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Foto: Tom Philippi
72336 Balingen
Balingen hat im Jahr 2023 die baden-württembergische Gartenschau ausgetragen. Aufbauend auf die Gartenschau-Bewerbung der Stadt Balingen aus dem Jahre 2009 unter dem Motto „Grüne Schnittstellen“ sowie dem daraus entwickelte Masterplan Grün von 2017 wurde für den Südteil 2018 ein landschaftsarchitektonischer Wettbewerb ausgelobt, dessen Preisgericht sich für das Büro lohrer hochrein entschied, das die Planung des Geländes übernahm. Parallel wurde die Landschaftsachse Nord in einem intensiven, iterativen und moderierten Bürger- und Beteiligtenprozess für die Gestaltung der Aufenthaltsangebote vom Büro Planstatt Senner entwickelt. Ziel der Gesamtentwicklung war dabei die Aufwertung und Inwertsetzung der innenstadtnahen Freibereiche entlang der Flüsse Eyach und Steinach mit einer hohen Lebensraumqualität für die Balinger Bürgerschaft.
Insgesamt ist ein zusammenhängender Grünraum mit hoher Aufenthaltsqualität entlang der Gewässer Eyach und Steinach entstanden, mit wichtigen Anbindungspunkten an die Innenstadt. Für die Stadt Balingen bedeutet dies: anstelle vorher teils bebauter oder anderweitig versiegelter Flächen sind Grünflächen entstanden, innenstadtnahe Aufenthaltsangebote für alle Altersgruppen und vielfältige neue Wegebeziehungen im Grünen.
So konnte durch Flächenzukauf und Abriss vorhandener Gebäude eine durchgehende Grünvernetzung geschaffen werden, mit Fuß- und Radwegen und immer wieder Aufweitungen zu Erholungsangeboten. Damit werden auch Wohnen, Arbeiten und Einzelhandel der Kernstadt gestärkt. Zahlreiche neue Stege verknüpfen die neuen Freiräume, Spiel und Freizeitangebote für alle Generationen.
Gleichermaßen wurde der natürliche Lebensraum am Gewässer respektiert und aufgewertet. Die Verflechtung der Belange des Hochwassers, des Naturschutzes und der Bürger zu einem lebendigen und nachhaltigen Miteinander war Grundlage bei Planung und Umsetzung. So wurde die gesamte Pflanzen- und Materialauswahl an den Flussraum angepasst und im Norden eine Hochwasserfreilegung integriert.
Die Gewässer Eyach, Steinach und der Etzelbach wurde – soweit möglich – renaturiert. So wurden Ufermauern entfernt, Ufer naturnah abgeflacht und, wo erforderlich, Buhnen gesetzt und eine Fischtreppe als Verbindung angelegt. Großgehölze und artenreich blühende Uferwiesen schaffen vielfältige neue Lebensräume für Tier- und Pflanzenwelt. Auch dem Stadtklima kommen diese Entsiegelungs- und Pflanzmaßnahmen zugute.
Die Materialien der Wegebeläge und der Ausstattung sind über den gesamten Bereich aufeinander abgestimmt: Wege sind nur im Bereich von stark befahrenen Radwegen und im Hochwasserausspülungsbereich befestigt, Bänke aus Holz und eine insektenfreundliche Beleuchtung der Hauptwegebeziehungen verbinden die Uferzone.
PlanungsideeEin langer, schmaler Grünraum legt sich, rahmend und betonend entlang von Fluss und Stadtmauer um die historische Altstadt nach Norden über ehemalige Tennisfelder und Asphaltflächen bis zur alten Mühle am nördlichen Stadtrand. Die vorhandenen Grünbereiche rund um die Altstadt, wurden zu einem verbindenden und als Einheit wahrnehmbaren bandartigen Park aufgewertet. Seine linearen Strukturen, Fluss- und Uferlandschaft, das Wegesystem und das Großgrün wurden verwoben.
Die Belange einer ökologischen und klimatischen Aufwertung sowie der Erhöhung der Aufenthaltsqualität und Gestaltung des öffentlichen Raums wurden hierbei immer wieder im gegenseitigen Respekt miteinander verflochten. Als feingliedrige Kette wurde die ursprünglich kompakte Uferpromenade ergänzt um ein Wegenetz von schmalen Wegen, von Rampen und Treppen, zur Wahrnehmung der Flüsse und ihrer Ufer.
Es verschmelzen Aufenthaltsbereiche, Fluss- und Uferbereiche, rahmende Stadtmauer und freie Grünflächen zu einem Park. Die Flusslandschaft wurde zum öffentlichen Grünzug geöffnet und durchgängig erschlossen. An wichtigen Stellen konnten Gebäude abgerissen werden und die Durchgängigkeit hergestellt werden.
Durch Stege und durch ufernahe Rasenwege, Kiesinseln und freigelegte Kalkplatten wurde die Flusslandschaft erschlossen und die untere mit der oberen Ebene verbunden. Einengungen des Flussbetts wurden weiträumig entfernt, der Gewässerverlauf renaturiert und in seiner Breite und Strömungsgeschwindigkeit abwechslungsreich gestaltet. Im Auenbereich wurden befestigte Beläge und Asphalt entfernt und durch großzügige Wiesen mit Aufenthaltsqualität ersetzt.
Eingelegt in dieses elaborierte Geflecht von Mauern, Fluss und Wegen finden sich die akzentuierenden „Edelsteine“ – intensivere Garten- und Aufenthaltsbereiche, die jeweils den prägenden Charakter des Teilbereiches signifikant und attraktiv herausarbeiten.
In direkter Nähe zu den Flüssen Eyach und Steinach galt es alle diese Maßnahmen im Einklang mit Naturschutz und Wasserwirtschaft zu entwickeln. So sind auf der einen Seite die Ufer der Eyach für einen wechselnden Wasserabfluss zwischen 1,3 und 130 cbm/s baulich zu sichern. Gleichzeitig wurden alle Zugänge an das Wasser für den Menschen sorgfältig auf die Strömung und insbesondere auch bezüglich des Naturschutzes abgestimmt. Die Pflanzenauswahl im Uferbereich ist grundsätzlich standortgerecht und autochthon und erhebt dennoch den Anspruch, im Gartenschaujahr und auch danach üppig zu blühen und für Mensch und Tier ein vielfältiges Blütenbild über den Jahreswechsel hinweg zu generieren.
Um die gestalterische Einheit des Geländes entlang der Ufer auch im Detail zu stärken, wurden Wegematerialien und Ausstattung einheitlich entwickelt. Die Spielbereiche bieten dagegen vielfältige, auf den jeweiligen Ort bezogene Angebote.
Parallel zu den Freiflächen wurden auch vier Fußgängerstege, teilweise auch für Radfahrer, als Ersatz für ehemalige Brücken und Stege gebaut. Mit nun flacheren Ufern überspannen sie einen aufgeweiteten Flussraum. Insgesamt entwickelte sich so ein für Fußgänger und in weiten Teilen auch Radfahrer durchgängiges Grünband entlang der Altstadt, mit zahlreichen kleinen Setzungen, welche die Aufenthaltsqualität verbessern, über Material- und Ausstattungswahl die gestalterische Verbindung lesbar werden lassen und gleichzeitig auch die ökologische Vernetzung stärken.
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.