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Treffen von Wettbewerbsbetreuern und Wettbewerbsberatern in KarlsruheVon Hubert Schmidtler, stv. Vorsitzender der Regionalgruppe für Vergabe und Wettbewerb im Kammerbezirk KarlsruheLaut einer aktuellen Auswertung von Competitionline www.competitionline.com/de/news/markt/monitor-2020-wettbewerbe-spezial-2692.html stagniert die Zahl der in Deutschland ausgeschriebenen Planungswettbewerbe für architektenrelevante Leistungen in den letzten neun Jahren bei 400 bis 500 Verfahren pro Jahr, mit einem Höchststand von 499 im Jahr 2018 und dem niedrigsten Wert von 388 Wettbewerben im Jahr 2014. Gleichzeitig ist die Zahl der in Verhandlungsverfahren ausgeschriebenen Leistungen – sogenannten VGV-Verfahren – stetig gewachsen: von 1.800 Verfahren im Jahr 2011 auf 5.700 im Jahr 2019. Das entspricht einer durchschnittlichen Steigerung von 490 VGV-Verfahren pro Jahr. Ließe sich die Zahl der Ausschreibungen von Planungswettbewerben durch vermehrte Anstrengungen der Kammern und Verbände zur Förderung des Wettbewerbswesens erhöhen? Oder ist eine strategische Neuausrichtung notwendig?Die Regionalgruppe für Vergabe und Wettbewerb (RVW) des Kammerbezirks Karlsruhe / Nordbaden hat in ihrer letzten Sitzung die Notwendigkeit zur Verbesserung des Wettbewerbswesens im Kammerbezirk Karlsruhe diskutiert und Handlungsfelder identifiziert. Den wettbewerbsbetreuenden Büros wurde dabei eine zentrale Rolle an der Schnittstelle zwischen Auslober, Verfahrensform und Verfahrensqualität zugeschrieben. Ende September berieten daraufhin die Mitglieder der RVW in Karlsruhe mit den im Kammerbezirk aktiven Wettbewerbsbetreuern: Wie lässt sich der Anteil der Wettbewerbe an der Gesamtzahl der Ausschreibungen steigern? Wie können die Zugangsschwellen zur Teilnahme auf ein angemessenes Niveau gebracht und die Teilnahmemöglichkeiten der kleinen Fachrichtungen erhöht werden? Und wie lässt sich das Zusammenwirken von Wettbewerbsbetreuern und den Mitgliedern der RVW als lokale Wettbewerbsberater vor Ort verbessern?Unter den 26 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zeigte sich ein hohes und ausgewogenes Bewusstsein für die unterschiedlichen Erwartungen sowie die beidseitigen Chancen und Risiken, die mit Auslobung und Teilnahme an Planungswettbewerben verbunden sind. Einig war man sich über die Gefahren, die in einer unangemessenen Auslegungspraxis des Vergaberechts bestehen, in Hinblick auf die Teilnahme an Wettbewerben als Möglichkeit der Erschließung neuer Aufträge und neuer Aufgabenfelder. Viele der Anwesenden wünschten sich Fortbildungsveranstaltungen des IFBau, die sich der Vergabeverordnung (VGV) und den speziellen Fragen der Wettbewerbsbetreuung widmen. Die Wettbewerbsbetreuer formulierten zudem Forderungen, die sich sowohl mit der eigenen Praxis auseinandersetzen als auch mit der Rolle der Architektenkammer in diesem Bereich. So wurde angeregt, das Aufgabenfeld der Betreuung in die Bereiche der Projektsteuerung hinein zu erweitern, beispielswiese hinsichtlich der Beratung bei der Auftragsvergabe und der Qualitätssicherung bei der Ausführung. Gleichzeitig kam die Frage auf, ob die Kammer die Verfahrensinhalte stärker prüfen und die Teilnahme an nicht regelkonformen Verfahren sanktionieren sollte. So praktiziert es offenbar die bayerische Architektenkammer. Eine verbindliche Prüfmatrix für die Dokumentationspflicht nach § 78 VGV könnte die Praxis zur Umgehung von Wettbewerbsverfahren erschweren.Andreas Grube, Vorsitzender des Kammerbezirks Karlsruhe und der Regionalgruppe für Vergabe und Wettbewerb, zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis der Beratungsrunde. Diese war ein wertvoller Erfahrungsaustausch, der sich künftig zwei- bis dreimal pro Jahr wiederholen soll. Grube versprach zum Abschluss des ersten Treffens der RVW Karlsruhe und der wettbewerbsbetreuenden Büros, die erarbeiteten Vorschläge und Anregungen weiterzutragen und deren Umsetzung tatkräftig anzustreben.
Dipl.-Ing. (FH) Andreas GrubeFreier Architekt BDA
Dip.-Ing. (FH) Thomas SchrammArchitekt