Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Foto: Sven Bartz; flashpoint studio
Klostergasse 2-469123 Heidelberg-Wieblingen
Entwurf: Kirstin Bartels, Architektin und Schulbauberaterin, Hamburg; Planung und Umsetzung mit: ap88 Architekten Partnerschaft mbB, Bellm / Löffel / Lubs / Trager, Freie Architekten BDA, Heidelberg | Landschaftsarchitektur: GDLA I gornik denkel I landschaftsarchitektur partg mbb, Heidelberg | Tragwerksplanung: ASSMANN BERATEN + PLANEN GmbH, Hamburg
„Zukunftsweisende Schul- und Pädagogikkonzepte nehmen von der Vorstellung Abstand, dass alle Schüler:innen einer Gruppe zum selben Zeitpunkt mit derselben Methode am selben Ort dasselbe lernen. Gelernt wird ohnehin nicht nur im Klassenzimmer, sondern in der ganzen Schule, im Viertel, drinnen und draußen. Solche Konzepte fallen nur auf fruchtbaren Boden, wenn die Architektur ermöglicht, sie umzusetzen.“ IBA Heidelberg
Die IBA HeidelbergUnter dem Leitthema „Wissen schafft Stadt“ war die IBA (Internationale Bauausstellung) in Heidelberg von 2012 bis 2022 in der gesamten Stadt aktiv. In dieser Zeit half sie, Prozesse und Bauprojekte der Bildung und Forschung im Zusammenhang mit Stadtentwicklung zu initiieren, zu evaluieren und umzusetzen. Der ergänzende Neubau der Elisabeth-von-Thadden Schule war eins von 23 Projekten, mit denen die IBA antrat, die räumlichen und prozessualen Innovationspotenziale der aktuellen Diskurse zur Wissensgesellschaft zu untersuchen.
Ideenskizzen für das neue SchulgebäudeDie Elisabeth-von-Thadden-Schule ist ein vierzügiges und freies Gymnasium in Trägerschaft der Schulstiftung der Evangelischen Landeskirche Baden im Stadtteil Wieblingen. 1927 wurde es im damals leerstehenden Wieblinger Schloss gegründet, das heute noch Teil des historischen Gebäudeensembles auf dem weitläufigem Schulcampus ist. Eine sanierungsbedürftige Turnhalle hinter dem barocken Helbinghaus sollte durch einen Neubau mit Sporthalle und zukunftsfähigen Lernbereichen für die Mittelstufe ersetzt werden.
Die Thadden-Schule verfolgte schon seit einigen Jahren einen behutsamen Wandel der pädagogischen Praxis: Mit einer freiwilligen Pilotklasse wurde ein neuartiges Lernkonzept für die Mittelstufe erarbeitet und evaluiert. Dieses Konzept wurde 2015 / 2016 bereits in Teilen auf den regulären Unterrichtbetrieb übertragen.
Gemeinsam mit der Bauherr:innenschaft konzipierte die IBA Heidelberg ein experimentelles Vergabeverfahren: Bei dem "dialogischen Wettbewerb" trafen sich von der IBA ausgewählte, internationale Architekturbüros vor Ort, um in einem zweitägigen Workshop in engem Austausch mit der Bauherr:innenschaft die Ideenskizzen für das neue Schulgebäude zu erarbeiten.
Das neue Gebäude ersetzt die alte Turnhalle und erweitert das gewachsene Ensemble um einen zeitgemäßen Lernort mit aktuellen pädagogischen, klassenübergreifenden Konzepten für die Mittelstufe. „Das dialogische Verfahren hat es mir als Architektin ermöglicht, frühzeitig auf die pädagogischen Belange der Schule einzugehen und darauf basierend eine differenzierte Lernlandschaft zu entwickeln“, erläutert die Architektin Kirstin Bartels, die das Verfahren für sich entscheiden konnte. Für die weitere Planung und die bauliche Umsetzung ihres Entwurfs tat sich Kirstin Bartels mit dem in Heidelberg ansässigen Büro ap88 in einer ARGE zusammen.
Innovatives Raumprogramm für einen Wandel der pädagogischen PraxisDer Neubau an der Elisabeth-von-Thadden-Schule markiert mit seinem innovativen Raumprogramm den Wandel der pädagogischen Praxis des Gymnasiums, das für die Klassen der Mittelstufe bereits zuvor neue Lernformen erprobte.Der neue Lernort setzt auf vielfältige Raumangebote für „kompetenzorientiertes Lernen“: Die vier Klassenräume entwickeln durch die in die Innenräume gezogenen Ziegelfassaden sogenannte „Heimaten“, die durch einen vorgelagerten, großzügigen "Marktplatz" verbunden werden. Hier haben die Architekt:innen unterschiedliche Zonen für verschiedene Lernmodi gestaltet, wie beispielsweise Bereiche für Teamarbeit und Orte für den Rückzug in das konzentrierte Selbstlernen. Dort schafft das geölte Eichenholz in Fenster- und Türlaibungen sowie auf dem Boden eine Atmosphäre zum Wohlfühlen. Das Farbkonzept unterstützt zudem die Identifikation mit den Räumen.
Die in den Marktplatz integrierte Arena mit ihren tiefen, unterschiedlich ausgestalteten Holzstufen und individuell nutzbaren Hockern stärkt die Funktion des gezielten Austauschs und Verweilens: Hier können sowohl kleinere Gruppen ihre Gedanken gemeinsam weiterentwickeln als auch auch Vorträge für ein größeres Publikum stattfinden, ohne den Bezug zum Außenbereich mit seinem denkmalgeschützten Park und Baumbestand zu verlieren.
Integrierte Erschließung der Aula und der neuen SporthalleDer Entwurf ermöglicht zudem der Stadtöffentlichkeit einen neuen Zugang zur bestehenden Aula. Die tiefliegende neue Sporthalle nimmt sich von außen zurück und bringt durch die Glasfassade Tageslicht und das Grün der umliegenden Bäume in den Innenraum. Die Galerie ermöglicht es Zuschauenden, aktiv am Geschehen teilzunehmen.
Der Neubau bereichert damit die Ansammlung aus unterschiedlichen Schulgebäuden im denkmalgeschützten und atmosphärisch reizvollen ehemaligen Klostergarten. Der dreigeschossige Baukörper in Holz-Hybrid-Bauweise fügt sich durch die Kleinteiligkeit und die heterogen geschuppte Ziegelfassade selbstbewusst in das Bestandsensemble ein. (aus: IBA Heidelberg)
BauweiseHybridbauweise: Untergeschoss und Decken sowie Treppenhaus und je eine Wand der Klassenräume in Sichtbeton.Außenwände und teilweise die Innenwände sowie das Flachdach und die Hauben auf den Häusern als Holzkonstruktion.
MaterialienHybridbauweise, tragende Bauteile aus Stahlbeton und HolzPR-Fassaden aus Aluminium, Holz-Alu-Fenster Erdgeschoss: WDVS, Obergeschosse: hinterlüftete Fassaden mit Ziegel, Dach der Hauben ebenso.
Energiekonzept/ HaustechnikHeizung an den Bestand angeschlossen. Fußbodenheizung in den Obergeschossen, Deckenstrahlplatten in der Sporthalle, Heizkörper in Umkleiden/WCs. Kühlung (nur in den Obergeschossen) über Fußbodenheizung. Keine mechanische Lüftung, Lüftung über die Fenster und Oberlichter in den Hauben in den Obergeschossen. Nachtauskühlung über die Fensterelemente der Fassaden.
BarrierefreiheitAlle Geschosse und Räume barrierefrei erschlossen, Aufzug über alle Geschosse, Zugänge zum Gelände mit rollstuhlgerechten Rampen.
Weitere BeteiligteTGA/HLSK: Engineering Consult, KarlsruheTGA/Elektro: Ingenieurbüro Köhler, Leonberg
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.