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Das Thema gender pay gap ist für viele der über 100 Teilnehmerinnen am digitalen Informations- und Diskussionsabend des Netzwerks der Architektinnen in der Kammer Baden-Württemberg nicht neu. Doch das im Schnitt 13 Prozent niedrigere Gehalt bei vollzeitbeschäftigten Planerinnen gegenüber ihren männlichen Kollegen machte vielen bewusst, dass Handlungsbedarf besteht und nicht nur die Frauen besser verhandeln müssen, sondern auch in den Führungsetagen das Thema auf den Tisch kommt.
Nicole Reiß, Soziologin und Geschäftsführerin des Büros Reiß & Hommerich, führt seit vielen Jahren die bundesweite Strukturuntersuchung der Architektenkammern der Länder durch und präsentierte die Ergebnisse zur Situation von angestellten und selbständigen Architektinnen. Sie machte deutlich, dass nicht nur bei der Entlohnung/Bezahlung die (Geschlechter?) Gehaltslücke weit offen ist. Auch in Leitungsebenen wird die Luft für Frauen richtig dünn. Dass es nur 14 Prozent frauengeführte Büros gegenüber 65 Prozent (oder: v. H.) mit Männern als Inhabern gibt, und dass nur etwa ein Drittel aller Ein-Personen-Büros von Frauen betrieben werden, zeigt deutlich, dass wir ein strukturelles Problem haben. Die Ursachen sind vielfältig und nicht nur in der Erwerbsbiografie und dem "Nebenschauplatz Familie" zu finden.
Engagiert diskutierten die Teilnehmerinnen und einige wenige Teilnehmer die Ursachen und Lösungswege. Im Fokus standen dabei auch mögliche neue Fragestellungen für nachfolgende Studien um bessere Aussagen treffen zu können. Wir wollen wissen, ob Frauenbüros weniger und kleinere Aufträge von der öffentlichen Hand erhalten und ob die Auftragsstruktur dafür verantwortlich ist, dass der Gewinn bei den männlichen Planern meist doppelt so hoch ist. Wie wollen wissen, ob Frauen sich öfter bewerben müssen um Leitungsfunktionen zu bekommen. Wir wollen wissen, ob Frauen neben dem Beruf mehr "Care-Arbeit" als Männer leisten. Chancengleichheit ist eine Zukunftsaufgabe und ein Gewinn für unseren Berufsstand.