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Der Fokus lag 2022 auf Bauen im Bestand, Göppinger Kammergruppe führte durch das denkmalgeschützte Hohenstaufen-Gymnasium.
Der Vorsitzende der örtlichen Architektenkammer, Christian Gaus, kam aus dem Schwärmen nicht mehr heraus: „Das Helle, das Grüne, der tolle Blick, die Transparenz – eine Anlage, die sich von der Enge der Stadt gelöst hat“, sagte er beim Tag der Architektur in Göppingen. Die Kammer hatte das denkmalgeschützte Göppinger-Hohenstaufen-Gymnasium (Hogy) als Zeitzeugnis ausgesucht, das vom Stararchitekten Günter Behnisch entworfen und 1959 eröffnet worden war. Da die Schule in der Stadt –das heutige Freihof-Gymnasium – zu klein geworden war, wurde an der Hohenstaufenstraße neu gebaut, und Lehrpersonal und Schüler samt dem Namen zogen mit ins neue Gebäude.
Bei der Veranstaltung im Hogy wurden den Teilnehmern das Gebäude gezeigt, Informationen über den Stand der geplanten Sanierung gegeben, ein Blick auf den Interessenkonflikt zwischen Denkmalschutz und Anforderungen der Nutzer geworfen sowie heutiges Schulleben vorgestellt. Ansprechpartner war Lehrer Thomas Sperling. Für die Stadt stand die Leiterin des Fachbereichs Hochbau, Christiane Fitschen, und für Detailfragen Andreas Hardegger vom Büro „Behnisch Architekten“ Rede und Antwort. Architekt Gaus gab zunächst einen Überblick über das Leben und die Konzeption von Günter Behnisch und stellte die Bedeutsamkeit des Gebäudes heraus, mit dem man sorgfältig umgehen müsse. Behnisch habe als moderner Architekt „ohne Status und Macht“ bauen wollen, weswegen er als Baumeister der Demokratie bezeichnet werde. Gaus erklärte auch, warum man heute so viel Wert auf das Bauen im Bestand lege.
Planen und nachsteuern gerade in einem denkmalgeschützten Gebäude seien komplex und brauchten Verantwortung und Zeit. Und er betonte: „Architektur gestaltet Umwelt und wir müssen dem Gebäude große Sensibilität entgegenbringen.“
Fitschen beschrieb den Zielkonflikt, die Vorgaben des Landesdenkmalamts und die Anforderungen der Nutzer sowie die Kosten. Das Hogy werde die Stadt noch Jahre beschäftigen. Man gehe etwa von 30 Millionen Euro Kosten, Fördermittel noch nicht eingerechnet, aus. Am Beispiel der Fassade, die teilweise von Hand abgeschliffen wurden, was aber sehr teuer sei, zeigte sie das Suchen nach einem kostengünstigen und zugleich denkmal-affinen System.
Lehrer Sperling gab einen Einblick in die Anforderungen eines modernen Schullebens und führte auch durch die naturwissenschaftlichen Räume. Er zeigte die jeweiligen bauzeitlichen Teile im Unterschied zu den neuen. Die beiden im Jahr 2001 angebauten Teile, die nicht in der Sanierung enthalten sind, würden ähnliche Probleme aufweisen wie der Bestandsbau. Er nannte als Hauptproblem des Gebäudes die Hitze und das Vergeuden von Energie. 50 Prozent Energieeinsparung seien angepeilt. Die Erhitzung und das Problem Wärme-Kälte beschäftigte auch die Teilnehmer, die beispielsweise besonderes Isolierglas oder besondere Jalousien vorschlugen. Hardegger, Architekt der Behnisch-Gruppe, berichtete über die jeweiligen Verhandlungen mit dem Denkmalamt und über die Abgleichungsprozesse. Heizung, Energie und Lüftung stellten heute in Zeiten von Corona eine ganz andere Herausforderung dar als zu Zeiten von Behnisch. Durch Messungen in den Musterräumen gewinne man eine Datenbasis, die man für die Restaurierung nutzbar mache.
Herzlichen Dank an Frau Annerose Fischer-Bucher für die Überlassung des Artikels aus der Neuen Württembergischen Zeitung Göppingen.