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Die Bauwirtschaft macht turbulente Jahre durch. Ambitionierte politische Vorgaben hinsichtlich der Bezahlbarkeit und Klimafreundlichkeit treffen auf pandemische Zustände und unvorhersehbare Folgen des Angriffskrieges auf die Ukraine. Lieferketten wurden unterbrochen, Baukosten steigen. Ungeachtet dessen zeigen sich Architekturbüros ziemlich krisenfest. Erst die Kriegsfolgen wirkten sich auf die sonst stabile Geschäftslage aus – bislang allerdings schwächer als erwartet.
Bereits vor Ausbruch der Pandemie zeigten sich Planungsbüros eher pessimistisch in der Beurteilung ihrer Geschäftsentwicklung. Nicht krisengetriebene Gründe liegen unter anderem in der Verfügbarkeit von Fachkräften, der Digitalisierung, dem Wegfall der Rechtsverbindlichkeit der HOAI oder dem Wildwuchs an regulatorischen Anforderungen.
Der Fachkräftemangel ist spürbar: in Verwaltungen, im Baugewerbe, in den Planungsbüros. Einzelbeispiele zeigen, dass Arbeitgeber mit flexiblen Arbeitszeitmodellen weniger Schwierigkeiten haben, freie Stellen zu besetzen. Die Strukturbefragung der Bundesarchitektenkammer indiziert insbesondere bei Architekturbüros Verbesserungspotenzial: Angestellte in Architekturbüros bewerten die Work-Life-Balance und das Gehalt deutlich schlechter als im öffentlichen Dienst oder in der gewerblichen Wirtschaft. In Baden-Württemberg leisten 71 Prozent aller Angestellten Überstunden (im Bundesdurchschnitt sind es 65 Prozent). Bei 27 Prozent sind diese Überstunden unabgegolten. 16 Prozent haben die unvergüteten Überstunden im Arbeitsvertrag verankert. Dies wird nicht durch ein höheres Grundgehalt, zusätzlichen Urlaub oder (bezahlte) Freistellung für Fortbildungen und berufsständisches Engagement kompensiert. In diesen Kategorien liegen baden-württembergische Büros im bundesweiten Schnitt.
Es gibt auch positive Entwicklungen. Die Digitalisierung ist auf dem Vormarsch, wenngleich langsamer als wahrscheinlich nötig. Vor allem kleinere Büros tun sich schwer. Dreiviertel aller baden-württembergischen Büros spüren keine Auswirkungen des HOAI-Urteils. Nur 17 Prozent geben an, dass seither vermehrt Honorarabschläge verlangt würden. Bei 7 Prozent sind Leistungen unterhalb der Mindestsätze vergütet worden. Hinsichtlich der Regulatorik leiden die Büros unter einem hohen bürokratischen und zusätzlichen planerischen Aufwand. Es zeigt sich jedoch, dass Nachhaltigkeit, auch durch regulatorische Vorgaben, in den Büros ankommt. In keinem anderen Bundesland beschäftigen sich mehr Büros mit Nachhaltigkeitskonzepten.
Die Perspektive ist also gemischt: Der Krieg hat spürbare Auswirkungen. Der Wettbewerb um Fachkräfte erfordert eine hohe Arbeitgeberqualität. Hier haben Architekturbüros unausgeschöpfte Potenziale. Gleichzeitig macht sich der Berufsstand zukunftsfit. Digitale Tools und Nachhaltigkeitskonzepte halten Einzug. Gute Voraussetzungen also, dass sich nach der zu erwartenden Rezession die Auftragsbücher wieder füllen.
Die alle zwei Jahre stattfindende Befragung haben die Architektenkammern erneut mit dem Institut Reiß & Hommerich durchgeführt. 19 Prozent der Kammermitglieder, rund 17.000 Personen, haben im Mai und Juni Auskunft erteilt. Zentrale Inhalte der Befragung waren Kalkulationsgrundlagen, Umsätze, Überschüsse und Außenstände in Architektur- und Planungsbüros, die Auswirkungen des HOAI-Urteils sowie die Themen Digitalisierung und Nachhaltiges Planen und Bauen. Abhängig beschäftigte Kammermitglieder gaben Auskunft zu ihren Gehältern und Arbeitsbedingungen, zu Wochenarbeitszeit und Überstunden sowie zur beruflichen Fort- und Weiterbildung.
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