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So selbstverständlich und von immenser Bedeutung und doch so selten. Bei der Planung von Spielplätzen ist regelmäßig der Spagat zu bewältigen, Herausforderungen für Behinderte wie für Nichtbehinderte zu schaffen. Planungsgrundlagen bieten die bekannten DIN-Normen sowie einschlägige Gesetze. Die Spielgeräte-Hersteller haben inzwischen ein beachtliches Repertoire individueller Produkte anzubieten. Festzustellen ist dennoch ein Umsetzungsdefizit.
Viele behinderte Kinder verbringen als Folge ihrer Behinderung eine Kindheit, die nur sehr eingeschränkt Möglichkeiten und Gelegenheiten zu Spiel und Bewegung bietet. Besonders deutlich zeigt sich für behinderte Kinder die Einschränkung ihrer Möglichkeiten aktiv zu spielen in den Spielangeboten öffentlicher Spielplätze. Solche Alltagserfahrungen sind es dann, die diese Kinder manchmal vom jüngsten Alter an resignieren lassen, was zu einer passiven Spielhaltung führt. Durch entsprechende Angebote gilt es, diese zu aktivieren, denn mit dem Gefühl des Involviertseins und der Freude daran verbinden sich tiefste Lern- und Wahrnehmungserfahrungen.
Planungsauftrag ist die eigengelenkte Ermöglichung von spielerischen Material- und Bewegungserfahrungen für alle Kinder. Daraus wird ihnen die Grundlage zum Erwerb komplexer Handlungsmuster in allen psychischen und physischen Lebensbereichen ermöglicht. Zu berücksichtigen sind dabei nicht nur die Bedürfnisse der Rollstuhlfahrer, sondern die der Personen mit Einschränkungen des Seh- und Hörvermögens, mit Bewegungsstörungen, Spasmuserkrankungen, Muskelschwächen u. a. m.
Spielen im Freien bietet allein schon vielfältige sensorische Eindrücke von Wind, Luft, Schatten, Licht, Wärme, Kälte, Wachstum, Werden und Vergehen. Insbesondere für behinderte Kinder sind zusätzlich Angebote zur basalen Stimulation zu machen - z. B. mit Klang-, Tast- und Geruchsspielen. Gefragt sind vielfältige Angebote, um neue Wahrnehmungserlebnisse zu gewinnen, neue Handlungsaktivitäten, Selbstwahrnehmung, Raumerfahrung und Orientierung zu schulen. Dazu kann der Einsatz unterschiedlicher Materialien erfolgen, z. B. um taktile und optische Orientierungshilfen zu geben, spezielle Spielangebote zu finden, verschiedene Spielareale abzugrenzen.
Ein Spielplatz für alle Kinder sollte außerdem spezifische Orientierungs- und Spielangebote für Kinder mit Hör- und Sehbeeinträchtigungen einschließen und die Sicherheitsbedürfnisse dieser Kinder berücksichtigen. Kinder in Rollstühlen müssen nicht nur sichere Fahrwege auf dem Spielplatz vorfinden. Auch ist zu berücksichtigen, dass viele Kinder als Folge ihrer Behinderung über eine eingeschränkte Realitätseinschätzung verfügen. Grundlegende Erfahrungen sind das Spiel mit Sand und Wasser und das Schaukelerlebnis. Für Kinder im Rollstuhl können bspw. unterfahrbare Umrandungen hergestellt und ein Liegebrett angebaut werden, das es ihnen erlaubt, in liegender Position im Sand zu spielen.
Durch das Schaukelerlebnis in Schaukeln mit besonderen Sicherheitssitzen, der Rollstuhlfahrer- und der Vogelnest-Schaukel, in Hängematten etc. werden Körperempfindungen (Psychomotorik) und Emotionen in vielfältiger Weise beeinflusst. Die rhythmische Bewegung spricht Gleichgewichtssinn, Tiefensensibilität, taktiles System und visuelle Wahrnehmung an. Ein Erlebnis für behinderte und nichtbehinderte Kinder.
Der Gedanke, Spielplätze mit Spielangeboten für alle Kinder zu schaffen, also den integrativen Ansatz zu verfolgen, ist so selbstverständlich und naheliegend, dass man staunt, wie wenige gebaute Beispiele es erst gibt: Alle Kinder sollten Möglichkeiten finden, sich in spielerische Beziehung zu anderen Kindern zu setzen, ihre Fähigkeiten kennen zu lernen und zu entwickeln. Behinderte Kinder sind viel mehr noch als ihre nichtbehinderten Spielkameraden auf vielfältigste Bewegungsangebote angewiesen - als Grundlage für die Entfaltung ihrer Entwicklungschancen. Letztendlich wäre dies ein Gewinn für die ganze Gesellschaft.
Beate Voskamp, 2003Landschaftsarchitektin, Berlin