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Foto: Marcus Ebener
Boller Straße 873035 Göppingen-Jebenhausen
Wettbewerb 1. Preis 2014Ausführung: 2016 bis 2019Ausführung Umbau Bestand: ab 2018
Der steigende Bedarf an Betreuungsplätzen hat den Vorstand der Stiftung Kinderheim Wieseneck dazu veranlasst, das bestehende Kinderhaus im Göppinger Ortsteil Jebenhausen zu sanieren und zu erweitern. Was mit zwei Gruppen im alten Kinderhaus begann, weitete sich im Laufe der Zeit immer mehr aus, so dass Umbau, Sanierung und Erweiterung unumgänglich wurden. Nach den baulichen Maßnahmen wurde es möglich, bis zu 156 Kinder im Alter von ein bis zehn Jahren zu betreuen und das Kinderhaus in vier verschiedene Fachbereiche mit insgesamt acht Gruppen zu untergliedern.
Bereits im Jahr 1913 wurde die Stiftung Wieseneck von Pfarrer Christoph Blumhardt aus Bad Boll und Schwester Anna von Sprewitz gegründet und war ihrer Zeit weit voraus: Zweck der Stiftung war es, dass „solche Kinder der Einwohner Jebenhausens ohne Unterschied der Konfession vom dritten Lebensjahr ab, tagsüber kostenlose Aufnahme und Verpflegung finden, deren Eltern, Vater oder Mutter außerhalb ihrer Wohnung beschäftigt sind." In der Konzeption der Stiftung des Kinderhauses aus dem Jahr 2020 wird zudem festgehalten, dass „in einem lernfreudigen Umfeld Selbstbewusstsein, Neugierde und Experimentierfreude in Ruhe gedeihen können". Auch die Architektur kann und sollte diese Haltung fördern.
Eine besondere Herausforderung bedeutete es zunächst, mit der maroden Bausubstanz des bestehenden Kindergartengebäudes umzugehen und dieses stimmig an den Erweiterungsbau anzuschließen. Das historische Bestandsgebäude lag als Solitär in einer parkartigen Grünfläche am Ortsrand. In der Planung wurde darauf geachtet, auch dem Erweiterungsbau eine eigene Identität zu vermitteln. Zugleich sollte er harmonisch in den Garten eingefügt werden. Entstanden ist ein Gebäude, das einen feinen Kontrast zum Bestandsbau mit Putzfassade und Satteldach herstellt. Dies erfolgte mit einer vertikalen, gerundeten Holzfassade, die durch ihre Materialität eine große Wärme und etwas Einladendes ausstrahlt. Durch einen gläsernen Zwischenbau sind beide miteinander zu einem Ensemble verbunden. Geplant wurde der Erweiterungsbau auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit: die kompakte Bauhülle minimiert aufgrund ihrer geringen Oberfläche den Wärmeverlust und ermöglichte es, den alten Baumbestand zu erhalten.
Das der Montessori-Pädagogik verpflichtete Kinderhaus bietet auch Ganztagesbetreuung an, so dass sich einige Kinder bis zu zehn Stunden in den Räumlichkeiten aufhalten. In der Planung wurde auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder Rücksicht genommen. Das Herz des Kinderhauses bildet die Spieltreppe, die sich in sanftem Schwung durch die Mitte des Neubaus windet und übersichtlich die einzelnen Bereiche erschließt: vielfältige Spielzonen vor den Gruppenräumen, Sitzecken und ruhigere Bereiche zum Ausruhen und Entspannen.
Weitere Beteiligte:Tragwerkplaner: Hagedorn Ingenieure, GöppingenBauphysik: J. Paech und Steffen Bitsch, GöppingenEnergieberatung: Städtische Endergieberatung, GöppingenElektroplanung: Elektroplan Ingenieure GmbH, GöppingenHLS: GECON Eng·1neering und Consulting GmbH, GöppingenAußenanlagen: Büro für Freiraumplanung und Landschaftsarchitektur, Reichenbach/Fils
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.