Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Foto: Achim Ketterer
Hauptstraße78598 Königsheim
Weitere Projektbeteiligte:Straßenbau und Kanal: Breinlinger Ingenieure, TuttlingenStatik Schlosserarbeiten und Buswartehalle: Ingenieurbüro für Baustatik Gerd Hohner, TuttlingenELR-Entwicklungskonzept und Antragsstellung, Durchführung: kommunal PLAN, Tuttlingen
Königsheim ist ein kleiner Ort auf der südlichen Schwäbischen Alb, umgeben von der reizvollen Landschaft des „Heuberges“. Ausgehend von der räumlichen Ausprägung durch die begrenzende Baustruktur, der Topographie und des sozialen Umfeldes wurde für die Ortsdurchfahrt und ihre angrenzenden Bereiche ein Neugestaltungskonzept entwickelt.
Insbesondere sollten die vorhandenen Qualitäten und Potentiale erkannt, entwickelt und gestärkt, Mängel- und Konfliktsituationen beseitigt oder gemildert werden. Besonders die für das Dorfleben wichtigen politischen, sozialen und kulturellen Impulsgeber (Kirche, Rathaus, Gemeindehalle, Backhaus, Gasthaus) standen dabei im Focus. Folgende Schwerpunktbereiche bzw. Themen haben sich im Zuge der Bearbeitung herausgebildet. Die einzelnen Themen wurden auf 3 Bauabschnitte über 3 Jahre verteilt.
1. Bauabschnitt
2. Bauabschnitt
3. Bauabschnitt
Erster BauabschnittDie Seitenbereiche der Ortsdurchfahrt sind großzügig gepflastert, Schwerpunktbereiche in hochwertigem Granit. Wo es möglich war, wurde die Trennung von Gehweg und privater Vorfläche aufgehoben, die Bereiche wirken dadurch großzügiger. Die Fahrbahn ist auf ihr mögliches Minimum verengt. Integriert wurden auch verkehrsberuhigenden Maßnahmen wie die Neuanlage des "östlichen" Fahrbahnteilers. Es sollte die Ortsmitte aus Sicht des Kraftfahrers definiert und eingegrenzt sowie eine Bremswirkung erzielt werden. Eine bewusst gesetzte Engstelle vor Rathaus und Gemeindehalle bremst den Verkehr zusätzlich noch ab.
Einer der Schwerpunktbereiche ist die Platzsituation beim Gasthof "Kreuz". Durch die Verlegung der Busumfahrt und Wegfall der Bushaltestelle konnte eine qualitätsvolle Platzsituation entwickelt werden. Die Geometrie erinnert in ihrer Form an die Dorfanger früherer Zeit, auf denen sich das Gemeindeleben abspielte. Hier lag die Anlage eines Biergartens nahe. Die Fläche ist gut besonnt und kann direkt von der Gastwirtschaft angedient werden. Eine Hecke bietet einen optischen Schutz zum Verkehr ohne den Ort "auszublenden". Hofbäume schaffen Atmosphäre und bieten Schatten.
Zweiter BauabschnittDurch Abbruch eines Bestandsgebäudes konnte die Zufahrtstraße zum geplanten Bushaltepunkt neugestaltet und an die Fahrgeometrie moderner LKW und Busse angepasst werden. Der ÖPNV wurde völlig neu organisiert, es gibt nur noch eine zentrale Haltestelle mit Haltepunkten für alle Linien und integrierter Wendeschleife. Dieser zentrale Haltepunkt bildet die östliche Platzkante des Dorfplatzes aus. Entsprechend wurden die Wartehallen gestaltet bzw. Grünelemente wie geschnittene Hecken angeordnet. Zusätzlich wird ein Park- und Rideplatz angeboten, Ladestationen für E-Mobilität sind vorbereitet.
Die Planungen wurden in enger Zusammenarbeit mit der Verkehrsbehörde des Landkreises Tuttlingen durchgeführt und koordiniert und entsprechen den neuesten Anforderungen für ÖPNV-Haltestellen. Durch die zentrale Anordnung des ÖPNV wurden in der Ortsmitte Flächen frei, die für gestalterische Maßnahmen genutzt werden konnten. Weiterhin wurde der Parkplatz an der Gemeindehalle und die Vorfläche am ehemaligen Schulhaus neugestaltet.
Dritter BauabschnittDurch klare Definition der Platzkanten entstand eine ablesbare Platzgeometrie in Form eines Trapezes. Ein einheitlicher, wertiger Natursteinbelag bildet den Platzboden. Das Backhaus stellt einen wichtigen Teil des Dorfplatzes dar, dessen Funktion ist gestärkt worden. Ein Brunnen ergänzt den Bereich am Backhaus und soll an die frühere Wasserknappheit auf dem Heuberg erinnern. Sitzbänke laden zum Aufenthalt ein. Die südliche Platzkante nimmt die Flucht der Halle auf und überbrückt den Höhenunterschied mit vier Stufen. Es schließt sich eine wassergebundene Fläche an, die mit der Südkante der Halle abschließt. Hier besteht die Möglichkeit ein Festzelt aufzubauen. Ein Grünbereich rundet den Raum nach Süden ab, hier sind die Spielangebote für die Kinder und Jugendlichen angeordnet.
Details, Konstruktion und MaterialFür die Pflasterungen der Seitenbereiche und des Dorfplatzes wurden gelblich-beigefarbene Steine ausgewählt die ihren Bezug zum Kalkstein der Schwäbischen Alb suchen. Die Schwerpunktbereiche wurden anstatt in Betonpflaster in hochwertigem Granit ausgeführt. Als Verlegeart für das Natursteinpflaster wurde der Passe-Verband gewählt. Diese Verlegeart, mit ihrer diagonalen Struktur und vielen unterschiedlichen Steingrößen erzeugt eine lebendige Oberfläche und lässt auch komplizierte Platzgeometrien räumlich zusammenfließen.Der Dorfbrunnen ist in schlichter, kubischer Form aus frostsicherem Kalkstein ausgeführt. Höhensprünge wurden mit individuell gefertigten Betonfertigteilen ausgeglichen, notwendige Brüstungselemente in schlichter Form aus verzinktem Stahl gefertigt.Die Buswartehallen sind als Holz-Stahl-Glaskonstruktion errichtet und individuell für dieses Projekt entworfen worden. Flächige Wildstaudenpflanzungen sollen zum einen pflegeleicht sein, zum anderen aber auch den Charakter der natürlichen Vegetation der Schwäbischen Alb widerspiegeln. Geschnittene Hecken aus Rotbuche gliedern und akzentuieren Teilbereiche. Robuste, heimische Laubbäume wurden in den Schwerpunktbereichen gepflanzt. Wo es möglich war, hat man Bestandsbäume erhalten und in die neu entstandenen Strukturen integriert.
Dipl. Ing. (FH) – Freier StadtplanerAchim KettererTuttlingen, 31.10.2020
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.