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Sommerlicher Empfang der Architektenkammer Baden-Württemberg: nach zwei Jahren in coronabedingt abgespeckter Form strömten am 27. Juli 2022 wieder rund 300 Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Kunst in den Panoramagarten des Hauses der Architektinnen und Architekten in Stuttgart. Gastrednerin war Thekla Walker MdL.
Mit der Ministerin für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, in deren Verantwortung brennende Themen der Architektenschaft zusammenlaufen, gab es viel zu besprechen: Die Bauwirtschaft ist nicht nur für 40 Prozent der schädlichen CO2-Emissionen verantwortlich, die zugespitzten Wetter- und Weltlagen fordern zudem rasche und konsequente Lösungen bei der Gebäude- und Stadtplanung. Strategisches Ziel sei, die Lebenszyklusbetrachtung in die Energieberechnung einzuführen und erneuerbare Energien massiv auszubauen. Mit der PV-Pflicht sei man bereits Vorreiter und die bauwerkintegrierte Photovoltaik berge großes Potenzial. „Das muss so normal werden wie der Einbau von Fenstern und Türen“, sagte Walker. Der Berufsstand sei der Motor bei der Entwicklung von Lösungen, attestierte sie der Kammer und kündigte einen intensiven fachlichen Austausch an: „Ich freue mich, gemeinsam zu lernen.“
Unter den 16 Länderkammern nimmt die AKBW eine Sonderstellung ein: „Sie ist im Bund die Nachhaltigkeits- und Klimaschutzkammer. Unsere Mitglieder erwarten von uns, dass wir die Politik über die Landesgrenzen hinaus zu sehr viel entschlossenerem Handeln ermuntern“, erklärte AKBW-Präsident Markus Müller. Entschlossenes Handeln ist sein Credo, seine rhetorische Frage lautet deshalb: „Was braucht man noch alles – nochmal Corona, Krieg, mehr Klimakatastrophe? – damit wir anfangen, in großen Dimensionen zu denken und Dinge über Bord zu werfen?“ Er verwies auf das große Engagement der AKBW im Bereich der Forschungsinitiative „Bauwerkintegrierte Photovoltaik“ (BIPV). Dazu gehört etwa die Mitarbeit an dem seit diesem Frühjahr vorliegenden BIPV-Leitfaden, der die Grundlagen der Photovoltaik im Bauwesen mit den einschlägigen Vorschriften, beispielhaften Work-Flows und gestalterisch anspruchsvollen Produkten zusammenfasst.
Zu den zukunftsweisenden Maßnahmen zählt laut Walker auch das Abfallverwertungskonzept des Landes. Die Ministerin plädierte dafür, insbesondere bei öffentlichen Bauten auf zirkuläres Bauen als dem „Geschäftsmodell der Zukunft“ zu setzen. „Das muss unser Ziel sein“, sagte sie. Ein anderes klares Ziel ist für sie, die Sanierungsquote anzukurbeln, die momentan bei lediglich 1 Prozent liegt. Dabei verwies sie auf die von ihrem Ressort beauftragte GEG 2.0-Studie: In dem zu überarbeitenden Gebäudeenergiegesetz gelte es, Prioritäten zu benennen – ob der Staat den Fokus auf die energetisch schlechtesten Gebäude oder auf die breite Masse der Bestandsbauten zu legen hat. Müller schlug konkret die Definition von Fünf-Jahres-Schritten vor, nach deren Ablauf jeweils die Gebäude mit der schlechtesten Energiebilanz nicht mehr zulässig sind. Der Präsident hielt fest: „Klimaschutz muss operativ gedacht werden!“
Im Bereich der Stadtplanung gilt es laut Walker einen noch viel stärkeren Fokus auf die blaugrüne Infrastruktur zu legen und insgesamt die Lebensqualität für die Menschen zu verbessern. Sie forderte die Planerinnen und Planer auf, ihren „Beitrag für den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu leisten.“ In den anschließenden Gesprächen in kleiner und großer Runde fanden die Anwesenden Gelegenheit, um Themen zu vertiefen und neue Projekte anzustoßen. Damit konnte der traditionelle Sommerliche Empfang dieses Jahr wieder seinem Anspruch gerecht werden, einen breit angelegten, inspirierten Austausch quer durch die verschiedenen Fachbereiche zu ermöglichen.
Die Stadt Offenburg erhält den Ausloberpreis 2022. Er wird seit 1986 alle vier bis fünf Jahre von der Architektenkammer Baden-Württember vergeben. Die Auszeichnung würdigt gleichermaßen die Nutzung des Instruments Wettbewerb auf der Suche nach der besten Lösung für eine Bauaufgabe wie die beispielhafte Umsetzung der guten Konzepte, die aus diesen Planungskonkurrenzen entstanden sind. In seiner Funktion als Leiter der AKBW-Strategiegruppe Vergabe und Wettbewerb überreichte Dr. Fred Gresens beim Sommerlichen Empfang die Urkunde: „Offenburg steht für eine lebendige und kreative Bauwirtschaft, einen aufgeschlossenen Auftraggeber und Bauherrn, der mit Standfestigkeit und Überzeugungskraft gegenüber der Öffentlichkeit und den Gremien für das Wettbewerbswesen auftritt. Nur so wächst Baukultur in der Demokratie.“ Baubürgermeister Oliver Martini verband seinen Dank mit dem Verweis auf die geglückte Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Planung und Politik: „Wir haben Wettbewerbe für bedeutende Planungs- und Bauaufgaben in unserer Stadt zu unserem Grundsatz gemacht. Mit knapp 30 Wettbewerbsverfahren in den letzten elf Jahren haben wir die Planungs- und Bauqualität in Offenburg auf einem hohen Niveau etabliert.“ Als Stadt seien ihnen Lösungsalternativen wichtig sowie die treue Umsetzung der Ergebnisse – die Auszeichnung bestätige sie auf dem eingeschlagenen Weg.
Die Architektenkammer BW, das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme, die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung Konstanz und das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung BW haben im Rahmen der vom Umweltministerium BW geförderten Forschungsinitiative zur Bauwerkintegrierten Photovoltaik (BIPV) einen Leitfaden erarbeitet. Er liegt digital vor und lässt sich so jederzeit ergänzen.