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Foto: Shakabra
Schwetzinger Terrasse 969115 Heidelberg-Bahnstadt
Das 1914 erbaute Stellwerk 08 in der Bahnstadt in Heidelberg ist eines von wenigen baulichen Zeugnissen des ehemaligen Güterbahnhofes der Stadt. Dieser erstreckte sich mit seinen Gleisanlagen, Hallen und technischen Gebäuden auf genau dem Areal, auf dem sich heute der Heidelberger Stadtteil Bahnstadt befindet.
Das Stellwerk 08 ist eines von drei erhaltenen Stellwerken. Bis zum Herbst 1998 wurden von hier aus die Signale und Weichen des östlichen Bahnhofsteils gestellt. Neben der Bausubstanz selbst konnten einige Einbauten wie Teile der Spann- und Stellwerksmechanik, Schaltkästen und Schilder gesichert und in das Gestaltungskonzept integriert werden.
ErdgeschossDas Erdgeschoss entstand durch das Einziehen einer neuen Stahlbetondecke etwa 1,5 m über dem ursprünglichen Boden des Stellwerkes. In diesem Bereich befand sich die Spannwerksmechanik, die über Drahtseile sowohl mit der Stellwerksmechanik im Obergeschoss als auch mit den Weichen außerhalb des Gebäudes verbunden waren.
Die gemauerte Außenwand des Erdgeschosses wurde in ihrer Grundsubstanz erhalten. Während der durch Vandalismus beschädigte Außenputz erneuert wurde, konnte im Innenraum die nördliche Wandoberfläche im Originalzustand erhalten werden. Sowohl Putz und Anstrich als auch Leitungen und Schalter wurden lediglich gereinigt. Dies trägt im Innenraum in besonderem Maße zur Atmosphäre des Stellwerks bei.
Hinzu kommen die alten Holzfenster, deren Rahmen im Original erhalten und wo nötig in liebevoller Handarbeit aufgearbeitet wurden. Die Fensterscheiben waren fast vollständig zerschlagen und wurden ersetzt. Durch einen neuen Anstrich fügen sich die Fenster harmonisch in die Fassade, sowohl im Innen- als auch im Außenraum. Die Farbwahl ergab sich aus der Untersuchung der Rahmen und der Holzfassade im Obergeschoss. Obwohl es Aufnahmen gibt, in denen das Stellwerk in Gänze weiß gestrichen war, stellte sich heraus, dass die ursprüngliche Farbgebung dezenter anmutete.
Neben den Fenstern wurden auch die dazugehörigen Sandsteinfensterbänke erhalten. Von Verunreinigungen und Vandalismusspuren befreit, komplettieren Sie das Erscheinungsbild des Gebäudes im Innen- und Außenbereich.
Die Anlage der Spannwerksmechanik lag ursprünglich unterhalb der heutigen Erdgeschossdecke und erstreckte sich fast über die gesamte Länge des Raumes. Sie stellte die Verbindung zwischen den Stellhebeln im Obergeschoss und der Gleisanlage im Außenraum dar. Die Anlage bestand ursprünglich aus über 40 Elementen, jedes davon mit ein bis zwei massiven Betonplatten als Gewicht. Zwei dieser Elemente wurden, aus Sicherheitsgründen allerdings ohne Gewichte, in den Gastraum integriert und bieten dort Geschichte zum Anfassen.
Ergänzend zur Außenwand wurde die Decke zwischen Erdgeschoss und Obergeschoss konstruktiv erhalten und hinsichtlich statischer Belange ertüchtigt. Die Deckenuntersicht ist nahezu komplett im Original erhalten. Hier finden sich neben den Stahlträgern und der Holzschalung Elemente der alten Rohrheizung, die Laufschiene und der Flaschenzug einer Laufkatze, Umlenkrollen, die zwischen Spann- und Stellwerksmechanik verbaut waren, sowie eine Leuchte.
Ein Luftraum ermöglicht den Blick ins Obergeschoss und damit auf den zweiten für den Betrieb des Stellwerks relevanten Teil der Anlage - die Stellwerksmechanik.
Obergeschoss
Das Obergeschoss stellte den Hauptarbeitsplatz der Wärter dar. Von hier aus hatten sie über große Fenster nach Norden, Osten und Westen den Überblick über die Gleisanlagen und bedienten die Stellwerksmechanik. Die Anzahl der Hebel der Stellwerksmechanik entsprach in etwa der des Spannwerks und nahm entsprechend einen Großteil des Raumes ein. Hinzu kamen diverse Signal- und Schaltkästen sowie Gleisbelegungstafeln und Sicherungsschränke. Knapp die Hälfte der Anlage konnte erhalten, gereinigt und in das Gesamtkonzept integriert werden.
Wie im Erdgeschoss konnte auch im Obergeschoss die Grundsubstanz der Außenwand erhalten werden. Diese wird durch ein ausgemauertes Fachwerk gebildet, das an wenigen Stellen aus statischen Gründen ertüchtigt werden musste. Die Fassade wurde mit Hilfe einer Holzweichfaserplatte in der Lage der Unterkonstruktion der Vorhangfassade energetisch ertüchtigt und nach historischem Vorbild erneuert. Die Lage der Schalung blieb dadurch unverändert. Im Innenraum wurde aus energetischen Gründen zusätzlich ein Kalkdämmputz aufgetragen. Das Sprengwerk, das die Lasten des Daches über die Ständer des Fachwerkes abträgt, blieb sichtbar und im Original erhalten.
Die Metallrahmen der großen Fenster des Obergeschosses sind genau wie die Holzrahmen der Fenster im Erdgeschoss im Original erhalten, aufgearbeitet und neu gestrichen worden. Die Gläser waren fast vollständig zerstört und wurden ersetzt. Aus energetischen und nutzungsrelevanten Gründen wurden in Absprache mit dem Amt für Denkmalschutz der Stadt Heidelberg auf der Innenseite Vorsatzfenster ergänzt. Diese ermöglichen den Erhalt der Außenansicht des Gebäudes bei gleichzeitiger Behaglichkeit im Innenraum. Die Öffnungsflügel der neuen Fenster sind so angeordnet, dass auch die Öffnungsflügel der historischen Fenster weiterhin bedient werden können. Dies führt auch in diesem Bereich dazu, dass Geschichte greifbar wird.
Die Substanz des Dachstuhls war in gutem Zustand und konnte vollumfänglich erhalten werden. Die Dachdeckung musste aufgrund von Schäden jedoch erneuert werden. Die auf der Nord- und Südseite des Daches vorhandenen Fledermausgauben wurden in Handarbeit nach Originalvorbild ertüchtigt und wieder eingedeckt. Die bei Beginn der Arbeiten fehlenden Fensterrahmen konnten im Dachstuhl gesichert und aufgearbeitet werden. Die Verglasung wurde wo nötig ergänzt.
Der Schornstein des Gebäudes ist zwar nicht mehr in Gebrauch, wurde als historisch stilprägendes Element der Dachlandschaft jedoch im Original erhalten.
Neben den Hauptelementen des Gebäudes konnten bei den vorbereitenden Untersuchungen zahlreiche Elemente wie Signal-, Schalt- und Sicherungskästen, Schilder und Tafeln geborgen werden. Sie wurden in Absprache mit dem Denkmalschutz Heidelberg in das neue Konzept integriert und an unterschiedlichen Orten im Gebäude wieder aufgestellt und angebracht.
Weitere BeteiligteStatik: Gerhard Brauch, HeidelbergBauphysik: Balck + Partner Facility Engineering, Heidelberg
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.