Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Reisen bildet - das ist nicht erst seit Goethes Reisetagebücher eine Binsenweisheit. Dass eine Architektenexkursion aber weit mehr sein kann als die Inaugenscheinnahme aktuell realisierter Architektur-Highlights fern ab der Heimat, das erlebten jüngst die 15 Reiseteilnehmer der von Architekt Karl Rechthaler mit besten Ortskenntnissen organisierten 20. Jahresexkursion nach Palästina und Israel.
Bereits bei der Anreise zum Quartier in Ramallah (Westjordanland) wurde deutlich, dass in mancherlei Hinsicht der Aufenthalt in der West-Bank einem Übertritt in eine andere Welt gleicht. Eine Welt, deren Alltag von einem für unsere Begriffe zunächst kaum nachvollziehbaren infrastrukturellen Chaosgeprägt ist.
Aufgrund mangelnder Planungsperspektiven, die beim Besuch einer palästinensischen Stadtplanungsbehörde eklatant zum Ausdruck kamen, scheint ein Vorankommen in Sachen Stadtentwicklung und Wohnungsbau geradezu einer Sisyphus-Aufgabe zu gleichen. Selbst bei einem mit Nachdruck betonten und oft schwierigen Eignungswillen der arabischen Verantwortlichen (Verwaltungen, Clanchefs und Investoren) bleibt am Ende die schier unüberwindbare Hürde eines israelischen Vetos. Da nimmt es beinahe Wunder, wie es schließlich gelingen konnte, das bemerkenswert in die Hügellandschaft um Ramallah eingebundene neue Palästina-Museum (Architekt HeneghanPeng) 2016 fertig zu stellen, und es mit seiner zauberhaften Gartenanlage, welche die unterschiedlichen Charaktere dieses geschichtsträchtigen Landes wiedergibt, zu einem höchst sehenswerten Ort zu machen. Gleiches gilt für das 2017 realisierte Arafat-Mausoleum mit Museum und Moschee, das vom Architekturbüro Consolidated Consultants (Jafar Tukan, Omar Zein, Shadi Abdusalam) aus Jordanien mit zeitgemäßem Architekturanspruch im Herzen von Ramallah in unmittelbarer Nähe des Regierungssitzes errichtet wurde.
Die West-Bank scheint eine Region in andauernder Warteposition zu sein. Spürbar im Kontakt mit örtlichen Kollegen, wie beispielsweise mit den engagierten Architekten aus dem Büro AAU ANASTAS und an den unzähligen Check-Points zu den israelisch kontrollierten Gebieten, die das Reisen und - weit belastender- die alltägliche Bewegungsfreiheit der Bewohner auf kleinstem Raum konstant zur Geduldsprobe werden lassen. Und nicht zuletzt sichtbar an der Allgegenwart von Stacheldraht, schwer bewaffnetem Militär und einer die Landschaft weithin prägenden, mittlerweile über 500 km langen und 11 m hohen Betonmauer, deren bedrohliche Präsenz sich nicht nur im biblischen Bethlehem keiner entziehen kann.
Kaum 50 Kilometer entfernt zeigt sich dann ein ganz anderes Bild. Die Vielvölkerstadt Jerusalem, die aufgrund ihrer bis heute vollständig durchgehaltenen Kalksteinbauweise als einzigartiges städtebauliches Gesamtensemble gilt, in der sich Kulturgeschichte über Jahrtausende hinweg spiegelt und die mit der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem den - von Architekt Moshe Safdie entworfenen - Ort der Mahnung an die gesamte Menschheit besitzt. Und selbstverständlich die weltoffene Metropole Tel Aviv! Unbekümmert, lebensfreudig und niemals schlafend, so gibt sich das jugendlich dynamische Herz Israels, mit seinen sehenswerten Vierteln, von denen jedes einzelne einen mehrtägigen Besuch wert wäre. Doch wer dem oberflächlichen Schein nicht erliegt, wird auch in Tel Aviv und Jaffa die Geschichte des Handels, der Pilger und der die Stadt prägenden Immigranten erkennen, die nicht zuletzt zum Verständnis des heutigen Stellenwertes dieser Stadt beiträgt - insbesondere in Bezug auf den zugesprochenen Weltkulturerbe-Titel "Bauhausstadt", oder besser gesagt als bedeutendes Beispiel einer 4000 Gebäude umfassenden Stadtentwicklung als Gartenstadt im "Internationalen Stil".