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Foto: helleckes landschaftsarchitektur
Grabengasse 14-1869117 Heidelberg-Altstadt
Ein historisches Kleinod wird neu in Szene gesetzt und in Einklang gebracht mit der Architektur der 70er Jahre, den Anforderungen an den Klimawandel und den Nutzungsanforderungen an gemeinschaftlich und individuell nutzbare Lern-, Arbeits- und Veranstaltungsorte.
Der ‚Triplex‘ als großmaßstäblicher Universitätskomplex der 70er Jahre war in seiner Entstehung nur schwer vereinbar mit der kleinteiligen historischen Baustruktur der Altstadt Heidelbergs. Der Wunsch der Universität nach neuen Lernorten im Freiraum und die Notwendigkeit von Sanierungsmaßnahmen im Innenhof war nun Auslöser des Projektes und uns Anlass für eine Vermittlung der wertvollen historischen Struktur mit den baulichen Interventionen der 70er Jahre.
Im Fokus des Entwurfs stand die Schaffung attraktiver Lern-, Arbeits- und Kommunikationsorte im Mensabereich in der Altstadt mit unterschiedlichsten Raumqualitäten unter dem Motto ‚Der Campus als Lebensbereich‘, die sowohl individuell als auch gemeinschaftlich nutzbar sind. Eine wichtige Rolle spielte auch der behutsame Umgang mit dem Bestand, der das aus der Renaissance stammende sogenannte ‚Rodensteiner Türmchen‘ als besonderes Juwel mit kunsthistorischer Bedeutung neu in Szene setzt und das in die 70er Jahre Fassade aufgenommene Portal als Fragment der ursprünglichen Altstadtbebauung freistellt. Die vegetative Ausstattung wurde klimatauglich erneuert und die Entwässerung soweit möglich den Vegetationsflächen zugeführt.
Ein verträgliches Raumkonzept
Inspiriert durch den Situationsplan von 1895 wurde das Blockinnere neu geordnet: Eine an die Gartenkunst angelehnte grüne Treillage (im Boden verdeckt verbundene Stahlstaketen) formuliert die ehemalige Gartenmauerlinie. Diese den Wegrand begrenzende formale aber offene Struktur rahmt die Pflanzung ein, spielt mit ihr und bildet die Grenze zwischen offenem und vegetativ umfriedetem Raum als Pufferzone zu den privaten Anrainern.
Die neue Linie mit Lernnischen definiert die Wegeverbindung zwischen Mensa, Theater und Heidelberg Center for American Studies (HCA), stellt eine Raumkante zu den Neubauten der 70er Jahre dar, fängt die Rasenböschung auf und stärkt den bisher freistehenden Gartenpavillon in seiner Bedeutung.
Die entstandenen Orte bekommen ihren eigenen Charakter: der trubelige Mensaplatz und der eher ruhigere Platz am Gartenpavillon, das neue Plateau mit Gastro-Container, die Lernnischen in der Grünen Wand, der Durchgangsbereich vor der Mensa und die baumüberstandene Rasenböschung mit Sitzblöcken.
Funktionale AufwertungMit den Lernnischen hinter der Treillage inmitten der Strauch- und Gräserpflanzung, den langen Sitzbänken (topographisch in die Rasenböschung eingebettet) und der mobilen Bestuhlung für Außenbewirtung und Veranstaltungen entstanden individuelle, lebhafte wie geschützte Lern- und Aufenthaltsorte. Die Lernnischen, der Gastro-Container auf dem Plateau sowie der neue Platz am Gartenpavillon wurden mit Daten-, Strom- und weiteren Versorgungsanschlüssen ausgestattet.
BelagsflächenIm gesamten Innenhof des Triplex wurde ein richtungsloser Pflasterbelag aus Natur-Kleinstein gewählt (Passé-Verband), der Ruhe in den Hof bringt. Lediglich die Bereiche der Lernnischen und des Rückzugs am Historischen Portal sind als Ortbetonbeläge mit Besenstrichoberfläche ausgeführt. Belag und Belagsaufbau entsprechen den Ansprüchen der Belastungsklasse 0,3 der RStO 12 und sind auf der bestehenden Tiefgaragendecke in einer gebundenen Sonderbauweise ausgeführt.
BepflanzungBaumhain/Pflanzung in der Rasenböschung Wo vorher zwei abgängige Weißdorne standen, bilden nun sieben neugepflanzte Blaseneschen einen Baumhain, in dessen Schatten die Studierenden sitzen und lernen können. Bei der Baumwahl waren Klimaverträglichkeit, der Nährwert für Insekten oder Vögel und die Zierde durch Wuchs und Blüte-, Blatt- und Fruchtschmuck wichtige Aspekte. Die Blasenesche gilt als robust und anspruchslos und wird für das heutige und zukünftige Innenstadtklima empfohlen.
StrauchpflanzungDie westliche Kulissenpflanzung besteht im Hintergrund aus Blüh-Ziersträuchern mit besonderem Nähr- und Nistwert für Vögel und Insekten. Sie bieten Blickschutz zur Fassade hin, befestigen die Böschung und schaffen einen Rahmen oder Rücken für die Lern-Nischen.
Im Vordergrund um die Nischen und entlang der Treillage besteht die Pflanzung aus Ziergräsern mit punktuellen weißen Blütenstauden, die der Umgebung eine fröhliche Leichtigkeit geben. Die mehrjährigen Pflanzen brauchen einen mageren Boden um sich wohlzufühlen und werden deshalb mit einer 5cm starken Splittdecke, also mineralisch gemulcht. Sowohl Strauchpflanzung als auch Gräser sind so ausgewählt, dass sie mit dem Standort zurechtkommen und keinen erhöhten Pflegeaufwand erfordern.
BeleuchtungDie Beleuchtung des Innenhofes besteht aus sieben Lichtstelen, die so angeordnet sind, dass sie die Verkehrssicherheit auf den Hauptverbindungswegen gewährleisten. Der Leuchtentyp entspricht den Vorgaben der vom Land in Heidelberg verwendeten Leuchten. Entgegen des ursprünglichen Bestands wurde hier eine asymmetrische Ausleuchtung gewählt, damit das Licht nur in den Innenhof und nicht an die Fassaden strahlt. Die atmosphärische Beleuchtung an Bestandsbäumen, dem historischen Portal und am Pavillon wurde aus Naturschutzgründen sehr reduziert gehalten und kommt nur temporär, d.h. bei Abendveranstaltung zum Einsatz.
Fläche: 2.100 m² (davon 700 m² auf TG)
Weitere BeteiligtePflasterberatung: Wulf Schneider, Trier Tragwerksplaner: Ingenieurgruppe Bauen, Mannheim Garten- und Landschaftsbau: Erhardt GmbH & Co.KG, Karlsruhe Elektroarbeiten: Elekro-Steidl, Weinheim
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.