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In Anwesenheit von gut 250 Gästen wurde die Sonderausstellung „Bauen für eine offene Gesellschaft. Günter Behnisch 100“ eröffnet. Während Sohn Stefan Behnisch coronabedingt zugeschaltet war, waren viele aus der weitläufigen Familie des geehrten Architekten anwesend, beispielsweise Bruder Jochen Behnisch. Die von der Architektenkammer Baden-Württemberg organisierte, von saai und Behnisch Architekten konzeptionierte und kuratierte Schau zu Leben und Werk Günter Behnischs ist bis 3. Oktober in dem Gebäude in der Königstraße 1c (Theaterpassage) zu sehen.
Gezeigt werden in sechs Kapiteln die Ideen- und Werkphasen Günter Behnischs vom Situativen Bauen im Fall der Olympiaanlagen München über Offenes Bauen am Beispiel Bonner Plenarsaal bis zur Dekonstruktion wie ihn etwa der Kindergarten Luginsland (Stuttgart) repräsentiert. Auf mehr als 1.000 Quadratmetern ehemaliger Kaufhausfläche sind hunderte Exponate zu sehen, Pläne, Zeichnungen, Filmaufnahmen, Schriften, zeithistorisches Medienecho, sowie 19 Architektur-Modelle. Die Ausstellungsarchitektur aus Baugerüsten und Seekieferplatten wird nach Ausstellungsende wieder verwendet.
„Könnten Architekturbüros heute wie Günter Behnisch bauen?“, fragte Moderatorin Dr. Christine Grüger. Kammerpräsident Markus Müller nutzte die Gelegenheit zur grundsätzlichen Positionierung: „Was braucht man noch alles, nochmal Corona, Krieg, mehr Klimakatastrophe, damit wir anfangen, in großen Dimensionen zu denken und Dinge über Bord zu werfen? Wenn das Büro Behnisch und Partner das damals nicht gemacht hätte, gäbe es vieles nicht: Kein Olympiastadion, keine Bildungsgebäude, die den offenen Gedanken befördern. Die Widerständigkeit von Seiten der Architektenschaft ist ganz wichtig. Wir müssen das auf die Reihe bekommen, und es bedeutet gravierende Veränderung. Dinge denken, deren Ergebnis wir nicht kennen.“
Stefan Behnisch gab sich überzeugt: Günter Behnisch und seine Partner hätten auch heute die Herausforderungen angenommen und wären an den Themen der Zeit drangeblieben. Sein Vater habe zu Recht formuliert: „Die Architektur zeigt nicht nur die gesellschaftlichen Verhältnisse, sondern – umgekehrt – sie motiviert auch die guten und schlechten Verhältnisse, sie ist ein ‚enabler’.“ Es gebe einige Botschaften aus dessen Werk, nicht zwingend aus dem gebauten Werk, sondern aus dem, was diskutiert worden sei. Auch die Art und Weise, wie gearbeitet wurde, könne man als Botschaft ins Heute nehmen: das Entwickeln, die Diskussion, und Entscheidungen dann treffen, wenn sie dran sind, und nicht auf Reserve, so Stefan Behnisch. „Das ist etwas, was für die Diskussionsfähigkeit unserer Gesellschaft sehr wichtig ist.“ Und umgekehrt, so Kammerpräsident Müller: „Architektur wird nur dann wirklich gut, wenn sie im engen Kontakt mit dem ist, was in der Gesellschaft passiert.“
Darauf hob auch Nicole Razavi, die Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, in ihrem Grußwort ab. Dessen Werk zeichne sich aus durch die gelebte Überzeugung, dass nur mit fachübergreifender, gemeinschaftlicher Arbeit Antworten gefunden werden können, und, dass Gestaltung mehr sein müsse als zeitlich vergängliche Mode, sondern in Auseinandersetzung mit dem Ort und dem Kontext stattzufinden habe. „Ich freue mich sehr, dass die Architektenkammer Baden-Württemberg, das saai am KIT und Behnisch Architekten eine Plattform für Günter Behnischs baukulturelles Werk geschaffen hat. Das ist auch eine Art Probelauf für ein Zentrum Baukultur Baden-Württemberg, das an dieser Adresse möglich werden könnte. Lassen Sie uns über ein solches Zentrum gern weiter im Gespräch bleiben und alles dafür tun, dass ein solches Schaufenster für die Geschichte und Innovationen des Planens und Bauens in Baden-Württemberg, aber auch als Diskussionsforum für Baukultur im Land, entstehen kann“, so Ministerin Razavi.
Birgit Pfitzenmaier, stellvertretende Geschäftsführerin der Baden-Württemberg Stiftung, begründete die Förderung in Höhe von 905.000 Euro mit dem herausragenden Ausstellungsthema und dem von der Kammer gut begründeten Antrag. Wolfgang Riehle, Ehrenpräsident der AKBW und Vorsitzender der neuen LBBW-Immobilien Baukommission „Schlossgartenquartier“, überbrachte das Bekenntnis zu einem Zentrum für Architektur und Ingenieurbau an dieser Adresse. Die Leitmotivik Günter Behnischs solle auch bei diesem sogenannten Kulturbaustein zum Tragen kommen. Es sei erklärtes Ziel der LBBW Immobilien, an dieser 1a-Lage in der Landeshauptstadt „Durchlässigkeit herzustellen und die Zwischenräume zu öffnen“. Es sei allerallerhöchste Zeit, dass die Berufsstände der Architekten und der Ingenieure eine solche Heimat bekämen.
Königstraße 1c, Stuttgart (Theaterpassage) Eintritt frei
Öffnungszeiten: Mo bis Sa, 10 bis 20 Uhr So und Feiertag 15-19 Uhr Aktuelle Veranstaltungen und Führungen unter: www.guenterbehnisch.com #guenterbehnisch100 Projektorganisation/Koordination: Carmen Mundorff (AKBW) Kuration: Petra Behnisch (Behnisch Architekten), Mechthild Ebert (saai), Senay Memet (saai), Dr.-Ing. Elisabeth Spieker (Behnisch Architekten) Ausstellungsdesign: OUP Ockert und Partner