Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Foto: Johannes Meger Photography
Hauptstraße 45a79199 Kirchzarten
BeschreibungKirchzarten im Dreisamtal ist ein sehr beliebter Wohnort, Bauplätze sind von daher rar und sehr teuer, bezahlbare Mietwohnungen kaum zu bekommen. Für die vierköpfige Familie bot sich die einmalige Chance, den Traum vom Eigenheim in einer Baulücke als Mitglied einer Bauherrengemeinschaft zu verwirklichen. Mit der Umsetzung des Projekts konnten die zentralen Wünsche der Bauherren erfüllt werden: Wohnen Innerorts, flexible Wohnungsgrundrisse, Einfügen neben dem Bestandsgebäude, dem sogenannten Bankschen Haus.
Areal Das denkmalgeschützte Banksche Haus ist eines der ältesten Gebäude in Kirchzarten. Schon vor etlichen Jahren konnte der Altbau saniert und in eine nachhaltige Zukunft geführt werden. In der nebenan liegenden Baulücke, einer versiegelten Brachfläche mit ungenutztem Hallengebäude unweit des Dorfzentrums, entstand nun eine Nachverdichtung durch ein eigenständiges Wohngebäude aus Holz.
Konzept Die Kubatur des Gebäudes folgt den Abstandsflächen sowie den Grenzen des polygonalen Grundstückes. Der Altbau steht in unmittelbaren räumlichen Zusammenhang mit dem realisierten Neubau. Dieser schmiegt sich als kristalline Struktur um den Altbau herum und weicht kontrastierend in seinem Volumen komplett von der traditionellen Steildachbauweise mit großem Überständen ab. Der Holzbau wird in moderner Art neu interpretiert, die Wände komplett holzverschalt, ohne Dachüberstände. Dadurch transformiert sich das Gebäude als Baustein in die Umgebung und dockt an das Banksche Haus an. Es umschließt das Denkmal und bildet mit diesem ein städtebauliches Ensemble. Eine räumliche Verbindung wird über den Balkon geschaffen. Durch die geringere Höhe ordnet sich das neue Gebäude dem alten Gebäude mit seinem großen Walmdach unter.
Nutzung und Daten Grundgedanke der einzelnen Wohnungen ist die Großzügigkeit der offenen Wohnbereiche. So unterstreichen die Größe der Fassadenöffnungen und ihre Anordnung den Bezug zur Umgebung und zur Grundrissstruktur. Die privaten Räume werden bewusst als Rückzugsräume in den von der Straße abgewandten Bereichen angeordnet. Je Geschoss gibt es eine größere Wohnung für Familien und eine kleinere für Singles, Paare oder Alleinerziehende, die gekoppelt und auch wieder getrennt werden können. Daraus ergibt sich eine große Flexibilität in der Grundrissgestaltung. In der ausgeführten Variante hat das Haus drei Wohneinheiten mit 44, 104 und 150 m². Das Erdgeschoss wurde komplett barrierefrei ausgebildet und kann zu einem späteren Zeitpunkt in zwei Wohneinheiten geteilt und so an neue Familienstrukturen angepasst werden. Das Obergeschoss ist gleich aufgebaut und kann wie derzeit in zwei Wohnungen aufgeteilt, aber auch als eine große Wohneinheit genutzt werden. Das Besondere hier ist die große Loggia nach Süd-Westen, die - obwohl zur Straße gelegen - einen geschützten Außenraum bietet. Durch Terrassen, Balkone und eine Dachterrasse haben die Bewohner trotz eines eng bebauten Grundstücks viele Möglichkeiten geschützte Freiflächen zu nutzen. Innenliegende Treppenhäuser wurden zwecks Raumgewinn vermieden und die außenliegende Erschließung mit Terrassen gekoppelt.
Material Die Fassade erhält drei verschiedene Oberflächen. So unterstreichen die horizontalen Schwartenbretter die Umschließung des denkmalgeschützten Nachbarn. Dieses rohe Material wird beim Vorbeigehen aus verschiedenen Blickwinkeln entlang der Hauptstraße sichtbar und betont den Eindruck der kleinen untergeordneten Wohn-Box. Gleichzeitig unterstreichen die neuen Schindeln das Zusammenspiel und den Bezug zwischen Denkmal und Neubau. Um den geringen Abstand zur Nachbargrenze zu ermöglichen, wurde die Rückseite des Hauses mit einer Kompaktplatte verkleidet. Bei der Ausführung wurde bewusst auf Firmen und Baustoffe aus der Region zurückgegriffen. Die Ausführungsplanung und die Detailentwicklung fanden in enger Zusammenarbeit mit den Handwerkern statt. Erstellt wurde der Baukörper in Holzrahmenbauweise mit Holzfaserdämmstoffen und Brettschichtdecken. Die Fenster sind aus Lärche und in der Oberfläche naturbelassen. Die Materialität im Innenraum beschränkt sich auf die Oberflächen des massiven Holzbaus mit der sichtbar gehaltenen Brettstapeldecke, einen dazu kontrastierenden dunkelgrauen roh belassenen Sichtestrich ergänzt mit verschiedenen Holzbelägen auf den Innenwänden. Das in den letzten Jahren vermehrt angefallene Käferholz wurde in unterschiedlichen Oberflächenbehandlungen mit Sägeschnitt, Prägetechnik sowie geflammter oder gelaugter Farbgebung für den Innenausbau verwendet. Im Bereich des Holzbaus wurde ein hoher Vorfertigungsgrad erzielt. Alle Wandelemente wurden in der Zimmerei vorproduziert, womit eine sehr kurze Bauzeit und damit Kostenoptimierung erreicht werden konnte. Durch den Einsatz von Holz als Baustoff wurden erhebliche Mengen CO₂ langfristig gebunden. Es wurden nahezu keine Verbundbaustoffe verwendet, damit ist das Gebäude fast vollkommen recyclingfähig. Die verwendeten Baustoffe bestehen aus natürlichen Materialien und sind somit nachhaltig und schadstoffarm. Damit entsteht ein gesundes Wohnklima. Es wurde bei allen Bauteilen auf Diffusionsfähigkeit geachtet, dies sorgt für einen optimalen Feuchteaustausch.
Energieversorgung und -konzept Das Gebäude erreicht den Energiestandard KfW 40. Die Wärmeerzeugung erfolgt in einem benachbarten Wohnhaus über eine Pelletanlage, an die auch das denkmalgeschützte Gebäude angeschlossen ist. Zusätzlich befindet sich eine Solarthermieanlage auf dem Dach, deren überschüssige Wärme in die Nachbargebäude fließt. Um das Regenwasser optimal zu nutzen, wurde eine Regenwasserzisterne eingebaut, die für die Bewässerung der Außenanlagen und der Dachterrasse genutzt wird. Trotz des sehr hohen Energiestandards wurde auf Lüftungssysteme verzichtet und der Einsatz von grauer Energie minimiert.
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.