Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
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Foto: Gerd Juetten
Hornbergstraße 9970188 Stuttgart-Ost
In der Hornbergstraße in Stuttgart-Gaisburg befindet sich der Kindergarten Pistoriuspflege. Das Gebäude wurde für diesen Zweck von Eleonore von Pistorius schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erweitert. Der ältere Teil wurde als Stall und Wohnhaus genutzt. Heute beherbergt das gesamte Gebäude den Kindergarten sowie ein Familienzentrum.
Aufgrund der Bedeutung des Gebäudes im historischen Ortsbilds und der Geschichte Gaisburgs erschien es angemessen den Umbau mit viel Sorgfalt und Augenmaß durchzuführen. Dabei waren drei Aspekte von besonderer Bedeutung: der Erhalt von historischer Substanz und dem Charakter des Gebäudes, die bewusste Erfahrbarkeit und Sichtbarkeit der alten Materialien für die Kinder und Eltern und die Funktionalität des Baus, trotz der Nutzungsänderung und dem nicht normgerechten Bestand.
Der gemeinsame Vorplatz zwischen Haus 97 und 99 ist Ankunfts- und Verteilort für alle Nutzer. Alle drei Geschosse sind in gleicher Weise geordnet. In der nordöstlichen Gebäudeecke mit Orientierung zum gemeinsamen Platz und Hof befinden sich jeweils Foyer bzw. Garderoben und Erschließungsbereiche.
Nach Nordwesten zur Straße und zur weniger besonnten Seite sind Küche, Toiletten, Büro-, Personal- und Schlafräume angeordnet. Im Erdgeschoss sind hier die Cateringküche und die Teeküche für das Familienzentrum untergebracht. In der südlichen Gebäudehälfte mit Orientierung nach Osten, Süden und Westen befinden sich im Erdgeschoss der Mehrzweckraum und in den Obergeschossen die beiden Gruppenräume, die so im gesamten Tagesverlauf besonnt sind.
MaterialkonzeptAuch aus pädagogischer Sicht erscheint uns der Erhalt möglichst vieler Bauteile erstrebenswert, da dadurch den Kindern die handwerkliche Bearbeitung von Materialien und ihre Alterung haptisch und sinnlich erlebbar gemacht werden kann. So kann beispielsweise die Oberflächenqualität eines von Hand behauenen Eichenbalkens Materialqualitäten verdeutlichen und zum spielerischen Umgang mit unterschiedlichen Materialien inspirieren. Ebenso kann eine knarrende Treppe oder ein abgenutzter Holzhandlauf die Erfahrungswelt der Kinder positiv bereichern, die in der perfekt genormten Welt der industriellen Fertigung häufig verloren geht. Bei der Modernisierung des Gebäudes wird Wert auf den Erhalt historischer Details und Materialien gelegt. Gerade das Unperfekte, Krumme oder Abgenutzte kann so eine unverwechselbare Atmosphäre schaffen.
FarbkonzeptUm den Unterschied zwischen der originalen Bausubstanz und den Ergänzungen erlebbar zu machen, wird das Bestandsmaterial geweißelt, gekalkt oder hell lasiert. Die hinzugefügten Materialien behalten ihre Material-Farbigkeit. Die Farbgebung der Bodenbeläge ist in jedem Stockwerk anders. Jeder Gruppe und dem Familienzentrum sind jeweils eine Farbe zugeordnet, für die Kinder Orientierung und Identifikation.
Historische BausubstanzDie Hornbergstraße bildete früher die Hauptachse von Gaisburg. Im 2. Weltkrieg wurde die alte Dorfstruktur nahezu völlig zerstört. Heute sind auf der östlichen Straßenseite lediglich die Gebäude 97 und 99 von der alten Bebauung erhalten. Das Gebäude wurde in zwei Bauabschnitten gebaut, die bis heute erkennbar sind. Der südliche Teil vermutlich um 1750, der nördliche zwischen 1842-43. Dieses historische Erbe bleibt in seiner Erscheinung und in der Materialität dank des Erhalts der Bausubstanz und des sensiblen Umbaus weiterhin erfahrbar.
KonstruktionDer bestehende Fachwerkbau ist in seiner Natur als Skelettbau in hohem Maße flexibel und im Gegensatz zum Massivbau mit relativ geringem Auf- wand veränderbar. Dies legt nahe, mit denselben Mittel also im konstruktiven Holzbau daran zu arbeiten und Anpassungen vorzunehmen.
Auch ist der verantwortungsvolle Umgang mit Baumaterialien wichtig, weswegen bei diesem Projekt Wert auf nachhaltige Baustoffe gelegt wird. Die Dämmung in den oberen Stockwerken und im Dach besteht aus Holzfaser, die Innendämmung des aus Naturstein gemauerten Erdgeschosses besteht aus Silikatplatten.
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.