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Unter dem Titel: Mechanismen der Wohnungsbaupolitik folgten am 26. April über 200 interessierte Kolleginnen und Kollegen einer Einladung der Architektinnen in der Kammer in den Hospitalhof in Stuttgart. Für den ersten Abend wurden mit der Soziologin Prof. Dr. Christine Hannemann, Universität Stuttgart, Institut Wohnen und Entwerfen (IWE) Fachgebiet Architektur- und Wohnsoziologie, und Christoph Welz, dem Leiter Planung der Siedlungswerk GmbH Wohnungs- und Städtebau, Stuttgart eine namhafte Referentin und ein namhafter Referent gefunden. Moderiert wurde der Abend durch Suse Kletzin, Architektin und stellvertretende Vorsitzende des Kammerbezirks Stuttgart sowie Odile Laufner, Freie Architektin und Stadtplanerin BDA.Zwei Impulsvorträge führten in das Thema ein, das derart komplex und vielschichtig ist, dass viele Aspekte nur angerissen werden konnten. Kurz gestreift wurde die Fehleinschätzung der Demoskopie, die für Europa und Deutschland durch den demografischen Wandel jahrelang von schrumpfenden Städten ausging. Binnenwanderungen innerhalb Deutschlands/Europas von strukturschwachen in wirtschaftsstarke Zentren und Ballungsräume sowie die Zuwanderung von Flüchtlingen verschärfen den Druck auf die Städte. Außerdem steigt der Zuzug älterer Menschen, die aus dem Umland wieder in die Stadt zurückkehren wollen.
Vorgestellt wurden Beispiele aus unterschiedlichen Großstädten und Ballungsräumen. Viele der aufgeführten Themen sind exemplarisch auch auf Stuttgart übertragbar. Aufgrund seiner Topografie und seiner geringen Flächengröße müssen dabei auch die umliegenden Städte und Gemeinden in der Region betrachtet und zur Behebung des Wohnungsmangels mit einbezogen werden.
Christine Hannemann erläuterte in ihrem Vortrag die Parameter, die zur Verknappung von kostengünstigem Wohnraum führen. Die genannten Thesen bzw. Ursachen wurden durch Christoph Welz anhand praktischer Beispiele ergänzt und verifiziert. Nachfolgend eine kurze Zusammenfassung:
Die vorgenannten Punkte sind jedoch nicht wirklich neu und überraschend. Ungefähr alle 20 Jahre ergibt sich eine Umkehr in der Siedlungsentwicklung und im Wohnungsbau: dem Wegzug an die Peripherie und ins Umland folgt die Wiederentdeckung der Stadt. Das Fazit des Abends war, dass alle Bemühungen mehr bezahlbaren Wohnraum zu errichten vergebens sind, wenn der politische Wille zum Eingreifen fehlt. Der vielleicht wichtigste Beitrag ist dabei die Bereitstellung von Finanzmitteln zur Förderung und zum Erhalt des sozialen Wohnungsbaus. Bezahlbarer Wohnraum gehört zur Daseinsvorsorge der öffentlichen Hand. Vor dem Hintergrund der wachsenden Aufspaltung der Gesellschaft auch in Stuttgart sowie dem zunehmenden Rechtsruck muss die Politik handeln.
Ines Wiedemann, Freie Landschaftsarchitektin, Stuttgart