Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Foto: Thilo Ross
Marie-Clauss-Straße 369126 Heidelberg-Rohrbach
DGJ Architektur GmbH, Frankfurt am Main | biek architektur, Frankfurt am Main (LPH 8) (Bauleitung) | Brandschutz: hhpberlin Ingenieure für Brandschutz GmbH, Berlin (LPH 1-4) | MEIDES SCHOOP ARCHITEKTEN GBR, Offenbach am Main (LPH 5,8) | Landschaftsarchitektur: DGJ Architektur GmbH, Frankfurt am Main (LPH 1-4) | GDLA I gornik denkel I landschaftsarchitektur partg mbb, Heidelberg (LPH 5-7)
Das Collegium Academicum (CA) ist ein selbstverwaltetes Studierendenwohnheim, das auf die Initiative einer Gruppe junger Aktivist:innen aus dem Jahr 2013 zurückgeht. Es zeigt neue Wege auf, wie bezahlbarer, sozialverträglicher Wohnraum entstehen kann. Im Zentrum stehen das alltägliche gemeinschaftliche Zusammenleben und Lernen der Studierenden und Auszubildenden. Das CA ist Projekt der internationalen Bauausstellung IBA Heidelberg.
Als „Modellvorhaben zum nachhaltigen und bezahlbaren Bau von Variowohnungen“ des BBSR zeigt das Gebäude, wie dringend benötigter Wohnraum für junge Menschen geschaffen wird, der sich im Hinblick auf den demografischen Wandel in der Zukunft zu altersgerechtem Wohnraum umnutzen lässt.
Die innovative Holzkonstruktion mit lösbaren Verbindungen wurde vom Förderprogramm „Holz Innovativ“, Baden-Württemberg / (EFRE) unterstützt. Die Entwicklung entstand in zwei Forschungsprojekten, gefördert durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) und das BBSR (Entwicklung eines Holz-Skelett-Bausystems ohne metallische Verbindungsmittel).
Beispielhaft sind die Ansätze zur Suffizienz durch reduzierte Wohnflächen und gemeinschaftliche Räume und Nutzungen, die im Forschungsprojekt „SuPraStadt – Lebensqualität, Teilhabe und Ressourcenschonung durch soziale Diffusion von Suffizienzpraktiken in Stadtquartieren“ des ifeu - Institut für Energie- und Umweltforschung als Teil des BMBF-Förderprogramms „Zukunftsstadt“ untersucht wurden.
Suffizienz und gemeinschaftliches WohnenDas Collegium Academicum versteht sich als ein Ort der Gemeinschaft und der Begegnung. Das Gemeinschaftsgefühl und der alle verbindende Bildungsgedanke wird durch den zentralen Hof getragen, über den alle Wohnungen mit einem Laubengang erschlossen werden. Es entstehen zufällige, kommunikationsfördernde Treffen und Blickbeziehungen. Die Bewohnenden nutzen gemeinschaftlich Dachgarten, Werkstätten, Gemeinschaftsgarten, Multifunktionsraum mit Küche und die Aula, in der zukünftig auch Veranstaltungen zur Vernetzung mit dem Quartier angeboten werden.
Das Collegium Academicum bietet architektonische Umsetzung eines suffizienten Lebensstils, bei dem die Wohnflächen reduziert, Ressourcen geschont und durch die Architektur eine hohe Lebensqualität erzielt werden. Vor allem haben die Bewohner:innen die Möglichkeit, über die Wohnfläche und das gemeinschaftliche Wohnen selbst zu entscheiden. Es wurde eine neue Wohnform entwickelt, die eine flexible Anpassung der Wohnungen im laufenden Betrieb ermöglicht. Das Gebäude wird zum Labor, in dem Bewohnende Raumbedarf, Nutzung und räumliche Konfiguration der Wohnungen zwischen Individual- und Gemeinschaftsflächen rekonfigurieren und verhandeln können. Die Grundform der Wohnung besteht aus einer Gemeinschaftsfläche in der Mitte, um die Individualräume und der Sanitärbereich angeordnet sind.
Die Wohnungen können dank Barrierefreiheit zukünftig auch für seniorengerechtes Wohnen genutzt werden.
Interaktion und PartizipationDie jungen AktivistInnen widersetzen sich weiter steigenden Mieten und dem anonymen Wohnen in kommerziellen Unterkünften. Das Konzept eines selbstverwalteten Studierendenwohnheims mit hohen Ansprüchen an einen nachhaltigen, suffizienten Lebensstandard setzt ein Zeichen für eine neue Baukultur.
Das Gebäude wurde in einem partizipativen Entwurfs- und Bauprozess mit der Projektgruppe und den zukünftigen Bewohnenden entwickelt. So ergeben sich neue Chancen für die Identifikation der NutzerInnen mit ihrem Haus. Das trägt zur sozialen und ökonomischen Nachhaltigkeit im Sinne von Langlebigkeit und Dauerhaftigkeit bei.
Flexibilität und IdentifikationInnenwände und Möbel können durch die Konstruktion im Selbstbau hergestellt und versetzt werden. In der hauseigenen Werkstatt können die Bewohnenden ihre eigenen Möbel bauen. Wenn ein Gebäude die Anforderungen und Wünsche der Bewohnenden flexibel erfüllt, wertschätzen diese ihr Zuhause dadurch besonders und pflegen es nachhaltig.
Traditionelle BauweiseAusgehend von traditionellen Zimmermannsverbindungen wurde in zwei komplementären Forschungsprojekten durch DGJ und Pirmin Jung eine Bauweise entwickelt, bei der das gesamte Tragwerk nur mit form- und kraftschlüssigen Verbindungen gefügt wird. So konnte im Holzbau auf alle metallischen Verbindungsmittel verzichtet werden.
So wurde der Anteil an nachwachsenden Rohstoffen erhöht und eine rückbaubare Baukonstruktionen entwickelt. Mono-Material-Konstruktionen mit lösbaren Verbindungen sind leicht zu trennen und gut zu recyceln. Die Herausforderung besteht dabei darin, die traditionellen Bauweisen an die aktuellen technischen Anforderungen und Bedingungen der Produktion anzupassen.
ForschungIn zwei Forschungsprojekten wurde ein Bausystem entwickelt, das möglichst einfach angewendet und auf andere Bauaufgaben übertragen lässt. Auch komplexe Geometrien für die form- und kraftschlüssigen Verbindungen lassen sich auf CNC-Abbundmaschinen mit geringem Mehraufwand herstellen. Diese Technologie ist in den meisten größeren Zimmereien vorhanden. Die Konstruktion arbeitet mit überall verfügbaren Materialien.
Anwendung im Collegium AcademicumIm CA wurde das Bausystem erstmals in einem mehrgeschossigen Gebäude angewendet. Es wurde nicht nur nachgewiesen, dass die innovative Konstruktion wirtschaftlich umgesetzt werden kann, sondern dass es auch Vorteile für den Bauprozess gibt. Die Bauteile fügen sich mit hoher Präzision wie ein 3D-Puzzle zusammen, erhöhen so die Maßgenauigkeit und beschleunigen den Baufortschritt.
EnergiekonzeptKfW-/BEG-Effizienzhaus 40 plusAnwendung der Prinzipien der Suffizienz (der Qualität des Auskömmlichen). Kontrolltiere Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung; Solaranlage auf der gesamten Fläche des Flachdachs im 4.OG mit 180kWp Leistung, Batteriespeicher von 140 kWh sowie einer Überschusseinspeisung. Bilanziell Deckung von mindestens 100% des Strombedarfs der Bewohnenden. Energieeffiziente Verbrauchstechnik. Echtzeit-Feedbacksystem zur Kontrolle des Energieverbrauchs der einzelnen Wohnungen über selbstprogrammierte App. Antrag auf Ökobilanz durch das Qualitätssiegel Nachhaltiger Wohnungsbau (NaWoh) läuft. Daten und FaktenGrundstücksfläche Neubau: 4.290 m² Grundstücksfläche Altbau: 2.070 m²Grundstücksfläche gesamt: 6.360 m²Außenanlage Neubau: 2.240 m²Wohnfläche (WFL): 3.294,65 m²Nutzungsfläche (NUF [NRF-(TF+VF)]: 4.456,41 m²
Gemeinschaftlich genutzte Räume: Aula, Dachgarten, Werkstätten, Gemeinschaftsgarten, Multifunktionsraum mit Küche, Seminarräume
Weitere BeteiligteBauphysik: ina Planungsgesellschaft mbH, Darmstadt Statik Holz, Schallschutz: Pirmin Jung Deutschland GmbH, Sinzig Statik Beton: Jäger Ingenieure, Radebeul ELT: SBI schicho ingenieure GmbH & Co. KG, RegensburgHLS: IBS Scholz GmbH & Co.KG, Regensburg PV-Planer: HEG Heidelberger Energiegenossenschaft eGBodengutachter: HAGELAUER+SCHEUERER GeoConsult GmbH, Walldorf Prüfstatik: Ingenieurgruppe Bauen, Mannheim SiGeKo: hci HENNIG CONSULTING IMMISSIONSSCHUTZ, Heidelberg Vermesser: Gebauer + Manser Ingenieurgesellschaft mbH, Heidelberg-PfaffengrundVergaberechtler LP 6+7: Schlatter Rechtsanwälte Steuerberater PartG mbB, Heidelberg
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.