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Anfang Mai spiegelte die Strategiegruppe "Zukunft Berufsstand" in einer Videokonferenz ihre persönliche Erfahrung. Die Kolleginnen und Kollegen berichteten, die Umstellung auf Homeoffice sei unerwartet problemlos verlaufen, wenn auch der direkte Austausch vermisst wird. Junge Büros, wo die Kolleginnen und Kollegen nebenher Homeschooling organisieren müssten, seien ungleich stärker belastet, so der Tenor.
Die Planungsaufträge würden bearbeitet, die Baustellen liefen ohne große Engpässe und Ausfälle weiter. Allerdings haben einige Büros Kurzarbeit angemeldet und es wurden auch Kündigungen ausgesprochen. Laut BAK-Umfrage sind die Innenarchitekturbüros stärker betroffen. Die Kolleginnen und Kollegen in den kommunalen Verwaltungen sind stark ausgelastet, es wird zudem im Homeoffice gearbeitet. Es zeigt sich, dass dort, wo bereits mit digitalen Bauakten gearbeitet wird, unkomplizierter und schneller Baugenehmigungen ausgesprochen werden, zum Beispiel in Heidelberg, wo die langwierigen Startschwierigkeiten überwunden sind. Apropos Digitalisierung: Die Strategiegruppe erinnerte an den Appell der Landesvertreterversammlung 2018 zum Ausbau der Infrastruktur im Land: Digitales Arbeiten müsse überall möglich sein. Die Architektenkammer solle nicht nachlassen, diese Forderungan die Landesregierung zu adressieren!
In einem gemeinsamen Schreiben von AKBW, Bauwirtschaft, Handwerkstag und Ingenieurkammer wurde bereits ein Investitionsfond gefordert, um den rigiden Sparkursen der Kommunen entgegenzuwirken. "Die Planungsbranche darf nicht Opfer eines Windhundprinzips bei den Coronahilfen werden", warnte darin Präsident Markus Müller. Unter den befragten Büros herrsche große Besorgnis, Kommunen könnten im Zuge zu erwartender Steuer-Mindereinnahmen Planungs- und Bauaufträge etwa für Schulen, Kindergärten oder energetische Gebäudesanierung zurückziehen und Ausgaben kürzen. Das Gegenteil wäre dringend angezeigt. "Die öffentliche Hand ist in dieser Situation gefragt, antizyklischzu handeln und nicht durch Zahlungsstopp die Bautätigkeit einzufrieren. "Markus Müller erinnerte an die Relevanz unseres Berufsstandes: "Architekten verantworten große Investitionsvolumina. Verzicht auf Planung hieße auch Verzicht auf vitale, vielfältige und nachhaltige Weitergestaltung unserer Städte. Das muss jedem klar sein. "Diese Position ergänzt die Strategiegruppe um einen berufsständigenAspekt: Sie sieht die Notwendigkeit, sich mit baulichen und städtebaulichen Konsequenzen aus der Pandemie zu beschäftigen, um daraus möglicherweise neue Geschäftsmodelle, veränderte Strukturen und Abläufe zu entwickeln. Zu fragen wäre aus Sicht der Strategiegruppe etwa: Erfordern die aktuellen Erfahrungen im Homeoffice ein Umdenken im Wohnungsbau? Brauchen wir, wenn Homeoffice und Videokonferenzen neben Büro-Präsenz zum akzeptierten Standard wird, noch mehr und breitere Straßen? Benötigen wir in den Büros Räume für Videokonferenzen?
Die Strategiegruppe war sich einig über die Notwendigkeit einer Stärkung der vielen kleineren Büros. Sich feste Netzwerke aufzubauen oder an große Büros anzudocken, wurde bereits als aussichtsreicher Weg eingestuft, Konjunkturdellen oder -abbrüche, wie sie auch die Corona-Krise auslösen könnte, abzufedern. Der Austausch im 2019 gestarteten KCN (Kollegiales Coaching Netzwerk) ist rege und wird gerade aktuell als bereichernd empfunden. Im Vergleich zu den Vorjahren wird unser, vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau gefördertes, Büroberatungsprogramm sehr stark in Anspruch genommen. Die Büroberater der AKBW berichten von vermehrten Nachfragen zur strategischen Ausrichtung, aber auch zu Kooperationsformen allgemein.
Für die Arbeit der Strategiegruppe Zukunft Berufsstand sind nicht nur die Umfrageergebnisse relevant. Die Strateginnen und Strategen sind auch interessiert, wie Büros in Baden-Württemberg die neuen Herausforderungen meistern, um anderen Mut mit Best Practice-Beispielenzu machen, Veränderungen bewusst selbst zu gestalten. Schon Charles Darwin wusste: "Es ist nicht die stärkste Spezies, die überlebt, auch nicht die intelligenteste, es ist diejenige, die sich am ehesten dem Wandel anpassen kann."
Viele Büros spüren die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise. AKBW-Präsident Markus Müller warnt vor Spätfolgen und appelliert an öffentliche Bauherren.