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Foto: Andreas-Thomas Mayer
71263 Weil der Stadt
Das am Ortsrand von Merklingen (Weil der Stadt) liegende Einfamilienhaus besticht durch seine klare Form, einfache Typologie und kompakte Bauweise. Der monochrome, umbragrau und glatt verputzte Baukörper bildet mit der Dachterrasse einen dezenten Übergang zur Landschaft. Die schlanken, nach außen öffnenden und bündig im Mauerwerk sitzenden Fenster und Türen vergrößern den Raum im Innern und präzisieren die kubische, monolithische Form von außen. Der relativ dunkle und je nach Lichteinfall fast schwarz wirkende, durchgefärbte Kunstharzputz stärkt ebenfalls die monolithische Wirkung des Hauses.
Das Haus nimmt sich zurück und reagiert in seiner Ausrichtung wie ein schwarzer Guckkasten mit einem Panoramablick in die von der Abendsonne bestrahlte Landschaft. Das neue und wenig attraktive Umfeld des Mischgebietes wird weitestgehend ausgeblendet.
Da nach dem Bebauungsplan nur ein Vollgeschoss auf dem Bauplatz erlaubt war, musste ein Viertel der Erdgeschossgrundfläche im Obergeschoss abgezogen werden. Wir teilten den quadratischen Grundriss in vier gleiche Quadrate, und ließen genau eines davon im Obergeschoss weg. Im Ergebnis entstand eine Dachterrasse mit fantastischem Panorama zum unverbaubaren Landschaftsschutzgebiet - und die Erweiterung der Kinderzimmer um einen geschützten Freibereich. Die Lage der Kinderzimmer im Dachgeschoss sorgt für eine gleichwertige Anbindung an die Dachterrasse und erweitert so den Spielbereich um einen geschützten Außenbereich.
Die Konstruktion des Hauses beschränkt sich auf streng im Mauerwerksmaß geplante Außenwände aus 36,5 Zentimeter dicken Hochlochziegeln. Lediglich Teile der mittleren Flurwand im Erdgeschoss tragen im Innern. Alle übrigen Innenwände sind in Trockenbau ausgeführt. Es mussten keine Steine gesägt werden. Aus einem Stein wurden z.B. durch diagonalen Schrägschnitt zwei nach innen geneigte Attikasteine. Insgesamt eine sehr wirtschaftliche Bauweise.
Die Decken wurden als sichtbar belassene Ortbetondecken mit auf die Raumgeometrie angepasstem Schalbild und integrierten Lampenfassungen ausgeführt. Alle Fenster-Türen sind 2,26 Meter hoch und in den Stürzen sind zusätzlich Stableuchten montiert, die unterschiedliche Lichtstimmungen ermöglichen und auch nach außen die Freibereiche belichten, sodass Außenwandleuchten entfallen konnten.
Raumhohe Eichentüren mit filigranen Stockzargen und Oberlichtern trennen die Haupträume von den Nebenräumen und lassen die kleinen Räume fließen und groß wirken. Eingestellte und mit den raumhohen Einbauschrankzonen als "Raumkörper" lesbare Nebenräume (Treppe, Bäder und Technik) erhalten dagegen weiße Tapetentüren.
Das Haus wurde während der Entwurfsphase energetisch simuliert, um das optimale Verhältnis zwischen den verglasten und den geschlossenen Wandflächen festzulegen. Größere, zusammenhängende Glasflächen kamen aus Kostengründen nicht in Frage, sodass konsequent zwei stehende Fenstertürformate für Standardziegelstürze verwendet wurden - nach Nord-Ost und Süd-Ost 101 Zentimeter breit, nach Süd-West und Nord-West 51 Zentimeter breit. Die Ausrichtung des Gebäudes zu den Himmelsrichtungen ermöglicht aus energetischer Sicht den Verzicht auf einen außenliegenden Sonnenschutz bei gleichzeitiger Orientierung und Öffnung zum Landschaftsschutzgebiet. Auf teure, mit Dämmstoff gefüllte Ziegelsteine und Dreifachverglasungen konnte daher verzichtet werden. Dennoch unterschreitet das mit einer Luft-Wasser-Wärmepumpe geheizte Gebäude die Anforderungen der EnEV um ca. 15 Prozent. Der obligatorische Wärmetauscher mit Lüfter wurde in einer separaten Sichtbeton-Müllbox versteckt und mit einem unterirdisch verlegten Leerrohr auf kurzem Weg an den Technikraum angeschlossen.
Wegen des schwierigen Baugrunds und aus Kostengründen wurde auch auf einen Keller verzichtet. Trotz Einbindung in den Kontext entstand ein typologisch einfaches, präzise konstruiertes und detailiertes Einfamilienhaus für eine junge Familie mit zwei Kindern und einem barrierefreien Universalzimmer, was mit einem Gesamtbudget von ca. 350.000 Euro brutto (ohne Grundstück inkl. Nebenkosten) im Ballungsraum Stuttgart sicher als preiswert gelten darf.
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.