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„Wir haben die Notwendigkeit gesehen, ein derart epochales Projekt zu begleiten”, so Kammerpräsident Markus Müller. „Die jetzige Generation hat die Aufgabe, Stadt zu planen, die in 50 Jahren noch richtig ist.” Dabei sei Inspiration von außen wichtig – und Mut. Ersteres gab es beim Symposium Stuttgart Rosenstein reichlich.
Weit mehr als 500 Interessierte verfolgten live und online den von der Architektenkammer (die FÜNF Stuttgarter Kammergruppen und IFBau) in Kooperation mit der Landeshauptstadt Stuttgart organsierten Fachdiskurs über des 85 Hektar große Planareal, der einem eigenen Stadtteil mit mehreren Quartieren gleichkommt. Experten für die großen Maßstäbe stellten im Stadtpalais – Museum für Stuttgart ihre Projekte vor, um an ihnen die Stuttgarter Planung zu spiegeln.
Der Baubürgermeister der Landeshauptstadt, Peter Pätzold, hob auf die Einbettung eines Teilabschnitts (Wagenhallen) in die IBA’2027 StadtRegion Stuttgart ab: Ein derart langer Planungs- und Entwicklungsprozess müsse nicht nur stabile Strukturen schaffen. „Bis 2027 muss etwas sichtbar sein.” Cem Arat vom planenden Büro asp architekten, Stuttgart, mit Koeber Landschaftsarchitektur begann sein Referat über den Status Quo des Rahmenplans mit einer Frage: „Welche Bausteine braucht es, um Identität zu stiften?” Anders als die Hafencity Hamburg oder der Kanal in Brüssel gibt es keine Bestandsbebauung. Als „Identitätsanker“ bieten sich Bauten der alten Bahnanlagen an wie die Wagenhallen oder der Lokschuppen, um ein, von Dr. Andreas Kleinau (HafenCity Hamburg) eingefordertes, Narrativ zu schaffen. Mit GFZen von 4,0 und sieben bis acht Geschossen auf manchen Planungsabschnitten wird es ein sehr dichtes Quartier. Gleichzeitig muss die Frischluftschneise erhalten bleiben, Nachbarschaften sollen neu definiert, neue Verbindungen nach Norden und Osten geschaffen, die Nutzungsverteilung Gewerbe-Wohnen festgelegt werden. „Wir können nicht einen einzigen Teil weglassen, um das Ziel einer Stadt zu erreichen, die den Herausforderungen standhält.” Arat plädierte für begleitende „Qualitätssicherung” wie bereits im ersten Planabschnitt, der „Maker-City”.
Das Thema Mobilität (autofreies Quartier) entpuppe sich als Evergreen in jeder Stadtplanungsdebatte, wie die Experten aus Hamburg, Berlin, Brüssel einhellig bestätigten. „Die ersten 50 Jahre haben wir die Stadt für Autos umgebaut, jetzt sind wir dabei, diese Fehler wieder zu korrigieren“, so Prof. Dr. Philipp Bouteiller. Doch es gab auch die Warnung, die Areale dürften nicht ausgestorben wirken: Autos zentral in Hubs zu planen, aber trotzdem die Möglichkeit für Gewerbe, von Lastern angefahren zu werden.
Dr. Britta Hüttenhain hält es für eine Herausforderung, ein neues Areal zu planen, das keine historischen Brüche habe. Die „produktive Stadt” der Leipzig Charta sei eine schöne Idee, wenn nur nicht das Planungsrecht wäre. Kristiaan Borret, dessen Amt des Brüsseler „Stadtbaumeisters” nicht in die Verwaltungshierarchien eingepasst ist, sondern sich allein der Qualitätssicherung durch Wettbewerbe widmet, empfahl, sich zu fragen: Welche Wirtschaft in diesem Quartier dient der Stadt wirklich? Nicht nur Hipster-Start-Ups, sondern auch „schmutziges” oder lautes Gewerbe gehöre in den Mix, so die Antwort. Marius Gantert, Teleinternet Cafe Berlin, forderte ein „erweitertes Verständnis von Produktion“, es gebe auch eine „soziale Produktion“, die der Stadtgesellschaft diene. Das Kuratieren sei zentral, um eine bunte, gute Mischung zu bekommen, sagt Bouteiller. Die Quartiere sich zu überlassen und zu erwarten, es bilde sich von allein eine Verantwortungsgemeinschaft, funktioniere nicht, so Martin Gebler von der Neue Heimat Baugenossenschaft Stuttgart. Für Kammer-Vizepräsidentin Prof. Susanne Dürr, stellt sich an diesem Punkt nicht nur die Frage der Toleranz, sondern grundlegend anderer Bindungen. „Wir wohnen nicht mehr einfach miteinander, wir treffen gemeinsame Verabredungen zum Beispiel über Energieversorgung.” IBA’27-Intendant Andreas Hofer warnt: „Das Produktive wird herausgemendelt: Der Erfolg killt die Mischung!” Am Ende gehe es um harte, aber auch „faszinierende” Planungsfakten: neue generische Gebäude mit hoher Stabilität und gleichzeitig hoher Elastizität seien zu entwickeln. Und es brauche Clustersysteme und Metastrukturen mit klaren Verabredungen wie Genossenschaften. Kleinau empfahl: „reden, reden, reden” und, vor allem, eine „Projektgesellschaft mit hohen Freiheitsgraden” zu installieren als verantwortlichen Realisierungsträger wie die HafenCity Hamburg GmbH mit inzwischen 80 Mitarbeiter:innen. „Veränderung erfordert Haltung! Ich wünschte mir für Stuttgart, dass Sie den Mut haben, dieses Quartier so zu entwickeln!“