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Foto: Stefan Müller
Salierstraße 60-60b, 62, 64, Philippstraße 1, 3, 5-1575177 Pforzheim
Die Entwicklung eines innerstädtischen Wohnquartiers für Familien bildet in der heutigen Zeit eher eine Besonderheit. Zum Einen ist die Verfügbarkeit größerer Grundstücksflächen eher selten gegeben und zum Anderen streben die Entwickler und Bauträger in die Peripherie oder in Neubaugebiete.
Eine rühmliche Ausnahme bildet das Bestreben der Pforzheimer Wohnungsbauunternehmen mit dem Erwerb einer Brache in der nördlichen Innenstadt und dem Ziel, familiengerechtes Wohnen zu entwickeln. Das ehemalige Gelände einer Schmuckfabrik zeichnet sich durch seine Nähe zu Kindergarten, Schulen und der Infrastruktureinrichtungen aus. Viel entscheidender ist jedoch, im gewachsenen Gefüge der Stadt eine Wohnbebauung zu realisieren.
Bezogen auf die Physiognomie der Stadt befindet sich das Grundstück am Übergang von der Blockrandbebauung zum freistehenden Haus als großbürgerliches Mehrfamilienhaus.
Aus diesem städtebaulichen Kontext leitet sich die städteräumliche Figur, die Großform ab. Die Verzahnung der Blockrandbebauung im Süden und den Solitären im Norden wird auf dem Grundstück vollzogen.
Die besondere Lage in der Nordstadt mit dem einmaligen Blick über die Luitgardstraße in die Innenstadt erfordert eine gesteigerte Sensibilität bei der Anordnung der Baukörper.
Städteräumlich gesehen bildet die vorhandene Aufweitung des Straßenraumes eine typologische Eigenheit bei der Anlage von blockhaften Stadtstrukturen und erinnert am Konradplatz an einen Anger.
Die Stellung der verschiedenen Häuser berücksichtigt die übergeordneten Linien und Fluchten. Die einzelnen Häuser werden um einen Hof verortet, hieraus leitet sich der Name des neuen Quartiers ab. Diese von allen Himmelsrichtungen zugängliche Mitte, das Vakuum der sie umgebenden Bebauung, ist als gemeinschaftliche Hoffläche vorgesehen. Das soziale Gefüge, die bewohnerübergreifende Kommunikation, die spielenden Kinder mit Großeltern oder Eltern als "Aufsicht", sind wichtige Kriterien, die über die Annahme und Akzeptanz einer Wohnbebauung dieser Größenordnung entscheiden.
Die Hanglage des Baugrundstücks erlaubt den halböffentlichen Hof auf der Höhenlage der Philippstraße anzuordnen und ihm über den öffentlichen Straßenraum zu stellen. Es entsteht ein ruhender Pol im Leben und Treiben der Nordstadt.
Die Topographie wird bewusst ausgenutzt, die Garagenstellplätze sind ebenerdig zur Salierstraße vorgesehen. Alle Treppenhäuser erhalten eine direkte Anbindung an die Garage. Dieses erste Geschoss, dessen Decke das Niveau des Hofes bildet, ist das Basement für die verschiedenen Häuser. Der Niveauunterschied zur Salierstraße, das "Anheben" der Wohnbebauung über dem öffentlichen Straßenraum, ist für Wohnzwecke ideal. Diese Anordnung der Häuser erlaubt die Anlage von Freiflächen und den Wohnungen zugeordneten Freibereichen, die niveaugleich sind.
Die Nord/Süd aufgestellten Häuser sind wirtschaftlich optimiert. Die Wahl eines Vierspänners mit zentralem aussteifenden Treppenkern ermöglicht eine Grundrisskonfiguration, die ohne unsinnige (Flure) und schwernutzbare Bereiche auskommt. Die großzügigen Raumfolgen ermöglichen ein familiengerechtes, individuelles Wohnen. Durch die französischen Fenster wird eine überdurchschnittlich hohe Tageslichtquote erreicht, eine Qualität, deren Güte man selbst ermessen mag.
In Ost/West-Richtung sind die von ihrer Grundform zeilenförmigen Baukörper aufgelöst. Im Norden säumen sechs gereihte Häuser den Hof. Die Überleitung in die angrenzenden Grünflächen gelingt unmerklich und ganz selbstverständlich. Die relative Geschlossenheit dieser Bebauung ist zudem eine Antwort auf die Hohenzollernstraße, deren Einflüsse das Gebiet mehr oder weniger stark belasten.
Im Süden verjüngt sich die Zeile ab dem 2. Obergeschoss zu "freistehenden" Häusern. Diese Auflösung der Kubatur führt zu einer spannungsreichen Lichtführung im Hofbereich. In den Obergeschossen entstehen gut geschnittene und belichtete Wohnungen.
Die Wohnungstypologie der einzelnen Häuser trägt den Vorstellungen des Auslobers nach überwiegend 3-Zimmer Wohnungen Rechnung.
Die Einbindung in den städtebaulichen Kontext und die innere Struktur sind markante Kriterien, durch sich die Wohnbebauung wohltuend abhebt und einen der Stadt urbanen Ort einverleiht.
PETER W. SCHMIDT ARCHITEKT BDA
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.