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Am 28. Oktober 2020 fand im Haus der Architekten ein Treffen mit Architects for Future statt
Zu einem Austausch über nachhaltiges Bauen trafen sich Kammer-Hauptgeschäftsführer Hans Dieterle, die Geschäftsführerin der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), Christine Lemaitre, Volker Auch-Schwelk, Vorsitzender der Strategiegruppe Klima, Umwelt, Nachhaltigkeit mit Vertreterinnen und Vertretern von Architects for Future (A4F). Diese hatten sich an die AKBW gewandt nach dem Aufruf "Was kann weg?" und dem Spitzengespräch mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann zum Thema Planen/Bauen. Die Baugesetze seien nicht auf der Höhe der Zeit und, vor allem, nicht auf die aktuellen Herausforderungen ausgelegt, argumentieren die A4F, die in Baden-Württemberg bislang fünf Ortsgruppen haben.
In der Landesbauordnung §3 Abs. 1 heißt es: "(1) Bauliche Anlagen sowie Grundstücke, andere Anlagen und Einrichtungen im Sinne von § 1 Abs. 1 Satz 2 sind so anzuordnen und zu errichten, dass die öffentliche Sicherheit oder Ordnung, insbesondere Leben, Gesundheit oder die natürlichen Lebensgrundlagen, nicht bedroht werden und dass sie ihrem Zweck entsprechend ohne Missstände benutzbar sind." Die Architects for Future lesen diese Allgemeine Bestimmung, die den konkreten Festlegungen der LBO vorgeschaltet ist, anders als nach der wahrscheinlichen Intention der Gesetzesautoren. Diese hoben auf bauliche Gefährdungen ab, etwa durch lose Dachbalken oder Ziegel. Die Initiative A4F dagegen interpretiert den Gefahrenbegriff weiter: "Was bedeutet dies für die LBO BW unter Berücksichtigung des fortschreitenden Klimawandels?"
Darüber wurde im HdA gut zwei Stunden diskutiert. Unstrittig unter den Gesprächspartnern war die Ausgangslage: 40 Prozent der CO2-Emmissionen in Deutschland sowie 60 Prozent des Abfalls gehen auf die Baubranche zurück (Quellen: World Green Building Council 2016-2020/Statistisches Bundesamt 2019). Klimapositives Bauen sei deshalb angezeigt, besser sei es jedoch die Sanierungsquote stark zu erhöhen statt neu zu bauen. Die A4F fordern ein Ende der Einweggesellschaft und eine Besinnung auf die sparsamen Recycling- und Kreislaufwirtschaft, wie sie in den frühen Nachkriegsjahren bestanden habe. "Früher konnte man sich eine Wegwerfmentalität beim Bauen gar nicht leisten", argumentierte die Gruppierung. Die Zukunft des Bauens sei, diese Prämisse zugrunde gelegt, weitgehend schon gebaut.
"Jeder Abbruch eines Gebäudes setzt Graue Energie frei, wir kommen, um das 1,5 Grad-Ziel zu erreichen, um ein Ende der Abbruchsmentalität nicht herum", sagte Auch-Schwelk. Man habe viele Übereinstimmungen, identische Forderungen wie die Betrachtung der Grauen Energie habe man in Gesetzgebungsverfahren eingespeist. Die AKBW sei genau aus diesem Grund Mitglied der DGNB. Deren Geschäftsführerin Christine Lemaitre berichtete, vielfach herrsche bei allen - Bauherren wie Planern - ein "Nachhaltigkeitsgefühl" vor. Gleichzeitig sehe sie einen "Wettkampf der Radikalität". Die Herausforderung liege aber darin, eine echte Markttransformation in die Breite zu bringen durch Vorgaben wie Bilanzierungsinstrumente. Auch-Schwelk registrierte Vorwürfe an die jetzt tätige Planergeneration durch die Friday-Bewegung, aber gleichzeitig seien wenige Vorschläge wirklich neu. A4F-Gründerin Caroline Thaler (AiP) stimmte zu: "Die Lösungen sind längst da, wir müssen sie nur anwenden." Nachhaltigkeit müsse als Querschnitt an den Universitäten gelehrt werden, in Materialkunde oder Baukonstruktion. Sebastian Lederer (AiP) sah die A4F-Rolle auch darin, Druck zu machen in der Öffentlichkeit, das Eintreten für eine Bauwende auf die Straße zu bringen.
Info:
Die "Architects for Future" (A4F) ist ein gemeinnütziger Verein und in Deutschland mit ca. 30 Ortsgruppen vertreten. Die Ehrenamtlichen aus der Bau- und Planungsbranche treten für die Einhaltung der Ziele des Pariser Klimaabkommens und die Begrenzung der Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad ein und, daraus abgeleitet, für einen "nachhaltigen Wandel im Bauwesen". Ihre verbindenden sieben Forderungen lauten: 1. Hinterfragt Abriss kritisch, 2. Wählt gesunde und klimapositive Materialien, 3. Entwerft für eine offene Gesellschaft, 4. Konstruiert kreislaufgerecht, 5. Vermeidet Downcycling, 6. Nutzt Urbane Minen, 7. Erhaltet und schafft biodiversen Lebensraum.
www.architects4future.de