Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Sonst kommen etwa 500 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft aus diesem Anlass zusammen. 2020 fand er als live gestreamter Talk statt: Ministerpräsident Winfried Kretschmann MdL und Kammerpräsident Markus Müller tauschten sich mit AKBW-Pressesprecherin Gabriele Renz über "Wohnen, Bauen, Leben" aus.
"Ich habe großartige Visionen im Kopf, guten Städtebau zu machen." Mit dieser Aussage präsentierte sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann beim "Sommerlichen Talk" – ein dreiviertelstündiges Gespräch unter freiem Himmel, das einige überraschende Botschaften und Bekenntnisse bereithielt. Der Ministerpräsident erschien bestens präpariert. Dem Berufsstand attestierte er vor dem Hintergrund der Bewältigung des Klimawandels: "Sie sind wichtig! Sie sind das Nadelöhr!" und fragte in die Zuhörerschaft, ob das allen Planerinnen und Planern bewusst sei. Kretschmann, auch Spitzenkandidat für Bündnis 90/Die Grünen bei der kommenden Landtagswahl im März 2021, kündigte auf der Kammer-Bühne an, keinen Koalitionsvertrag ohne allgemeine Photovoltaik-Pflicht zu unterschreiben, also die jetzige Vorgabe für neue Gewerbebauten um Wohngebäude zu ergänzen – neu und im Bestand. Lediglich einige Ausnahmen, etwa im Denkmalschutzbereich soll es geben.
Den Klimaschutz nannte der Ministerpräsident "die zentrale Herausforderung unserer Gesellschaft und damit auch Aufgabe des Wohnungs- und Städtebaus." Und: "Auch hier setzen wir Anreize, zum Beispiel beim Steigern der Energieeffizienz von Gebäuden oder bei einer nachhaltigen Stadtplanung, die ökonomische, ökologische und soziale Aspekte miteinander verbindet." Kammerpräsident Markus Müller hatte dazu eine ganz konkrete Forderung parat: "Wir benötigen in Baden-Württemberg 130 Millionen Quadratmeter Photovoltaikfläche, wenn wir das Ziel der Klimaneutralität in 2050 ernst nehmen." Deshalb forderte er die Landesregierung auf, Geld in solch zukunftsträchtige Projekte mit hoher Beispielkraft zu investieren. Und beim angesprochenen Thema Photovoltaik konnte Markus Müller sehr aktuell darauf verweisen, dass die Akzeptanz in der Fläche weniger über "Dächer" als vielmehr über bauwerksintegrierte Solarenergiegewinnung (Dachziegel, Fassadenelemente etc.) herzustellen sei. Die Architektenkammer Baden-Württemberg (AKBW) hat dazu ein Kooperationsprojekt mit Forschungsinstituten angestoßen, das das Land mit knapp 1,5 Millionen Euro fördert. Die Kammer sei zu weiteren Impulsen bereit, so Müller.
Beim Talk, moderiert von Pressesprecherin Gabriele Renz, nutzte Markus Müller die Gelegenheit, einige Anliegen zu adressieren: ein Zentrum für Architektur und Ingenieurbaukunst (ZAI) als Ort der Visionen sowie mehr Engagement für die Internationale Bauausstellung 2027 (IBA) in Stadt und Region Stuttgart – beides sei hervorragend als eine Art Reallabor geeignet, so Müller, um mit den Menschen in Baden-Württemberg über architektonische Innovationen ins Gespräch zu kommen. Er verwies auf den Gestaltungsauftrag der Politik: "Es gibt keine Wissensdefizite, wir brauchen vernetzte programmatische Ansätze und solche zentralen Orte des Diskurses über die neue Idee von Baden-Württemberg."
Der Ministerpräsident stimmte der Aussage Müllers zu, das Land durchlaufe derzeit einen umfassenden gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Transformationsprozess. "Ausreichend bezahlbarer Wohnraum für alle ist ein zentrales Anliegen der Landesregierung", so der Ministerpräsident in seinem Statement. "Und er ist Voraussetzung dafür, dass sich die Mitglieder einer Gesellschaft in den bereitstehenden Wohnformen wiederfinden. Das ist in dieser Zeit, in der viele – gerade auch Familien mit normalen oder geringen Einkommen – wirtschaftliche Einbußen hinnehmen müssen, ganz besonders wichtig. Unsere im Mai gestartete Wohnraumoffensive unterstützt Kommunen gezielt dabei, solchen Wohnraum bereitzustellen." Auch Kammerpräsident Müller bezeichnete die Wohnraumpolitik als "existenzielle Frage für die Menschen" und deutete Handlungsbedarf auf verschiedenen Ebenen an.
Ministerpräsident Kretschmann ermunterte die Architektenkammer im Gespräch, ihm "die wichtigsten drei, fünf oder zehn Vorschläge" zu unterbreiten, wo etwa zu große Regelungsdichte bestehe, aber auch beispielhafte Projekte für die Vision zukunftsfähigen Bauens zu nennen. Am Ende eines thematisch breiten und gleichzeitig viele konkrete Planungsfragen behandelnden "Sommerlichen Talks" stand eine Einladung an AKBW-Präsident Markus Müller in die Regierungszentrale zum Austausch. Ein Termin im Herbst steht bereits fest.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann war zu Gast beim Sommerlichen Talk der Architektenkammer Baden-Württemberg.
Pressemitteilung vom 1. Juli 2020
Der Sommerliche Empfang ist mittlerweile Tradition. Alljährlich begrüßen wir Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Garten der Architektenkammer. Hier finden Sie alle Berichte seit 2011.