiterung des Stadtgundrisses auf den historischen Parzellengrenzen. Die beiden Körper reagieren durch einen Versatz auf die besonders enge Stelle an der Burgstraße, jedoch ist gar nicht verständlich, warum dieser Raum nicht adäquat genutzt wird. Die Baukörper werden durch einige große Öffnungen gegliedert, die als Ausstülpungen des Inneren gelesen werden sollen an manchen Stellen, besonders neben dem Eingang scheint das Fleisch neben der Öffnung nicht ausreichend dimensioniert zu sein. Während die städtebauliche Haltung des Projektes insgesamt sehr gelobt wird, scheint die innere Organisation des Museums der äußeren Qualität nicht zu entsprechen: sowohl der Split-level noch die vielen Lufträume stellen für die Bespielbarkeit des Museums große Hindernisse dar. Auch die vor den Wänden verlaufenden Treppen schränken den Nutzer erheblich ein. Die erwünschten innenräumlichen Qualitäten der Querbeziehungen über die Geschosse hinweg evozieren aber bei den sehr knappen Raumprogramm Stege und Erschließungsräume die, bezogen auf die zu erschließende Fläche, einen sehr hohen Anteil einnimmt. Dies schlägt sich auch in den deutlich über dem Rahmen liegenden Kosten nieder. Insgesamt handelt es sich um eine Arbeit die mit hoher Sensibilität das Geflecht der Stadt weiterführt, während diese Angemessenheit im Bezug auf das Ausstellen einer Kunstsammlung vermisst wird.