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„Es ist keine Schönwetter-LVV“, bereitete Markus Müller in seinem Rechenschaftsbericht angesichts der ganzen gesellschaftlichen Krisen die neu gewählten Landesvertreterinnen und Landesvertreter auf die berufspolitische Arbeit vor. „Ich bin sehr froh, dass wir die Kammer in Deutschland sind, die als erste ‚Klima, Energie, Nachhaltigkeit‘ als Kammerschwerpunkt gesetzt hat.“ Die AKBW arbeite federführend im vom Umweltministerium geförderten Forschungsprojekt zur Bauwerkintegrierten Photovoltaik. Sie trage innerhalb der vom Land angestoßenen Bildungsoffensive Holzbau das Know-how dazu in die Breite. Auf Bundesebene habe sie die Initiative der Bayerischen Architektenkammer mit beschlossen, mit dem Gebäudetyp E das Bauen zu entbürokratisieren. Denn: „Wir werden Innovationen nicht auf den Markt bringen, wenn wir das nach den anerkannten Regeln der Technik machen“, so Müller.
Die AKBW habe sowohl Aufgaben der Selbstverwaltung (Eintragungswesen, Zukunftssicherung der Mitglieder durch ein Versorgungswerk) als auch den Anspruch, Themen zu setzen. Dabei sieht der alte und neue Präsident die Strategiegruppen (s. S. 10–11) als wichtige Ideenschmiede. Gleichzeitig betonte er die Rolle der Kammer als Diskursplattform. Raum dafür bieten könnte ein Zentrum Baukultur, das es nun voranzutreiben gelte. Formate wie ARCHIKON hingegen wirkten bereits weit über den Berufsstand hinaus in Politik, Wirtschaft und Kommunen hinein. Auf dem Landeskongress 2021 hatte Ministerpräsident Kretschmann erstmals von einem möglichen Strategiedialog Bauen/Wohnen gesprochen, dessen Geschäftsstelle mittlerweile ihren Sitz im Haus der Architektinnen und Architekten hat.
Wohnen – Ausbildung – Gleichstellung: Drei Bereiche, denen sich Susanne Dürr als AKBW-Vizepräsidentin in der zurückliegenden Legislaturperiode besonders gewidmet hat. „Wohnen bleibt TOP 1“, sagte die Karlsruher Professorin. Das Wissen, das sie dazu aus der Forschung mitbringe, sei im Wesentlichen interdisziplinär geprägt. Damit habe sie zahllose Gespräche geführt und Vorträge gehalten, etwa auf politischer Ebene sowie in Fachverbänden und -foren, aber auch im kirchlichen Kontext: „Alle stehen ratlos vor ihrem Gebäude-Bestand und erzählen, dass sie allein die benötigten 400.000 Wohnungen stemmen könnten.“ Anlässlich der IBA’27 war Dürr ebenfalls viel unterwegs und hat „es maximal genossen, denn da war endlich ein Feld der Offenheit, der begleitenden Professionalität und der Bauherrschaften, die tatsächlich bereit waren, andere Wege zu gehen.“ Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels müsse sich ihr Berufsstand dazu stellen, ob und wie sich die Zulassungskriterien der Architektenkammer anpassen lassen. Denn die Kurve der Hochschulabsolvent:innen gehe „leise“ nach unten, diejenige der Eintragungen als AiP/SiP sogar „gewaltig“. Die Frage zu stellen, was die Kammer jungen Leuten zu bieten hat, hält Dürr durchaus für angebracht. Und auch die Ursachen, warum jene so oft Baden-Württemberg den Rücken kehren, gelte es zu erforschen. In Sachen Geschlechtergerechtigkeit verwies die wiedergewählte Vizepräsidentin insbesondere auf die Erfolge des Netzwerks Architektinnen und forderte, eine nächste Stufe für die Chancengleichheit zu erklimmen: „Wir müssen dieses gesellschaftspolitische Thema mit einer hohen Dynamik im Bauen, Raum und in schöner Architektur hineinsetzen.“
Als Geschäftsführer eines mittelständischen Architekturbüros ist Stephan Weber als Vizepräsident für „die Freien“ im Vorstand. Der Wohnungsbau stagniere, Gewerbeprojekte seien in großem Zuge gestoppt und Mittel für öffentliches Bauen würden in Frage gestellt; ganz wesentlich deshalb: Wie bleibt ein Büro angesichts all der Krisen weiterhin überlebensfähig? Bei aller Diskussion darüber, ob die Kammer nun eher eine Akquisehilfe für die Selbstständigen oder eine Gewerkschaft für die Angestellten sei, mahnte er: „Wir sollten uns vielmehr als Interessenvertreter einer Bürokultur an sich sehen, weil ein Architekturbüro nur im Miteinander erfolgreich sein kann.“ Die Angestellten seien im Übrigen auch Teil des freien Berufs der Architektinnen und Architekten, den Weber auch im Vorstand des Landesverbands der Freien Berufe vertritt.
Viel Raum in der ehrenamtlichen Arbeit des Vizepräsidenten nimmt das Thema Digitalisierung ein: Die Entscheidung sei nicht, ob die Büros digital arbeiten, sondern, wie sich die Prozesse gestalten lassen. Was das für den Berufsstand bedeute, werde auf Bundesebene beispielsweise in der Steuerungsgruppe Digitalisierung der Bundesarchitektenkammer (BAK) diskutiert. „Die Zusammenarbeit am BIM-Modell wird uns Chancen bieten, wieder zum Dirigenten am Bau zu werden und wieder die Fäden in der Hand zu haben“, ist Weber überzeugt. Er vertritt die Architektenschaft über die BAK im Beirat BIM Deutschland und auf lokaler Ebene im BIM Cluster BW. Darüber hinaus ist er Vorsitzender des Beirats des BKI Baukosteninformationszentrum der Deutschen Architektenkammern.
Viel Arbeit der letzten Monate stecke in dem Aufbau des Strategiedialogs „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“ (SDB), berichtete Beatrice Soltys. Die Initiative der Landesregierung rekurriere intensiv auf die Expertise der Architektenkammer, die sich – gemeinsam mit der DGNB und der Bauwirtschaft – erfolgreich um die Einrichtung der Geschäftsstelle beworben hatte. Zu den Maßgaben des ressortübergreifenden Strategiedialogs zählten der soziale Frieden genauso wie die Sicherung des Wirtschaftsstandorts und das Erreichen der Klimaziele der Landesregierung. Soltys stellte die SDB-Struktur vor: die drei Themensäulen „Bezahlbares Wohnen, Quartier, Flächen, Planung“, „Innovatives und ökologisches Bauen und Sanieren“ und „Transformation und Digitalisierung der Bauwirtschaft“ sowie die Agilen Arbeitsgruppen, in denen sich externe Akteure aus den Bereichen Architektur, Planung, Bauwirtschaft und Handwerk finden. Offiziell gestartet am 1. Juli 2022, „ist der Zeitplan, der hinter diesem Strategiedialog liegt, sehr ehrgeizig: Bereits im nächsten Frühjahr soll es erste Ergebnisse geben.“
Als gutes Beispiel für schnellere Baugenehmigungen durch bessere Verfahrenssteuerung verwies die Fellbacher Baubürgermeisterin auf ein Pilotprojekt im Rems-Murr-Kreis, von dem sie ein Fazit besonders hervorhob: „Lange gab es keine Verwaltungsreformen. Es braucht einen Kulturwandel hin zu ergebnis- und lösungsorientiertem, kundenorientiertem, digitalem, agilem, flexiblem und transparentem Arbeiten.“ Beim Landesentwicklungsplan forderte die scheidende Vizepräsidentin, „die bestehenden Zielkonflikte offen anzugehen“. Und schließlich erläuterte sie die schlechten Noten, die der digitale Bauantrag von Kommunen und Planer:innen erhalten habe. Als Ursache dafür machte Soltys das Fehlen von Transparenz, technischem Support und konsistenter Struktur fest.