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„Ist Kirche öffentlicher Raum?“ lautete der Titel einer gemeinsam von der Architektenkammer BW und der Evangelischen Akademie Bad Boll organisierten Podiumsdiskussion. Mehr als 150 Gäste im Haus der Architektinnen und Architekten bestätigten die Brisanz und Aktualität des Themas. Moderatorin Dr. Kerstin Renz, Studienbereichsleitung Bauen und Umwelt in Bad Boll, hatte zu Gast: den württembergischen Landesbischof Ernst Wilhelm Gohl, Böblingens Baubürgermeisterin Christine Kraayvanger und den Kammerpräsidenten Markus Müller.
Die Erwartungen an Kirchenräume als soziale Orte seien neuzeitlicher Art, so Renz. Aus der Tradition heraus handle es sich um exklusive, elitäre Räume, die sich erst seit kurzem öffneten als Vesperkirchen oder Orte der Begegnung. Was also tun mit den 50 Prozent der rund 6.000 evangelischen Kirchenimmobilien, die allein im württembergischen Landesteil mittelfristig nicht mehr unterhalten werden können? Für Quartiersarbeit in den Kommunen nutzen? Abreißen und Wohnungen bauen? Welche Form der Nutzung ist geeignet?
„Kirche ist kein Clubraum der Frommen“, formulierte ein Pastoralreferent aus dem Publikum. Sie müsse ihre Machtposition aufgeben und mit allen in die Netzwerkarbeit gehen. „Selbst wenn wir es nicht wollten, wir müssen kooperieren und viel vernetzter denken“, stimmte Landesbischof Gohl zu. Auf kommunaler Ebene passiere schon viel an Nutzungskooperation – vom Fastenbrechen mit Muslimen bis zur Vesperkirche oder der Zweitnutzung als Kita. Böblingens Baubürgermeisterin Christiane Kraayvanger bestätigte dies, schränkte jedoch ein, insbesondere der Sakralraum eigne sich nicht für jede Art von Öffnung. Nur seien die Erwartungen an diese Räume sehr hoch. „Kann Kirche eine Art konsumfreier ‚Gegenraum‘ sein?“, so die Frage der Moderatorin.
AKBW-Präsident Markus Müller bejahte: Kirchliche Immobilien, insbesondere Kirchen und Gemeindesäle, seien geradezu prädestiniert als „gemeinschaftsstiftende Räume“ gegen die Tendenzen unserer Zeit wie Vereinzelung und Vereinsamung. Im städtebaulichen Kontext seien sie häufig „Gravitationszentren von Orten“, mit denen starke Identifikation stattfinde. Deshalb könne sich die Kirche als Immobilienbesitzerin der Gemeinwohlorientierung nicht verschließen. „Es tut dem kirchlichen Leben gut, beweglicher zu werden“, so Müller.