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Um "Zukunft, Energie, Architektur" ging es bei den "Heidenheimer Energiegesprächen 2014" am 06. Mai.
Energieeffizientes Bauen wird heute häufig zu stark von technischen Randbedingungenbestimmt. Wo bleibt da die Architektur? Bei den Heidenheimer Energiegesprächen wurde darüber einmal mehr höchst unterhaltsam und kontroversdiskutiert. Über 150 begeisterte Zuhörer erlebten die neunte Auflage der etablierten Podiumsveranstaltung im perfekten Ambiente eines ehemaligen Eisenbahn-Lokschuppens.
Im Spannungsfeld zwischen energieoptimiertem Bauen und Architektur bewegen sich gegenwärtig viele anspruchsvolle Bauprojekte. Manch ein Architekt mag, wie es auch Max Dudler im Verlauf der Veranstaltung auf den Punkt brachte, das Wort "Energie" schon gar nicht mehr hören. Und richtig, es tut vielleicht ganz gut, sich hier und da einmal von den Zwängen einer rechnerisch ermittelten Energieeffizienz zu befreien und sich stattdessen die Frage nach wirklich guter, langlebiger und damit nicht zuletzt auch nachhaltiger Architektur zu stellen. Kaum ein anderer als der Architekt Max Dudler aus Berlin hätte auf diese Fragen tiefsinnigere und wohl auch amüsantere Antworten geben können. Dudler baut in Heidenheim ... (eine neue Stadtbibliothek), Dudler mag Heidenheim ... (ist selbst ein Kind vom Lande), Dudler plaudert in Heidenheim ... (mischt sich gerne unter die Leute). Kurz, ein idealer Gesprächspartner für das von der Kammergruppe Heidenheim gewählte Veranstaltungsformat mit Kurzvortrag, Podiumsdiskussion und abschließendem geselligen Beisammensein.
Auch der zweite Gast, Prof. Dr.h.c. Dr.- Ing. Gerhard Hausladen, ist als streitbarer Geist eine bekannte Größe. Ein Ingenieur mit Herz und Verstand und dazu noch ein waschechter Münchner. Und wenn der auf einen "Schweizer-Wahlberliner" trifft, führt das zu spannender Unterhaltung auf höchstem Niveau. Michael Dax, Geschäftsführer der DGNB und dankenswerterweise kurzfristig für die verhinderte Christine Lemaitre eingesprungen, hatte einen vergleichsweise schweren Stand, wenngleich er durch die Ausführungen über den ganzheitlichen Zertifizierungsansatz der DGNB durchaus zu überzeugen wusste.
Mit ihren Vorträgen und besonders auch in der zum neunten Mal von Rundfunkmoderator Stefan Siller souverän geleiteten Diskussion zeigten sich Dudler und Hausladen als Koryphäen mit der Fähigkeit, komplexe Fragen klar und einleuchtend zu debattieren - und das mit geradezu komödiantischem Talent: Wenn Hausladen erzählt, wie die Lüftungsanlage einer Münchner Kirche einen Pfarrer in den Wahnsinn treiben, weil Klappen sich geräuschvoll während der Wandlung öffnen, hätte Gerhard Polt das nicht besser zum Besten geben können.
Doch Dudler wie Hausladen hatten weit mehr zu bieten als Anekdoten. Max Dudler beklagte, seine Branche schaffe in Städten zu oft gestalterische "Gegenwelten", statt sich ins Gefüge einzupassen. Er selbst zitiert ganz offen frühere Baustile, mag Stein und Holz, und bei der Erweiterung des Hambacher Schlosses lässt er sich erfolgreich auf die Architektur des Mittelalters ein. Häuser müssten Jahrhunderte halten, den Menschen guttun und ihnen nützen, so Dudler. Noch ein paar Kilowatt weniger? "Man muss nicht jeden Scheiß mitmachen." Solaranlagen auf Ziegeldächern sind ihm ebenso ein Graus wie Häuser, in denen man vor lauter Dämmung im Winter halbnackt in der Stube sitzt. "Was spricht denn gegen 19 Grad und einen schönen Pullover?" Und Gerhard Hausladen geht sogar noch weiter: In der Zukunft werde regenerative Energie ausreichend vorhanden sein und eher im Übermaß zur Verfügung stehen. "Die Maxime kann da doch nicht mehr nur das Energiesparen sein. Die Frage ist, wie ein Haus dann Energie abruft, wenn sie gebraucht wird." Gleichzeitig treibe sich die moderne Haustechnik selbst in eine Sackgasse. Komplexe Steuerungs- und Regelungssysteme sind schadensanfällig, unterhaltsintensiv und häufig nicht benutzerfreundlich. Zurück also zu einfacher und überschaubarer Haustechnik.
Zwischen Dudler und Hausladen hatte es Michael Dax als Befürworter von Zertifizierungssystemen nicht leicht. Wichtig zu wissen ist aber, dass die DGNB weit mehr als nur Energiesparwerte benotet. Genauso entscheidend seien beispielsweise auch Betriebskosten und soziokulturelle sowie funktionale Aspekte. So könne ein teurer, aber nahezu unbegrenzt haltbarer Parkettboden aus massivem Holz eben doch nachhaltiger sein als kurzlebiges Laminat. Ganz andere Wege, um zu nachhaltiger Architektur zu gelangen, könnte sich Max Dudler auch von staatlicher Seite vorstellen. "Man könnte nachhaltig gebaute Häuser vielleicht auch steuerlich begünstigen. Es kann ja nicht allein immer nur um die Energie gehen". Gerhard Hausladen wiederum riet zu Wachsamkeit bei immer neuen Trends in der Haustechnik: "Die Industrie steuert diesen Wahn, weil sie Nachfrage schaffen will." Auch in seinem eigenen Büro öffne man einfach einmal die Stunde die Fenster zum Lüften: "Dann wird es schnell mal kalt, aber alle werden wieder wach!"
Das Publikum jedenfalls war amüsiert und hatte viel Diskussionsstoff beim abschließenden "Get-together".